Zitat von Ipsissimus:Islamisten? Zugegeben, wir haben es gewagt, gegen ein bösartiges Regime in dem Staat zu rebellieren, in dessen nördlichen Teil wir ohnehin die Überzahl sind.
Tatsächlich bilden diee Tuareg selbst im nördlichen Teil Malis, der ausgerufen Republik Azawad, eine verschwindende Minderheit. Das gilt um so mehr für die scheinbar ebenfalls in den Separitismus verwickelte Minderheit der Mauren und Araber. Insesondere die Städte wie Timbuktu werden mehrheitlich von anderen Ethnien zu bewohnt.
Es stimmt schon, dass der Norden Malis in vorkolonialer Zeit von den Tuareg dominiert wurde. Sie forderten Tribut von den Oasen und Städten oder überfielen sie.
Durch die allgemeine wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung, die durchaus unter "Modernisierung" firmieren darf, verloren die Nomaden ihre vorherige Vormachtstellung in der Region. Hier sei nur an die gutgemeinten Versuche der Kolonialmacht Frankreich erinnert, die Sklaverei abzuschaffen. Und letztlich haben
Tatsächlich deutet demografische Daten bei
Wikipedia darauf hin, dass der Anteil der Tuareg an der Gesamtbevölkerung in Timbuktu und Gao um 1950 deutlich höher war als heute.
Dies ist sicherlich die Folge von Flucht und Vertreibung während der zahlreichen bis dato niedergeschlagenen Tuareg-Rebellionen seit den 60er-Jahren. Ein noch schwerer einzuschätzender Faktor bildet der Identitätswechsel. So haben sich diverse ehemals als Sklaven oder sonstige Hörige abhängige Gruppen inzwischen ethnisch neu orientiert und verstehen sich nicht mehr als Tuareg.
Zum Thema Islamismus:
Wer hinter dem Regime von Ansar Dine steckte bleibt unklar. Die Propaganda, auch die der Tuareg, spricht von Algeriern und anderem Grobzeug. Anhänger der MNLA scheinen nach derzeitiger Propaganda, die Entmachtung der Ansar Dine zu begreifen, wobei die Halbwertzeit der MNLA nach der doppelten Niederlage sicherlich begrenzt ist.
Letztlich beseitigte Ansar Dine die Mausoleen der Sufi-Heiligen. Dieser Akt klingt schon wahabitisch inspiriert und erinnert nur all zu deutlich an die Plünderung und der Zerstörung der Mausoleen in Mekka durch die saudische Wahabiten im 18. Jahrhundert.
Es ist schon einer der größtes Unglücke, dass ausgerechnet jenes Stückchen Wüste mit den puritanischsten Beduinen, heute so sehr mit öligem Wohlstand gesegnet ist, dass ihm gelingt mit eben jenem Gelde die Umma zu dominieren und ihre Art des Islams zu exportieren.
Was vielleicht auch dahintersteckt:
Die ganze Gegend ist verroht und verelendet.
Zumindest die Oberschicht der Tuareg bilden eine Art Kriegergesellschaft, die sich auch durch Rebellionen zu profilieren versucht. Eine Arbeit als Mietling oder Söldner ist keineswegs fremd und Gadaffi war sicherlich nicht der letzte Zahlmeister. Hinter der Radikalisierung im Norden Malis steckt sicherlich auch Geld aus dem Nahen Osten, ob nun von Staaten oder Privatpersonen.
Wahrscheinlich ist auch eines der Hauptprobleme des malinesischen Zentralstaates, dass sie es sich nicht leisten können, die Tuareg zu kaufen.
(Der Vergleich mit Zigeunern hinkt übrigens gewaltig. Ein besser Vergleich wären - glaube ich - Kulaken.)
Zur Menschenrechtslage:
Die
Gesellschaft für bedrohte Völker fordert eine dauerhafte Anwesenheit der Franzosen. Es ginge insbesondere darum, dortige Araber und Tuareg vor Übergriffen der malinesischen Armee zu schützen. Eine Übergabe an afrikanische Blauhelme aus Tschad sei auszuschließen, da gleichsam brutal und unzuverlässig seien wie die Malinesen.
Das Ziel Malis sei die Entwaffnung der Tuareg, währen die Europäer nur die Entmachung der Islamisten wollten.
Das ist sicher auf der Hintergrund, warum Hollande in Timbuktu so umjubelt wurde.