Zitat von Ipsissimus:Diktatoren-Portraits [..] zwecks Anstiftung zum Nachdenken über die Segnungen einer pro forma-Demokratie
Man beachte, dass viele Diktatoren durch besonders direkte Volksmitwirkungsprozesse an die Macht gekommen sind...
Dein Hinweis auf Repräsentationszwecke ist für mich der entscheidende, um zu klären, warum das hier überhaupt eine Problematik ist. Ein Hitler-Portrait ist ja nun nicht gerade ein Schockbild oder auf sonstige Weise ein evidenter Skandal. Schwierig wird es durch die Konnotation "Porträt in Amtsgebäude = Verehrung und Identifizierung mit historischem Vorbild", die sich aufgrund der Tradition solcher Deko doch sehr übermächtig aufdrängt.
@I+L: Ein Katalog ist wenig hilfreich zur Kontextklarstellung. Es ist ja keine Museumsausstellung, die man gezielt besucht, sondern Wandbehang in einem relativ öffentlichen Nutzbau, sodass kaum ein überraschter Betrachter einen Katalog zur Hand haben wird.
@Lykurg: Stimmt, die Plakatübermalung war mir (im nichtgezoomten Zustand der SpOn-Bildeinbindung) nicht korrekt aufgefallen. Seltsames Stilmittel. Rechts hinten könnte in der Tat eine Texttafel sein.
Wilhelms-Statuen haben den Vorteil, vom historisch unbedarften Passanten heutzutage nicht mal mehr unbedingt als Wilhelm erkannt oder gar mit politischen Inhalten in Verbindung gebracht zu werden. Ob da jetzt ein Wilhelm, Ernst August oder Marc Aurel über den Marktplatz reitet, macht nur bei genauerem Nachdenken einen Unterschied; im Gegensatz zu Hitler ist die wilhelminische Epoche schon tief weghistorisiert. Erklärungstafeln bräuchte es da eher, um überhaupt ein Bewusstsein für historische Relevanz zu schaffen, nicht wie bei AH, um einer automatischen Überinterpretation zu begegnen.
Unkommentierte Nazi-Hinterlassenschaften im öffentlichen Raum sind wieder etwas anderes; ich habe etwa gerade kürzlich erst daran gedacht, mir mal die Bestätigung anzulesen, dass die faschistoiden Sportlerfiguren am Maschsee tatsächlich faschistisch sind.
Den Gleizes hat Google sich aus dem interessant umgangssprachlich lemmatisierten
enWP-Artikel "Nazi plunder" geangelt.
Anscheinend ist er schon seit 1937 verschollen, scheint es nicht bis München geschafft zu haben, zumindest nicht auf offiziellen Kanälen.
@blobbfish: Interessant vor allem, dass der Zettelkleber die Mordbilanz von Ulbricht für bemerkenswerter hielt als die von Hitler oder Stalin.
@Maglor: Die letzte überlieferte vielleicht. Aber es gibt zig moderne politische Unkorrektheiten, die mehr Aufschrei erregen als ein Hitler.