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Sa 9. Feb 2013, 13:04 - Beitrag #581 |
J.W. von Goethe: Torquato Tasso. Padreic hat meine Meinung schon gut wiedergegeben. Viel Pathos, wenig Handlung, vor allem kaum entscheidende Handlung; sehr frustrierend, dass es zur damaligen Zeit noch keine Behandlungsmöglichkeiten für Paranoia und Schizophrenie gab (außer einkerkern); allerdings sehr treffend geschildert, wie es sich anfühlt, wenn Menschen in eine Freundschaft hineinstürmen wollen und beleidigt sind, wenn dies nicht sofort erwiedert wird.
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Meine Schwermut ist die treueste Geliebte, die ich je gehabt habe; was Wunder, daß ich sie wieder liebe.
Kierkegaard |
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Sa 9. Feb 2013, 21:59 - Beitrag #582 |
Immer noch Ariost, Der rasende Roland, über Astolf:
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Meine Schwermut ist die treueste Geliebte, die ich je gehabt habe; was Wunder, daß ich sie wieder liebe.
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Mo 18. Feb 2013, 14:25 - Beitrag #583 |
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Meine Schwermut ist die treueste Geliebte, die ich je gehabt habe; was Wunder, daß ich sie wieder liebe.
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Di 19. Feb 2013, 00:36 - Beitrag #584 |
Großartig.
(im Gegensatz zu T.T., den ich damals in Wien im Burgtheater gesehen habe; ein interessantes Bühnenbild, aber damals für mich ein sterbenslangweiliges Stück - und erst recht eine Qual für meinen maschinenbaustudierenden slowakischen Mitbewohner, der [freiwillig] mitgekommen war).^^ Zuletzt Pratchett: Wyrd Sisters (jede Menge Shakespeare, als Hintergrund daher auffrischend MacBeth) Michael Klonovsky: Kleine Philosophie der Passionen. Radfahren (2006) Der Verfasser ist Focus-Autor, das merkt man sowohl seinem Stil als auch seinen Beschreibungsschwerpunkten an (nein, nicht nur Fakten, sondern eher Themenartikel). Das Philosophische kommt (zum Glück) reichlich kurz, es handelt sich eher um einen kurzweiligen Selbsterfahrungsbericht mit allerdings deutlich verallgemeinerungsfähigen Feststellungen. (Seine Armstrong-Begeisterung dürfte allerdings inzwischen etwas abgenommen haben, Doping ist noch kein großes Thema des Buches.) Unter anderem verstehe ich jetzt besser, warum Leute sich auf Trainingsräder setzen, kann besser einschätzen, wie weit ich von dieser Form von Radvernarrtheit noch entfernt bin, andererseits was eben auch daran lockend erscheint. Hmm, mir fehlt es hier deutlich an Steigungen... Jakob Arjouni: Chez Max (2006) Dystopie, angesiedelt im Jahr 2064 - und wie bereits 1984 und im Jahre 632 nach Ford ist eigentlich alles in wunderschöner Ordnung. Der Welt, will sagen, Europa, China und Nordamerika geht es prima, wenn auch der arme Onkel USA als Agrarstaat mit massiven Subventionen am Leben gehalten werden muß. Die Bevölkerung ist zufrieden und lebt in Respekt gegenüber den Sicherheitsbehörden, die es an Unterhaltung nicht fehlen lassen, hey, es gibt sogar Sky TV und neuerdings kann man in Paris einen künstlichen Regenbogen bewundern! Daß es ein paar Terroranschläge gegeben hat, auch eine kleine schmutzige Atombombenexplosion in einem Vorort von Moskau, soll niemanden beunruhigen, da wurden auch gleich wieder Kasachen angesiedelt, paßt ja, steckten wohl eh Kasachen dahinter. Die Sicherheitskräfte operieren mit allen gebotenen Mitteln weltweit und sorgen dafür, daß sowas nicht wieder vorkommt. Aber über solche Sachen spricht man besser nicht, geschweige denn über den Zaun oder die Länder dahinter... Wie die meisten Romane von Arjouni bitterböse und mit spitzer Feder geschildert, die Hauptfigur sein typischer Beinaheversager: Max ist Agent der Ashcroft-Behörde, im Zivilberuf Wirt, der seine große Chance wittert, der Gesellschaft (und nebenbei sich) einen Dienst zu erweisen, hochmoralisch, versteht sich. |
Die rechten Christen führen keinen Krieg - Jacob Böhme
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Di 26. Feb 2013, 21:48 - Beitrag #585 |
Fjodor Dostojewski: Der Idiot
Nachdem ist erst einmal verstanden hatte, wer wer ist, kam die Erzählung recht flüßig daher, trotz oder gerade wegen ihrer russische Maße. Man muss ja erst begreifen, dass Ganja eine Kurzform von Gavrila ist. Vor allem unterhalten mich diese unerhörten Charaktere und dieser offene Spott mit dem sich einander begegnen. Manchmal muss ich fast auflachen beim Lesen. |
"Merkel und Steinmeyer werden noch als dunkles Kapitel in den Geschichtsbüchern erscheinen, fürchte ich. Und Schily als ihr Wegbereiter." janw
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Mi 27. Feb 2013, 23:10 - Beitrag #586 |
Nach etwa zwei Jahren Unterbrechung endlich Gustav Freytag: "Die Ahnen" (1872-1880) beendet. Das zarte Bändchen gilt als Beispiel des deutschen 'Professorenromans' des Historismus, zusammen mit Felix Dahns "Kampf um Rom", der mir allerdings als deutlich kurzweiliger in Erinnerung geblieben ist. "Die Ahnen" beschreibt in sechs Büchern episodisch und mit großen Sprüngen den Werdegang eines Geschlechts von der Völkerwanderungszeit (357) bis nach der Revolution von 1848. Die Erzählung beginnt und endet in Thüringen bzw. Coburg, weitere Handlungsorte zwischendurch sind aber u.a. auch Hessen, das Heilige Land, Ostpreußen, Pommern und Oberschlesien.
Freytag verarbeitet damit gehäuft auch Orte und Stationen seines eigenen Werdegangs, was wohl eine Voraussetzung seiner Erzählweise ist: Die Erzählung ist sehr detailreich und um realistische Darstellung von 'historischen' Gegebenheiten und Ereignissen bemüht (u.a. Zusammentreffen mit Friedrich II., Luther, Friedrich Wilhelm I. und Napoleon), freytag- und realismustypisch wird stark durchmotiviert, kleine Gegenstände oder frühzeitig erwähnte Details erhalten später große Bedeutung, etwa die mehrfach erwähnte Familienbibel mit Widmung Luthers, die am Ende wieder in Familienbesitz kommt und einen Stammbaum (seit der Lutherzeit) enthält, der sowohl für die Figuren als auch für den Leser noch Überraschungen birgt. Darüber hinaus sind einige der Erzählungen streckenweise nett und gut lesbar geschrieben, allerdings manches kitschig, vieles verstaubt, manches schaurig (etwa am Schluß der Verweis darauf, daß die aktuelle Generation als Journalisten dem Vaterland dienten, die vorige und sicherlich die nächste aber wieder als Soldaten). Zum Erscheinungszeitpunkt war der Roman ein großer Erfolg, da er das Bedürfnis nach Nationalliteratur anläßlich der endlich erreichten Reichsgründung erfüllte. Entsprechend viel germanischer Pathos steckt darin, der heute völlig ungenießbar ist, außerdem wie schon im 20 Jahre früher entstandenen "Soll und Haben" eine gehörige Portion Antislawismus (immerhin hier kein Antisemitismus). - Der Text hat sich völlig überlebt, lohnt sich am ehesten noch aus wissenschaftlichem Interesse; keine Empfehlung. |
Die rechten Christen führen keinen Krieg - Jacob Böhme
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Fr 1. Mär 2013, 14:16 - Beitrag #587 |
Immer noch obiges: Astolf ist auf den Mond geflogen, um Rolands Verstand wiederzuholen (der Arme ist aus Liebeskummer wahnsinnig geworden, äußerst verständlich):
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Meine Schwermut ist die treueste Geliebte, die ich je gehabt habe; was Wunder, daß ich sie wieder liebe.
Kierkegaard |
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Fr 1. Mär 2013, 20:55 - Beitrag #588 |
Dieses Buch wird einfach besser und besser:
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Mo 4. Mär 2013, 21:36 - Beitrag #589 |
Ich komm zwar aktuell, dank Abschlussarbeit, zu keinem "richtigen" Buch, habe aber jüngst "Extremely Loud and Incredibly Close" von Jonathan Safran Foer mit großer Begeisterung gelesen. (Habe das Gefühl, das Buch könnte vielleicht auch Anaeyon gefallen?) Sehr schönes Buch, ganz außergewöhnlich. Da flossen ein paar Mal die Tränen, wenn auch hauptsächlich bei der kleinen Nebengeschichte in der Geschichte selbst. Kann ich jedem nur empfehlen. Einer der Romane, bei denen ich (zum Glück nur im Kindle) ständig tolle Sätze und Passagen markiert habe.
Angefangen habe ich dann "Broken Harbor" von Tana French, musste aber jetzt dank Uni unterbrochen werden. Wird aber mit Eintreten der freien Zeit fortgeführt. Habe mich sehr in Frenchs Sprachstil verliebt und vor allem: in ihre Charaktere. Ich hänge noch an zweien, die ich im ersten Buch kennengelernt habe und kann deswegen nicht vermeiden, dass ich die neuen Hauptcharaktere mit ihnen vergleiche. Trotzdem bisher ein sehr gutes Buch, das hoffentlich dank seiner Thematik nicht Schuld daran hat, dass bei mir jüngst eingebrochen wurde. Zumindest konnte ich dadurch einige Szenen und Gefühle eines der Opfer bestens nachvollziehen. Abseits vom Kindle lese ich noch (schon eine Weile) am ersten Teil der "Sleeping Beauty"-Trilogie von Anne Rice, die sie aber unter einem Pseudonym veröffentlicht hat. Uffz! ![]() ![]() ![]() |
[align=right]"We stopped checking for monsters under our bed, when we realized they were inside us."[/align]
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Do 14. Mär 2013, 20:58 - Beitrag #590 |
Nach zwei weiteren Bänden Jasper Fforde ("The Well of Lost Plots", "Something Rotten") mit relativ gleichbleibender "recht nett"-Tendenz:
A.E. van Vogt - Die Expedition der >>Space Beagle<< Mal sehen, ob sich Ipsis Urteil "im Grunde nur eine Art Jugendsünde" vom Einzelwerk her bestätigt. Der Auftakt ist allerdings, von der etwas hölzernen Übersetzung abgesehen, schonmal eher positiv - erwartet hatte ich eine eher naive Space Opera, aber es gibt zumindest schonmal direkt abwechselnde Menschen-Alien-Perspektiven. |
Year by year, month by month, day by day... Thought by thought. Leonard Cohen
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Fr 15. Mär 2013, 16:08 - Beitrag #591 |
mal gespannt auf deine Wertung^^ hier hatte ich die Space Beagle auch schon mal besprochen
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Wer bist du, dass du die Qual lindern kannst und es nicht tust ...
-------------------------------------------------------------------------- ... nicht das Licht und nicht die Finsternis ... die Schatten, die leisen Übergänge ... |
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Fr 15. Mär 2013, 20:50 - Beitrag #592 |
Ach daher kam mir das mit dem Nexialismus so bekannt vor.
![]() Hast du auch die Übersetzung von Jesco von Puttkamer? Die finde ich ziemlich schwach - wie schon gesagt recht hölzerner Stil, dazu teilweise erschreckend wörtlich übernommene und somit eigentlich falsche Satzkonstruktionen. |
Year by year, month by month, day by day... Thought by thought. Leonard Cohen
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Mo 25. Mär 2013, 10:37 - Beitrag #593 |
Gerade beendet: "Alles umsonst" von Walter Kempowski - ein historischer Roman über das Ende des zweiten Weltkrieges mit dem Näherrücken der russischen Truppen, den ich trotz der sehr langsamen und detailreichen Handlung kaum aus der Hand legen konnte. Keiner der Charaktere wächst einem ans Herz, eher noch das Gut, das einen beständigeren Eindruck erweckt und das man irgendwann zu kennen meint.
Das Ende kommt völlig überraschend, nichts hat darauf hingedeutet, dass so eine charakterliche Wendung möglich wäre. Ebenfalls gegen Ende wird in einem einzigen Satz eine sehr romantische Liebesgeschichte in ihrer Tragik offenbart, wie wenn ein Blitz einschlägt und eine Sekunde lang alles taghell erleuchtet, was dann wieder im Dunkel verschwindet. Der Stil ist ebenfalls sehr schön, detailreich, oft sehr nah an der Sprache der Figuren. Das kann manchmal repetitiv werden, wenn Wert darauf gelegt wird, zu zeigen, dass bestimmte Personen ihre Lieblingsthemen haben und immer darauf zurückkommen, auch unter Menschen, die diese Themen schon kennen. Auch habe ich mich gefragt, ob die Schilderung dadurch, dass - SPOILER - man den Russen tatsächlich nie begegnet, nicht auch die zu erwartenden Greuel verharmlost werden - man beokmmt das Gefühl, wenn Menschen etwas passiert, dann entweder anderswo, oder es geschieht sehr plötzlich, eine Granate, ein Herzinfarkt. Ich persönlich fand das sehr angenehm, da mich gewaltvolle Bücher ziemlich belasten - aber die Frage ist eben, ob man ein Buch über Kriegswirren und -leid angenehm finden sollte. Das ist aber höchstens eine ethische Problematik; literarisch hat mir das Buch in jeder Hinsicht sehr gut gefallen, klare Empfehlung. ![]() |
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Mo 25. Mär 2013, 13:25 - Beitrag #594 |
Freut mich sehr, daß es dir so gut gefallen hat!
Und ja, die charakterliche Wende ist schon ziemlich stark bzw. etwas unglaubwürdig; in meinen Augen am ehesten damit zu erklären, daß [spoiler]Drygalski in Peter trotz aller Abneigung gegen den Adel den Sohn sieht, den er nie hatte; vielleicht auch seine Pflicht gegenüber dem Vaterland zu tun meint. Letztlich kann dahinter auch ein Fatalismus stecken, der die zu erwartende Versenkung einiger der Schiffe in den letzten Kriegstagen vorwegnimmt, siehe die Gustloff. Auf See ist man nicht sicherer als an Land, es ist alles umsonst, man stirbt nur anders.[/spoiler]Das ethische Problem des Lesegenusses trotz schlimmen Realbezugs sehe ich weniger - denn unabhängig davon, ob ein Roman auf historischen Gegebenheiten aufbaut oder ein völlig freies Setting hat, ist ästhetischer Genuß an berichtetem Leid immer so eine Sache - so auch z.B. in Panem, dort ja auch viel heftiger geschildert als in Alles umsonst.[spoiler]Nebenbei ist die Überlebensquote der Protagonisten der beiden Bücher annähernd vergleichbar.[/spoiler]Würde der Text einen nicht mitreißen - durch Genuß, Ekel, Faszination, Spannung, wai - würde man ihn vermutlich nicht zuendelesen und die Inhalte (darunter auch die Aussagen der jeweiligen Plotwenden für den Text) entsprechend nicht aufnehmen. Die ständige Wiederkehr von Eigenheiten der Charaktere - stehende Redewendungen, Verhaltensweisen, Ticks - ist typisch für Kempowski, quasi ein Meta-Tick. Manchmal setzt er damit auch ironische Akzente, wenn eine typische Aussage in einem bestimmten Moment nicht fällt. |
Zuletzt geändert von Traitor am Fr 2. Mai 2014, 20:26, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Spoilerreparatur Die rechten Christen führen keinen Krieg - Jacob Böhme
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Mo 25. Mär 2013, 16:32 - Beitrag #595 |
Gestern Abend ganz spontan "Broken Harbor" beendet. Wollte eigentlich nur noch ein paar Seiten zum Einschlafen lesen, aber dann kam leider ein Schlag nach dem anderen und ehe ich mich versah, war es halb vier Uhr morgens. Schlafen konnte ich danach erst recht nicht. French weiß, wie sie mich begeistern kann. In der letzten Zeit habe ich das Gefühl, dass ich hauptsächlich Bücher von ihr lese, aber ich liebe ihre Charaktere, jeden einzelnen. Weil sie so ganz anders sind, als die, die ich sonst in Krimis sehe. Bei "Broken Harbor" ermittelt Detective Kennedy, der dummerweise einen neuen, viel zu jungen Partner bekommt, aber ihm eine Chance geben will. Sie bekommen einen harten Fall vor die Nase gesetzt: Eine Familie mit zwei kleinen Kindern wurde ermordet, nur die Mutter hat schwer verletzt überlebt. Ort des Geschehens: Broken Harbor. Genau die Gegend, in der Kennedy als Junge seine Mutter bei einem Selbstmord verloren hatte. Er kämpft also nicht nur mit den Schatten seiner Vergangenheit und seiner (durch den Selbstmord der Mutter) verrückt gewordenen, kleinen Schwester, sondern auch mit dem neuen Partner und diesem heiklen Fall. Vor allem gibt es zu Beginn zahlreiche Spuren, zahlreiche Möglichkeiten, wer der Täter sein könnte. Und dann ist da noch diese Sache mit dem unheimlichen Tier, das eines der Opfer im Haus wahrgenommen hat ... Ich mag Bücher, bei denen ich nicht nach ein paar Seiten weiß, wer der Mörder ist. Deswegen mag ich wohl auch die Bücher von Tana French. Bei "Broken Harbor" hatte ich leider schon eine Ahnung, wie es ausgeht - verfluchtes Internet und seine Spoiler - aber am Ende stellte sie sich doch als nicht zu 100% richtig heraus. Puh. Die Fallaufklärung und das Gespräch mit dem Täter, der das Geschehen am Ende beschrieb, ging mir richtig an die Nieren. Ich kann gar nicht wirklich sagen, warum. Natürlich, weil zwei kleine, unschuldige Kinder getötet wurden, aber es ging eher um das Ganze. Um die ganze Familie und wie mit jeder Seite, jeder Erläuterung des Mörders, eine neue Facette der Grausamkeit offen gelegt wurde. Ein paar Tränen konnte ich mir nicht verkneifen. Ein ungutes Gefühl in der Magengegend blieb trotzdem, als ich das Buch zuklappte und schließlich versuchte, etwas Schlaf zu finden. Ein richtig gutes Buch, auch wenn ich mir - in manchen Punkten - eine positivere Wende gewünscht hätte, aber da quält Tana French ihre Leser immer ein bisschen ]Wie alle Krimis von Tana French bedient auch "Schattenstill" nicht das Blut-Hirnmasse-Verwesungsgenre, sondern ist eine Aufarbeitung menschlicher Nöte und Katastrophen. Wer also ein Buch sucht, das mit einer madenübersäten, übel zugerichteten Leiche beginnt und sich dann in einen weiteren Blutrausch inklusive Expolsionen, Schlägereien, Folter, Psychopathen, Serienmord, Profilern, CSI-Tricks, Verfolgungsjagden und einen lebensbedrohlichen Showdown steigert, ist defintiv hier falsch . "Schattenstill" erzählt von Lebensträumen, Lebensentwürfen und deren Scheitern, von Verlust, Enttäuschung, Zurückweisung und Verzweiflung und das ist keine herkömmliche Krimikost, deshalb ist verständlich, das so mancher sich auf den 700 Seiten langweilt.[/quote] Lang kamen mir die 700 Seiten nicht vor. Wie auch? Ständig wenn ich dachte, ich hätte ein Motiv entdeckt oder könnte einen Mörder benennen, kam alles anders ![]() Natürlich bin ich jetzt wieder im French-Fieber und greife nochmal "The Likeness" an, das ich schon man angefangen hatte. Leider war mir das Buch zu schwer für meine ganzen Zugfahrten, weswegen es immer häufiger zu Hause blieb. Eben für den Kindle bestellt und dann geht's da heute gleich weiter. |
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Sa 30. Mär 2013, 19:34 - Beitrag #596 |
John Fryberg
Erfolgsaussichten 11 Prozent Oder glauben Sie, dass unsere Chancen in der Welt von morgen größer sind? Kelter, Hamburg, 1969 Okay, ich war jung und brauchte das Geld^^ eine andere Rechtfertigung gibt es beinahe nicht für die Lektüre dieses Mistwerkes^^ na ja, vielleicht noch die nostalgische Reminiszens daran, dass es der Roman war, mit dem die Welt der Science Fiction sich für mich öffnete. Wie gesagt, ich war jung, und Geschmack entwickelte ich erst deutlich später^^ als ich dieser Tage noch mal drin rumblätterte, sträubten sich mir die Haare^^ |
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So 31. Mär 2013, 11:47 - Beitrag #597 |
@Lykurg: Deiner Deutung zum Ende stimme ich zu,
Es kommt darauf an. Einerseits ist Panem eben tatsächlich Fiktion - und der Roman spielt (meiner Meinung nach) bewusst mit der Metaebene, dass eben auch der Leser sich wie die Einwohner des Kapitols am spannenden Leid der Protagonisten "erfreut". Andererseits gibt es eben in Panem auch Stellen (die mit Cato insbesondere), die einen Ekel/man möchte weggucken-effekt erzeugen, indem sie draufhalten, wo "Alles umsonst" sozusagen die Kamera wegschwenkt oder gar den Botenbericht verwendet. Gerade bei Peter hatte ich das Gefühl, dass seine Innensicht passend in genau dem Maße abstumpft, in dem seinen Angehörigen schlimme Dinge passieren, dies aber nicht problematisiert genug, um als Effekt im Sinne von psychologischer Erklärung - Menschen stumpfen in dem Maße ab, in dem es für ihr Überleben nötig ist - zu gelten, fand ich. Natürlich kann man das entnehmen, aber es wurde nicht direkt Thema. Das ist, wie gesagt, nur eine ethische Frage und auch wahrscheinlich aufgrund der Zielgruppe nicht relevant - ich frage mich eben nur, ob ein Leser, der den zweiten Weltkrieg NUR aus diesem Buch kennt, einen Einblick in dessen Schrecklichkeit bekommt, oder ob er ein verharmlostes Bild davontrüge. Literarisch finde ich es hingegen sehr gut, dass nicht die Kriegsgräuel Thema waren, sondern das Auseinanderfallen ohnehin schon sehr brüchiger Strukturen, Beziehungen und Psychen. So, nächstes Buch: Aimee Bender: The particular sadness of lemon cake. Eine sehr süße, schön erzählte Geschichte von einem Mädchen, später einer Frau, die das belastende Talent hat, in ihrem Essen die Gefühle der Menschen zu schmecken, die es zubereitet haben. Insbesondere die widerstreitenden Gefühle ihrer Mutter, die, offensichtlich wegen des problematischen Verhältnisses zu ihrer eigenen Mutter, verzweifelt nach Liebe und Leitung sucht, während ihr Mann nach Mittelmaß und Normalität zu streben scheint und als einziger der Familie sich bewusst gegen seine außergewöhnlichen Talente entschieden hat. Die verschiedenen "magischen" Talente lassen sich psychologisch lesen;
Sehr gut gefallen hat mir die Beschreibung der Innenwelt verschiedener Personen und die Beobachtung, wie wenige Menschen vermutlich wirklich glücklich sind, und wie unspektakulär dieses Glück denjenigen erscheint. Das Buch ist auch eines der wenigen Bücher, in denen ich den Verzicht auf Anführungszeichen bei der wörtlichen Rede nicht als nervige Spielerei, sondern als wichtiges Element bei der Erzeugung einer Situation wahrgenommen habe, die davon lebt, dass die Menschen nicht in direkten Kontakt miteinander kommen und selbst die Gespräche zwischen ihnen bereits von vornherein abgeschlossen unveränderlich, unbeeinflussbar erscheinen. Ein sehr schönes Buch, das ich jedem empfehlen kann ![]() |
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Kierkegaard |
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So 31. Mär 2013, 23:59 - Beitrag #598 |
@e-noon: Besser: [spoiler]bla[/ spoiler] (minus Leerzeichen)
Nach der "Space Beagle" (kriegt noch einen Extra-Thread) erstmal auf Empfehlung von Kalessin "Worldshaker" von Richard Harland, Young-Adult-Steampunk oder so über eine Welt, in der irgendwann im 19. Jahrhundert ganze Staaten in "Juggernauts", riesige Land-See-Vehikel, umgesiedelt wurden. Unterhaltsam, wenn auch etwas platt geschrieben. Miit netten Ideen, wenn ich auch das Gefühl habe, quasi die gleiche Handlung schonmal an Bord eines Raumschiffes gelesen zu haben - könnte "Quest" von Eschbach gwesen sein. Also "muss man nicht lesen, kann man aber". Dann der nächste Griff in die geerbten SF-Klassiker, "Die Planetenbasis" von E.E. Smith, aka Band 1 der "Lensmen"-Serie. Noch keine qualifizierte Meinung möglich, außer dazu, dass die Ideen zu Galaxienkollision und Planetenentstehung... sagen wir mal... "veraltet" sind. ![]() |
Year by year, month by month, day by day... Thought by thought. Leonard Cohen
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Mi 3. Apr 2013, 20:26 - Beitrag #599 |
Seit Weihnachten bin ich Besitzerin eines eBook-Readers und verschlinge nun einen Scheibenwelt-Roman nach dem anderen. Habe ich erst eher thematisch gelesen - die Zauberer-Romane, die Tod-Geschichten - versuche ich nun, chronologisch zu lesen. Ich bin begeistert!
Da ich nachts immer ein bis zwei Stunden wach bin, "schaffe" ich relativ schnell so 'nen Wälzer. ![]() Und ich weiß jetzt, dass es erstklassige weibliche Charaktere im Schildkrötenuniversum gibt. Dank noch einmal an den Wichtel, der mir vor vielen Jahren meinen ersten Pratchett schenkte! |
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Vorurteile sind Türen zu Zimmern, in die kein frisches Lüftchen dringt. Sir Peter Ustinov[/align] |
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Do 4. Apr 2013, 00:26 - Beitrag #600 |
Feuerkopf, ein Schildkrötenuniversum?
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Der Fehler ist die Grundlage der Erkennntnis
Heute schon gechattet? Man muss versuchen zu lernen, dass man sein Sein, sein Leben nur suchen kann, indem man für die anderen tätig ist. Darin liegt die Wahrheit. Es gibt keine andere. J.P.Sartre, zit.n. Rupert Neudeck |
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