Zitat von Lykurg:In seinem Fall fallen zwei Gründe auf, warum er sich vor Gericht verantworten mußte:
1) Er hat ohne Zulassung als Heilpraktiker gearbeitet. Ich kann schwer einschätzen, wie streng die Vergabekriterien sind, aber sie sind dafür da, Patienten vor Betrügern zu schützen, was ich grundsätzlich sinnvoll finde.
2) Menschen, die von ihm behandelt wurden, brachen ihre bisherige Behandlung ab (z.B. die Einnahme von Insulin!) - ich weiß nicht, inwieweit er das direkt veranlaßte, aber an der Stelle hat jedenfalls seine Einwirkung direkten Schaden zugefügt.
Zitat von Ipsissmus:ein harmloser religiöser Eiferer von gewissen Charisma, der in einer aufgewühlten Zeit unkritische Geister an sich binden konnte. Nutzte wohl die latente Wundergläugigkeit vor allem seiner Anhänger im katholischen Bayern aus, scheute sich dabei wohl auch nicht davor, mit jüngeren hardcore-Anhängerinnen ein ausschweifends Sexualleben einzurichten und ziemlich viel Geld aus den Sammlungen zu veruntreuen. Führte den Tod meherer Frauen herbei, denen er gegen bestehende ärztliche Diagnose den Rat erteilte, ihre Medikamente abzusetzen, was bei Insulin und Diabetes schnell tödlich wird. Wurde immer wieder mal angeklagt, aber nie mit letzter Konseqenz bestraft. Ein Scharlatan.
Es gab hier in der Heide mal einen Mann namens Schäfer Ast, der mit Heilungen aufgrund von sogenannten "Haardiagnosen" von sich reden machte und zahllose Kranke anzog und Berichten zufolge etlichen half, denen die Ärzte nicht mehr helfen konnten.
Zu seiner Zeit herrschte eine faktische Kurierfreiheit, die 1939 mit Einführung des Heilpraktikergesetzes aufgehoben wurde.
Von daher könnte man de Verstoß gegen das Heilpraktikergesetz auch als eher formaljuristischen Vorwurf ansehen.
Hat Gröning etwas veruntreut? Offenbar hat er zumindest am Anfang selbst nichts gefordert für seine Leistungen, später war bei größeren Veranstaltungen mit mehr Aufwand sicher eine Zahlung erforderlich, allein um den Aufwand zu decken.
War diese aber verbindlich als Eintrittsgeld oder Honorar festgesetzt? Oder haben nicht die Menschen, die zu ihm kamen, aus eigenem Entschluss ihm etwas gezahlt, das aus ihrer Sicht angemessen war?
Bestand seine Verfehlung in dieser Hinsicht nicht in schlichter Steuerhinterziehung?
Die Frage, wo Heilersein endet und Scharlatanerie beginnt, finde ich schwierig, insbesondere wo letztlich auch die Schulmedizin zu guten Teilen auf Mechanismen beriht, mit denen Heiler arbeiten. Es ist bekannt, daß auch die Wirkung von Antibiotika durch die psychische Konstution des Patienten beeinflussbar ist, der Placebo-Effekt lässt sich auch hierbei erzeugen.
Von daher, was bleibt an berechtigter Kritik?
In meinen Augen zweierlei: Das Versprechen von Heilung - diese kann nicht im Sinne einer Prognose versprochen werden -, und die Tatsache, daß er Hilfesuchende von lebenswichtigen Therapien abgebracht hat, woran einige gestorben sind.
Bemerkenswert in jedem Falle, daß er mit Stanniolpapier arbeitete. Alufolie ist auch heute noch ein beliebtes Medium zur Übertragung esoterischer Energieformen. Man sollte dies reglementieren.