Wie die SZ basierend auf der Studie einer amerikanischen Universitöt darlegt, ist dieser Effekt mindestens schon teilweise vorher in den 50ern durch Penicillin entstanden, weil damit die Syphillis ihren (oft tödlichen) Schrecken verlor.
"Es ist eine verbreitete Annahme, dass die sexuelle Revolution mit der freizügigeren Haltung der 60er-Jahre und der Entwicklung der Antibabypille begonnen habe", sagt Francis. "Die Sachlage deutet jedoch klar darauf hin, dass bereits der verbreitete Gebrauch von Penicillin und der dadurch bedingte Rückgang der Syphilis-Erkrankungen während der 50er die moderne sexuelle Ära startete."
Interessant bis erschreckend, eben weil hier keine kausale heilende Wirkung im Spiel ist, ist ein Vergleich in die Neuzeit:
Ökonom Francis sieht hier Parallelen zur gegenwärtigen Aids-Epidemie. Auch hier zeigen neuere Studien, dass der klinische Einsatz der neuen und wirksamen Hochaktiven Antiretroviralen Therapien (HAART) wieder zu einem riskanteren Sexualverhalten vor allem unter Männern geführt hat, weil eine HIV-Infektion jetzt behandelbar erscheint. Hier zeige sich wieder die Gültigkeit der Ökonomie, schreibt Francis: "Beide Beispiele bestätigen die Grundannahme, dass das Verhalten die Kosten einer Krankheit beeinflusst, und dass die Kosten einer Krankheit wiederum das Verhalten beeinflussen."