Man kann das nur so deuten, dass es für die meisten thüringischen Wähler kein Vertrauensproblem mehr gibt. Der Landtag wurde demokratisch gewählt und die Ursache einer linken Mehrheit ist daher die demokratische Wahl.
Es ist ohnehin fraglich, ob man 25 Jahre nach dem Ende des SED-Regime, diese Partei auf jene 40 Jahre reduzieren kann. Die ideologische Schnittmenge zur SED der 80er erscheint mir gering, ganz zu schweigen von den konsevativ-stalinistischen Positionen, die bis weit in die 50er Jahre propagiert und umgesetzt wurden. Säuberungen nach Vorbild Stalins fanden in 60er, 70er und 80er Jahren gar nicht mehr statt.
25 Jahre nach dem Mauerfall haben viele jüngere Menschen einen Unrechtsstaat DDR persönlich gar nicht kennengelernt. Wer 1989 noch ein Kind war, dem hatte sich das bösen Gesicht des real existierenden Sozialismus noch gar nicht gezeigt. Jene, die noch lebhafte Erinnerunngen an die Enteignungen, die Arbeitslager oder den berühmten Arbeiteraufstand von 1953 haben, sind wahrscheinlich schon tot oder wenigstens senil.
Daraus folgt, dass die Politik der SED in der 50er, 60er, 70er und 80er Jahren beim Whäler gar nicht so präsent sein kann, wie die Politik der Gegenwart. Eine linke Landesregierung in Thüringen kann gar nicht so schlimm sein oder höchstens so schlimm wie die Brandenburg, Berlin und wo es solche Koalitionen schon mal gab - wenn auch ohne linken Ministerpräsidenten.
Zitat von Traitor:@Maglor: Eigentlich ist es ein Wunder, dass Ramelow gerade mit dieser mangelnden Vergangenheit überhaupt Wahlsieger wurde. Importpolitiker haben von der Landesebene abwärts ja normalerweise deutlich gesenkte Chancen, siehe Steinbrücks "Fischkopf"-Ruf in NRW.
In der Wochenshow haben sie es so gedrückt: Was haben Ramelow und Honecker gemeinsam? Sie beide Wessies und tragen eine Brille.