Merkel feuert Umweltminister Röttgen

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Ipsissimus
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Sa 19. Mai 2012, 14:02 - Beitrag #21

Röttgen hat sich doch post-Fukushima nur darin gesonnt, dass Merkel auf seinen Kurs einschwenkte, als dass er an diesem Schwenk wirklich mitgewirkt hätte.


das ist doch genau das, was ich sagte^^ Röttgen hat die Energiewende nie aktiv mitgetragen und war zuletzt zu einem Bremsklotz geworden. Wenn er mir ein bisschen sympathischer wäre, würde ich ihm darin sogar Einsicht zubilligen^^ die Energiewende ist ein bitterer Fehler, der Deutschland noch teuer zu stehen kommen wird

Lykurg
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Sa 19. Mai 2012, 15:00 - Beitrag #22

Teuer in jeder Hinsicht. Wenn es nächstes oder übernächstes Jahr richtig kalt wird, dürfte es größere Stromausfälle geben. Ich halte dadurch massive wirtschaftliche Schäden, aber auch Todesfälle für nicht ausgeschlossen. (Ganz abgesehen von der verstärkten Abhängigkeit von Rußland mit den entsprechenden Folgen für unsere Menschenrechtspolitik.)

Traitor, Minister sind nunmal nicht ganz unwichtig, Kabinettsumbildungen machen Schlagzeilen, und wenn das im Streit passiert, ist es noch interessanter. Darüber hinaus war es ja im Gefolge der NRW-Wahl ohnehin schon ein großes Thema. -
Die Entlassung erfolgt so oder so im Alleingang, nicht nur formal, sondern auch faktisch. Es hatten sich aber durchaus führende Parteipolitiker, besonders profiliert natürlich Seehofer, ungewohnt offen und kritisch über ihn geäußert, intern dürfte es noch weit höher hergegangen sein. Die Entscheidung hat sie möglicherweise (!) allein getroffen, aber sie hatte zweifellos viele Unterstützer.

janw
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Sa 19. Mai 2012, 16:26 - Beitrag #23

Zitat von Lykurg:"Dem hier"? "Wäre"? Guttenberg oder Röttgen?
:confused:

Mit
Zitat von janw:Es wäre wenn bedauerlich, wenn der Bundespräsident dem hier gefolgt wäre.

meinte ich das Vorgehen im Falle Guttenbergs mit der damaligen "kein Akademiker"-Begründung - es wäre bedauerlich, wenn der Bundespräsident eine solche Haltung Merkels, nach Belieben Minister schassen zu können, in der aktuellen Sache gestützt hätte.
Für mich bedürfen solche Entscheidungen nachvollziehbarer Gründe, ordre de Mufti geht nicht.

Zitat von Lykurg:Ich bezweifle sehr, dass es ihr inhaltlich um das Umweltministerium ging. Es wird Merkel nur um das eine angesteuerte Ziel 2013, die Wiederwahl, gegangen sein. Sie wollte keinen öffentlich als Verlierer und Dissident abgestempelten Minister in ihrer Truppe haben, der nur noch schmollt und Negativschlagzeilen produziert.

Natürlich nicht um das Ministerium, sondern um die Energiewende, um vor der Wahl noch etwas fertig zu kriegen und damit Wahlkampf treiben zu können.

Zitat von Lykurg:Teuer in jeder Hinsicht. Wenn es nächstes oder übernächstes Jahr richtig kalt wird, dürfte es größere Stromausfälle geben. Ich halte dadurch massive wirtschaftliche Schäden, aber auch Todesfälle für nicht ausgeschlossen. (Ganz abgesehen von der verstärkten Abhängigkeit von Rußland mit den entsprechenden Folgen für unsere Menschenrechtspolitik.)

So viele Ausfälle, wie die Kernenergie eine sichere Energiegewinnung ist und nur ein paar ungewaschene Kriminelle dagegen sind. Auch hat es bekanntlich nie Todesfälle durch die Kernenergie gegeben.
Uran, ja wo kommt das eigentlich her...?

Lykurg
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Sa 19. Mai 2012, 16:53 - Beitrag #24

Die erste Nachfrage war von Traitor, und das dritte Zitat auch. Aber ich schließe mich an - wieso 'wäre'? Gauck hat doch unterzeichnet, und genau das ist auch sein Amt...? Und ob ordre de mufti oder nicht - sie hat zweifellos nachvollziehbare Gründe; aber weder deren Vorhandensein, noch daß jeder sie nachvollziehen können soll, ist gesetzlich vorgeschrieben. Die Annahme, daß sie damit Schaden von Staat, Amt und Partei abwenden wollte, dürfte reichen.

Und ja, ungewaschene Kriminelle gibt es auf beiden Seiten, das weiß ich auch. Tote übrigens auch, oder sind die chinesischen Kohlegruben sicherer als der Uranabbau? Ich glaube, da war doch was... Bild Die jährlichen Grubenunglückstoten allein dort dürften je nach Berechnung die Opferzahl der Kernenergienutzung insgesamt übersteigen, ganz zu schweigen von den Folgeschäden (Staublunge, Bergschäden etc.). Das Argument zieht also nicht.

Ipsissimus
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Sa 19. Mai 2012, 17:42 - Beitrag #25

Der Abbau von Seltenen Erden ist auch ein ökologisches Meisterstück. Was da in Westchina mit chinesischen Kindern passiert, ist praktisch eine Kopie von dem, was Areva im Nordniger mit den Tuareg macht.

janw
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Sa 19. Mai 2012, 17:45 - Beitrag #26

Lykurg, sorry, das hab ich falsch gesehen, von wem das war.
"Wäre", weil es ja nun geschehen ist, ich hoffe einfach, daß Gauck sich die Entscheidung nicht zu leicht gemacht hat.
Oder hälst Du Verfassungskonformität für das einzige Kriterium, auf das der Bundespräsident ein Gesuch auf Ministerentlassung prüfen darf?

Schon diesen Sommer hätte es nach gesicherter Meinung der Springerpresse und mit den Kernkraftwerksbetreibern verbandelter Meingunsführer einen Blackout geben müssen, wirtschaftliches Desaster, Tote möglicherweise inbegriffen.
Die chinesischen Kohlegruben als Argument...ein großer Teil des Urans für europäische Kraftwerke kommt aus einer Grube in Mali, in der keiner darauf achtet, was mit den strahlenden Stäuben passiert. Wie auch keiner darauf achtet, was mit den strahlenden Stäuben und Abwässern in den kanadischen und australischen Uranabbaugebieten passiert, es bleiben strahlende Landschaften zurück, Arbeiter, um deren Strahlenkrankheiten sich keiner kümmert, Einheimische, die entweder von ihrem Land vertrieben werden oder dort an den Folgen sterben.
Die Liquidatoren in Tschernobyl wurden gesund geschrieben, weil sie ja auch etwas zu viel getrunken haben konnten :crazy:
Die Fehlgeburtsrate in den Falloutregionen in der Ukraine und in Russland ist nach wie vor erhöht.
Kürzlich wurde festgestellt, daß um Gorleben ein drastisches Missverhältnis bei den Geschlechtern von Neugeborenen besteht.
Das ist eben das Problem mit allgemein mutagenen Stoffen, im Gegensatz zu den sehr eingegrenzten Folgeerkrankungen des Steinkohlebergbaus wie Staublunge usw.

Ipsissimus
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Sa 19. Mai 2012, 18:21 - Beitrag #27

es war im Winter einige Male haarscharf

janw
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Sa 19. Mai 2012, 21:32 - Beitrag #28

Gut, das hatte ich auch gelesen.

Aber war da nicht auch schonmal ein westliches Kernkraftwerk vor ein paar Jahren haarscharf am Gau vorbei gerutscht...Brokdorf oder Forsmark?

Stammt das Uran in deutschen Kraftwerken nicht auch von Areva?


Ich will Dir gar nicht widersprechen, was diese Seltenen Erden aus China betrifft, aber letztlich gibt es da alternative Quellen, die meines Wissens in besserer Weise zu gewinnen wären, zum anderen ist die benötigte Menge begrenzt, irgendwann werden die benötigten Turbinen da sein, oder man wird beim Repowering Recycling betreiben.
Uran wird dagegen verbraucht.

Ich will auch gar nicht ein Loblied der Windenergie singen, manche Gebiete sind wirklich miserabel geplant, es werden Vögel vertrieben und ihre Zugwege zugestellt, immer wieder ist auch von Vogelschlag zu hören, der gerade große Vögel betrifft, auch Fledermäuse sind betroffen.
Irgendwie ist es ein Graus, alles, was der Mensch anfasst...und wenn dann noch Geld dahinter steckt... :(

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Sa 19. Mai 2012, 21:58 - Beitrag #29

in Deutschland wird einfach nur die Debatte so geführt, dass jeder Vorfall als einer gewertet wird, der unmittelbar in den Gau mündet, und wenn er hundert mal beweist, dass das Problem, das zu ihm führte, beherrscht wurde. Aber ich glaube, wir hatten das Thema schon öfters durchgekaut^^

Die tatsächlichen Probleme sind sowieso ganz andere. Es gibt viel zu viele von uns, und wir bekommen unsere Gier nicht nur nicht in den Griff, sie wird von vielmehr vielen noch nicht mal als Problem aufgefasst sondern eher als Tugend verkauft.

Maglor
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Mo 21. Mai 2012, 21:04 - Beitrag #30

Das Ende des Umweltministers war schon ein seltenes Ereignis.
Für gewöhnlich gibt der Bundeskanzler dem Minister noch die Möglichkeit selbst das Handtuch zu werfen. Die Nötigung zum Rücktritt ist durchaus üblich.
Bei den bisherigen aufgezwungenen Rücktritten ging diesen jedoch monatelange Kampagnen der Medien und der Politik voraus.
Dies war bei Röttgen jedoch offensichtlich nicht der Fall.
Der letzte Minister, der gefeuert wurde, war glaube ich Scharping, allerdings erst nach einer wahren Serie von Peinlichkeiten.

Röttgen selbst kann man nur strammen Karierristen betrachten.
Sein medialen Image als lustige Schwarzgrüner mit Fahrrad ist lediglich eine guttenbergiforme Blase. Hinter dieser Larve findet sich wahrscheinlich noch das Gesicht des Industrie-Lobbyisten von einst.
Röttgen kanidierte als Spitzenkanidat in NRW mit Rückfahrschein. Immerhin war es durchdachter Versuch Bestandsschutz zu wahren und so die Leiter nur nach oben zu steigen. Jetzt muss er sich wohl mit der Rolle und dem Gehalt des Oppositionsführers in NRW begnügen.
Anstandshalber müsste jedoch auch die NRW-CDU Röttgen für die Niederlage bzw. den Nicht-Sieg verantwortlich machen, daher in die zweite oder dritte Reihe königsmorden.

Atomenergie und die Kritik an ihr ist in Deutschland eine Art Religion. Wenn Röttgen schon nicht aus religiösen Gründen gefeuert wurde - er hatte ja selbst offensichtlich keine - wird sich in naher Zukunft im fernen Sahel zeigen, ob wir bereit sind einen Krieg jener Religion wegen zu führen. Die Rache der Tuareg wird man hierzulande jedoch nicht als Religionskrieg gegen Kernkraft sondern als al-kaidanischen Dschihad betrachten

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