Ich finde Frau Schavans Rücktritt ebenfalls sehr konsequent und begrüßenswert. Daß sie es nicht gleich bei Verkündung des Entscheids tat, finde ich auch nachvollziehbar, sie hat erst die Kanzlerin konsultiert und ihre Entscheidung noch einmal überschlafen, das ist meines Erachtens guter Stil, soviel Zeit muß sein. Die genannten Gründe, vielleicht mit etwas viel Pathos formuliert, das Land und das Amt müsse ihrer Person voranstehen, sind zutreffend, entsprechend hat sie auch die umfassende Würdigung durch Merkel verdient.
@009: Ja, schon eine auffallende Hierarchisierung - Wulff und Guttenberg gehen allein (modulo Ehefrau^^) vor die Presse, Röttgen wird von Merkel in einer Erklärung ihrerseits gefeuert, Schavan dagegen im gemeinsamen Auftritt aus dem Amt ehrengeleitet. Den Doktorhut zu nehmen und ggf. werfen wäre immerhin in diesem spezifischen Fall eine kuriose Geste, ich finde aber schon das Ritual für Verteidigungsminister und Bundeskanzler eher mäßig notwendig, Präsident würde mir genügen.
Zitat von Traitor: Hätet er irgendwelche fachlichen Qualifikationen vorzuweisen gehabt? Oder kam er dir einfach nur als ranghöchster (fast-schon-)Arbeitsloser mit CDU-Parteibuch in den Sinn?
Da hast du mich erwischt ]Welchen Sonderumständen verdankte sich eigentlich ihre Promotion ohne Diplom? Oder war das damals noch ein Regelweg?[/QUOTE]Ja, und ich glaube, daß es das in Ausnahmefällen mancherorts immer noch gibt, ich kenne es allerdings nur noch aus dem Ausland (z.B. Schweiz
, per Volksentscheid bewilligt).
@Wortwahl: Ich meine, sie sieht es als aus Flüchtigkeit nicht nachgewiesene Zitate an, zur Unterscheidung von vorsätzlich verdecktem Abschreiben, vulgo Plagiieren. Ich hätte es genauso unterschieden und auf die Wortwahl dabei Wert gelegt.
Zitat von 009:Schade fand ich im Fall Schavan dann auch, dass es nicht zur medial als möglich dargestellten Konstallation kam, das Ministerium kommisarisch entwweder einem anderen Ressortchef zuzuschlagen oder von den beiden Staatssekretärten bis zur Wahl führen zu lassen.
Im Spiegel wurde ja auch die Hinfälligkeit des Ressorts angesichts landespolitischer Hauptentscheidungslast dargestellt, quasi eine verpaßte Gelegenheit, es überhaupt neu zu besetzen. Allerdings wäre das meines Erachtens ein sehr schlechtes Zeichen für den Stellenwert und letztlich die Zukunftsfähigkeit der Wissenschaft hierzulande gewesen]Wie viele Wissenschaftler kennst du, die einen Politiker (im Normalfall) als vollwertigen und ernstzunehmenden Gesprächspartner ansehen würden?
Wenn dieser Politiker aber über finanzielle und anderweitige Ressourcen verfügt, ist er aber immer ein gefragter und nützlicher Gesprächspartner.[/QUOTE] Sicher nicht in fachlicher Hinsicht, es geht um den Ehrverlust. Ich halte, wie weiter oben erwähnt, eine entzogene Promotion für weitaus schädlicher als wenn Frau Schavan gar nicht promoviert bzw. nicht studiert hätte. Wie viele Manager und Verwaltungsfachkräfte arbeiten im heutigen Wissenschaftsbetrieb, die nicht studiert haben, an zentralen Stellen? Entgegen verbreiteten Ansichten meine ich nicht, daß
alle ihre Sache schlecht machen (bzw. daß gestandene Professoren für die entsprechenden Verwaltungsaufgaben besser qualifiziert wären).
Ich habe ja auch wenig Zweifel daran, daß die klammen Universitäten weiterhin das Gespräch mit ihr gesucht hätten, es hätte die Zusammenarbeit aber nicht erleichtert, insbesondere nicht im Sinne einer Vorbildfunktion.
Edit: Inzwischen las ich
hier (an so gesehen wenig überraschender Stelle) eine sehr kritische Darstellung des Verfahrens als präjudizierend bzw. gebunden an frühzeitige und einseitige Äußerungen; die Nichteinbindung von Frau Schavans Doktorvater sowie eben fehlende externe Gutachten werden bemängelt und eine Pflicht der Universität, ihre Absolventen zu schützen, eingefordert.