Porphyrios, selber ein Philosoph von hohen Graden, beginnt die Biographie seines Lehrers Plotin, des bedeutendsten Denkers aus dem dritten Jahrhundert nach Christus, mit dem Satz: >> Plotin, der Philosoph unserer Tage, glich einem Manne, der sich schämt im Leibe zu sein.<<
Anschließend gibt er Beispiele für diesen Abscheu vor der Körperlichen Existenz. Plotin habe niemals von seiner Herkunft, seinen eltern oder seiner Heimat erzählt. Auch seinen Geburtstag, den Tag des Eingangs der Seele in den Leib, habe er nicht verraten, damit man nicht etwa darauf komme, ein so bedauerliches Ereignis auch noch zu feiern. Auch habe er es nie geduldet, dass man ein Bild von ihm verfertige; die Schüler bringen deshalb den berühmtesten Maler der Zeit heimlich in seine Vorlesung, und der hält nach dem Gedächtnis die Züge des Meisters fest.
aber die Verachtung des Leibes geht bei Plotin noch weiter, Er lehnt es ab, gegen eine Darmkolik, die ihn heftig quält, mit Spülungen vorzugehen. Überhaupt weigert er sich, bei Krankheiten Medikamente zu nehmen.
Ja selbst die anfangs gewohnten täglichen Massagen gibt er auf, worauf er noch kränker wird. Auch im Essen ist er äusserst mäßig;
manchmal vergisst er sogar das Stück Brot, das er sich bereitgelegt hat, was sich dann freilich durch Schlaflosigkeit rächt. Das Ergebnis dieser Verachtung des Leibes ist, dass Plotin dahinzusiechen beginnt und dass ihm, als er älter wird, die Stimme versagt und Hände und Füße eitern. Das bringt ihn übrigens in Schwierigkeiten im Umgang mit den Schülern; denn er hat die Gewohnheit sie zur Begrüßung zu umarmen. Porphyrios berichtet, die Anhänger hätten sich deshalb allmählich zurückgezogen.
Zu philosophieren beginnt Plotin mit 28Jahren, angeregt durch den Philosophen Ammonios, der, wie Sokrates, keine Schriften verfasst und der, weil er sich seinen Leebensunterhalt als Gärtnergehilfe verdient, den beinamen >>Der Sackträger<< führt.
Seine Lehrtätigkeit übt Plotin zunächst in Alexandrien aus , um dann nach Rom üüberzusiedeln und dort öffentliche Vorlesungen zu halten.
Übrigens geht es bei diesen recht lebendig, ja gelegentlich sogar arg turbulent zu.
Der Biograph berichtet : Der Unterricht war voll von Durcheiander und vielem Reden, weil Plotin die Hörer anregen wollte, selber zu fragen.
In Rom nun sammelte sich eine große Zuhörerschaft um seine Lehrkanzel.
Es kommen nicht nur Schüler im eigentlichen sinne ;auch die große welt, darunter eine erhebliche Zahl von Senatoren, drängt sich in Plotins Vorlesungen. Selbst der Kaiser samt Gemahlin besucht das Auditorium. Dass auch Frauen Zutritt zu seinen Vorlesungen erhalten, vermerkt der Biograph Plotins übrigens als zeichen seiner besonderen aufgeschlossenheit.
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