Der Tod des Magisters ist Josef Knecht ist kaum weniger unsinnig als der des Regenmachers. Letztlich ist der Tod bei Hesse jedoch nie unsinnig sondern sinnstiftend. Nach jener seltenen Verwickung von Pseudohinduismus und Christentum kann nur der Tod Erlösung bringen.
Eine Reinkarnation des Meisters im Schüler erfolgt nach dessen Tod.
Plinios mögliche Rolle bei der Reform bleibt vage.
Die Fiktion einer fernen Zukunft und der Nirgendwo-Provinz Kastalien bilden nur den Hintergrund für Hesse Charaktere. Sie sind nur Traum und Schaum , fiktive Lebensläufe, Fiktion. Am Ende des indischen Lebenslaufes findet sich ja ein vielsagender Bruch - ein Riss in der Realität, der das beschriebe Leben als Traum im Traum entlarvt. Am Ende wird Knecht barbarossagleicher Tod selbst noch als Sage gekennzeichnet, über dessen tatsächlichen Hergang der fiktive Autor kein Gewähr. (Vielleicht ist auch in Kastalien die Legende wirkungsmächtiger als die tatsächlichen Werke.)
Ich komme nicht daran vorbei die Idee des fiktiven Lebenslaufes auf das Gesamtwerk zu übertragen.
Josef Knecht, Goldmund, Harry Haller, Siddharta, der Regenmacher ...
Hermann Hesse als Person war Kulturpessimist, Einsiedler, Zeitgeist-Kritiker, Relativist usw.
Selbstwerdung gelingt seinen Charakteren durch Weltflucht, letztlich aber nur durch Tod. Die Lebensbeschreibung des Josef Knecht bildete eine interessante Variante. Anders als Goldmund flieht Knecht nicht aus dem Kloster, sondern ins Kloster.
Tief bewegt hat mich Josef Knechts schwarzer Pessismus, seine dunkle Prophezeiung vom Ende des Ordens, der Spieles usw., diese Gewissheit, dass auch die Welt der Glasperlenspieler nur eine Episode der Weltgeschichte sein könnte, die bald vergessen sein könnte. (Noch schwarzgalliger ist nur noch der Gedanke, dass die drohende Vernichtung der Gegenwart vielleicht gar nicht so schlimm sein könnte.) So verstehe ich auch die direkte Anfügung des vergessenen, steinzeitlichen Regenmachers an die Lebensbeschreibung des Magisters.
Am Ende kann nur der Tod des Meisters den Schüler emotional zur Umkehr bewegen - eine durchaus gelungene Allegorie auf Jesus Christus.
Am Ende obsiegt die Freundschaft und die Charakterbildung über die kalte Wisseschaft des Spieles - jene diffuse Mischung aus Musik und Mathematik. Das eigentliche Glasperlenspiel - schon gar nicht das chinesische - wird im Roman nicht erklärt. Der fiktiver Erzähler streift beim Versuch der Erklärung des Spiels ständig das feuilletionistische Niveau. Anedoktenhaft werden einzelne Stufe der Entwicklung aneinandergereiht.
Im Laufe der Erzählung werden Knechts soziale Beziehungen hingegen detailliert geschildert, die tatsächliche wissenschaftliche Arbeit jedoch nur, so weit sie Einfluss auf die Freundschaft hat.