Zum CERN der Dinge

Von der Genetik bis zur Quantenphysik, von der Atomkraft bis zur Künstlichen Intelligenz. Das weite Feld der modernen Naturwissenschaften und ihrer faszinierenden Entdeckungen und Anwendungen.
Traitor
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Mo 11. Feb 2013, 17:48 - Beitrag #81

Bei Matt Strassler gibt es nochmal was zur Frage nach "composite Higgs", die hier letztes Jahr mal aufgeworfen wurde. Auch wenn er da keine expliziten Beispiele verlinkt, gibt es also wohl durchaus Modelle, die innerhalb der Beobachtungsmöglichkeiten 1:1 ein elementares Higgs nachbilden - mit "eigentlich gibt es kein Modell, dass [sic] es nicht gibt" war ich also doch näher dran als mit meinem eigenen Recherche-Negativergebnis. :D

Ipsissimus
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Di 12. Feb 2013, 14:01 - Beitrag #82

Wie ist denn der aktuelle Status? Hat man das Higgs nachgewiesen? Ist der fehlende Schlussstein im Teilchenmodell endlich gefunden? Oder bleibt es bei "definitiv wahrscheinlich"?^^

009
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Sa 16. Feb 2013, 00:45 - Beitrag #83

Ganz aktuell, wie in der Zeit zu lesen, bekommt der LHC eine wohl 1,5-jährige Pause zwecks Generalüberholung und Erhöhung der Energiezufuhr.

Traitor
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Sa 16. Feb 2013, 18:20 - Beitrag #84

@Ipsi: Siehe selbiges Blog. Im wesentlichen hat sich an "wir haben sicher etwas gefunden, das wahrscheinlich ein Higgs ist, und ob es das Standard-Higgs ist, ist noch weitgehend unklar" nichts geändert. Die vollständige Datenauswertung der ersten Datensammlungsphase wird vermutlich ein paar der exotischeren Alternativen ausschließen, aber die genaue Klassifikation bleibt mindestens bis zum Ende des LHC-Betriebs, wahrscheinlich aber auch noch für dessen Nachfolger, spannend.

@009: Ach, jetzt erst, interessant. Ich hatte im Kopf, dass er schon seit Jahreswechsel aus war. Aber an sich war das schon lange geplant, da ja die anvisierten Energien noch nicht erreicht sind. IIrc mindestens seit den Fehlfunktionen am Anfang.
Bis dahin werten die Physiker die bereits angehäuften Datenberge aus, deren Umfang etwa 700 Jahre hochauflösender Filmdokumente entspricht.
Was für ein obskurer Vergleich, und keine Ahnung, wie sie das umgerechnet haben wollen...

Ipsissimus
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Di 19. Feb 2013, 21:56 - Beitrag #85

na ja, diesem Spiegelartikel zufolge haben sich ziemlich viele Wissenschaftler offenbar schon ziemlich fest gelegt und sind auch offenbar schon dabei, Schlusfolgerungen zu ziehen.Deren wichtigste: das Higgs-Boson hat eine Masse, die das Vakuum und damit unser Universum metastabil sein lässt. Oder auf deutsch: irgendwann in zwischen 10^10 und 10^30 Jahren macht es rums und existierte nichts mehr.

Padreic
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Di 19. Feb 2013, 22:46 - Beitrag #86

Dasselbe sagt mein Kaffeesatz auch...

Ipsissimus
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Mi 20. Feb 2013, 02:06 - Beitrag #87

na ja^^ laut Traitor ist es per se unglaubwürdig, wenn prognostizierte Zeiten zu nahe an der Gegenwart dran sind^^ außerdem hängt es ja nur von deiner Geschwidigkeit ab, wie lang dir diese 10^30 Jahre vorkommen^^

Traitor
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Do 21. Feb 2013, 22:55 - Beitrag #88

Dass viele Leute spekulative Schlüsse aus unvollständigen Daten ziehen, ist wenig überraschend. ;)

In seinem Abstract erwähnt Lykken diese Schlussfolgerung übrigens gar nicht, anscheinend hat er nicht erwartet, dass gerade darauf die Presse anspringt. Mal sehen, ob der Originalvortrag noch dort oder irgendwo sonst auftaucht, und/oder ob und wann es echte Veröffentlichungen dazu gibt.

Dieser auch bei der SpOn-Vorlage von NBC verlinkte Artikel von letztem Jahr (wie auch einige aktuelle Sekundärquellen) legt nahe, dass es eine ziemliche Präzisionsfrage ist, wie Standard-Higgs und Standard-Vakuum zusammenhängen.

Gleichzeitig sind die Vakuumgrundzustände etwas, was in so ziemlich jeder Standardmodell-Erweiterung anders wäre, womit bezweifelt werden darf, wie sehr man hier dem Standardmodell vertrauen sollte. (Verweis nochmal auf meine Erklärung von "Standardmodell" als "Schnittmenge aller zu den Beobachtungen kompatiblen Modelle", und diese Frage ist eben eine, die nicht direkt von Beobachtungen abgedeckt ist, die Schlussfolgerung aus dem Standardmodell also reine Extrapolation und dieses auf sie bezogen eben nicht mehr hervorgehoben.)

Ein interessantes Thema aber allemal.

laut Traitor ist es per se unglaubwürdig, wenn prognostizierte Zeiten zu nahe an der Gegenwart dran sind^^
Nur indirekt - unglaubwürdig ist es generell, wenn sie zu spezifisch sind, "Freitag, der 13. April, im Jahr 10^30" wäre genauso unglaubwürdig wie "nächsten Freitag". ;) Die hier gemachten Aussagen sind dagegen tatsächlich wohltuend weit gefasst und damit "glaubwürdig", wenn auch nur im Sinne von "nicht ausschließbar", nicht von "zwingend".

Traitor
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Di 12. Mär 2013, 14:02 - Beitrag #89

Anscheinend gibt es enttäuschend wenig neues von der letzten Datenbekanntgabe auf der Moriond-Konferenz, siehe Matt Strassler. Etwas bessere Statistik und konsistentere Werte für Masse, Spin usw., ein paar Negativresultate von Suchen nach exotischen Zerfällen. Aber mal wieder wurden nicht alle erwarteten Kanäle präsentiert.
Und es bleibt halt dabei, dass man mit dem LHC nicht den Higgs-Mechanismus an sich überprüfen kann, also nur immer genauer sagen kann, dass das gefundene Teilchen genau die Eigenschaften eines Higgs-Teilchens hat. Da es keine sonderlich populären "Nachmacher"-Konzepte zu geben scheint, vermute ich aber doch, dass sich im Laufe des Jahres die Ansicht und vielleicht auch öffentliche Formulierung durchsetzt, dass es das Higgs ist.

Ipsissimus
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Di 12. Mär 2013, 14:21 - Beitrag #90

ich kann die Schwierigkeiten, die zu so einer Vorgehensweise zwingen, gut nachvollziehen (auch wenn ich das nicht immer deutlich mache^^); trotzdem bleibt in diesem Fall ein ungutes Gefühl, hinsichtlich der notwendigen Genauigkeit, vor allem wegen des Umstands, dass das Experiment derzeit im Grunde nur an einer einzigen Stelle weltweit durchgeführt werden kann, so dass eventuelle systematische Setup-Fehler in allen Verifizierungsexperimenten mit einfließen.

Wie war das denn bei Elektronen oder Neutronen oder anderen "einfachen" Teilchen? Da war doch im Prinzip auch nicht diese irrsinnige Genauigkeit notwendig, die im Grunde null Fehlertoleranz erlaubt? Warum ist das beim Higgs so schwierig?

Traitor
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So 7. Apr 2013, 12:13 - Beitrag #91

Tatsächlich sind es zwei weitgehend unabhängige Experimente, CMS und ATLAS, die weitgehend konsistente Ergebnisse erzielen. Der LHC ist nur die gemeinsame Strahlquelle, die Kollisionen finden im jeweiligen Detektor statt, sowohl die tatsächlichen physikalischen Ereignisse als auch die Datennahme und die Datenauswertung sind komplett unabhängig. Sofern niemand dem CERN manipulierte Rohprotonen untergeschoben hat (was ca. 230 Nobelpreise wert wäre ;)) oder das Genfer Stromnetz eine Geheimmodulation enthält, die die Detektoren beeinflusst, wären auch Detektoren an zwei verschiedenen Beschleunigern nicht unabhängiger.

Elektronen, Neutronen und die anderen "alltäglichen" Teilchen waren viel eindeutiger zu entdecken, da man jedes einzelne zählen und eindeutig als solches identifizieren kann. Ähnliche Präzision wie beim Higgs war erst bei anderen eher exotischen Teilchen nötig, die keine makroskopischen Lebensdauern haben, somit nicht ausführlich einzeln untersucht werden können, sondern nur statistisch aus den Beobachtungen anderer Teilchen, in die sie zerfallen, geschlossen werden konnten. Halbwegs einfach war das noch, solange man Teilchen jagte, die häufig entstehen und somit klar aus dem Hintergrundrauschen herausstechen. Das Higgs, und vor ihm schon einige andere, entstehen aber so selten, dass man sie nur mit sehr komplizierter Analyse finden kann, und dann braucht es eben hohe Genauigkeit, um der Sache zu trauen.

Die aktuelle 5-Sigma-Schwelle wurde übrigens mehr oder weniger eingeführt, nachdem man ein besonders exotisches "Pentaquark" mit der bis dahin akzeptierten 3-Sigma-Schwelle publiziert hatte und es dann doch nur eine Fluktuation war - die Peinlichkeit will man nicht nochmal erleben.


PS: Auf/nach der Moriond-Konferenz hat man sich (für mich überraschenderweise) wohl trotz nur inkrementeller Fortschritte dann doch mal darauf geeinigt, das Higgs an sich als bestätigt anzusehen, und nur noch die "standardmodeliness" als weiterer Untersuchung bedürftig anzusehen.

Lykurg
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Do 20. Jun 2013, 09:26 - Beitrag #92

Zur Verdeutlichung: ATLAS.

Bild

Lego plant, ein kleineres Modell in den Verkauf zu bringen, das sähe dann so aus:

Bild

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Do 20. Jun 2013, 10:44 - Beitrag #93

früh übt sich, was theoretische(r) TeilchenphysikerIn werden will^^

Traitor
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Do 20. Jun 2013, 10:53 - Beitrag #94

Das ist das Bonner Modell, oder?

Wenn wirklich eine Version verkauft würde, wäre das natürlich ein genialer PR-Coup. Obwohl die gezeigte verkleinerte Variante leider nur wenig vom Original wiedergibt, mit diesem scheinbar rotglühenden Stab in der Mitte sieht das Ding eher wie eine Nuklearbatterie aus.

Lykurg
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Do 20. Jun 2013, 12:24 - Beitrag #95

Zur Quelle weiß ich nicht viel, ich stieß auf Reddit drauf, und die waren nicht gerade quellenlastig, bzw. ich hab mich auch nicht allzu detailliert drum gekümmert. Angeblich gab es bei Lego eine Abstimmung, die in recht kurzer Zeit die nötigen Stimmen bekam, um es in die Planungsstufe zu bringen. Was nun draus wird, muß man sehen.

Ipsissimus
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Mo 17. Feb 2014, 01:55 - Beitrag #96

Immer wieder zur Karnevalszeit, wenn auch diesmal nicht in Genf. Mal schauen, ob sie einen Richter finden.

http://www.spiegel.de/wissenschaft/natu ... 53814.html

Ipsissimus
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Mo 1. Mai 2017, 21:58 - Beitrag #97


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