Zitat von e-noon:Ursprünglich waren natürlich auch die Bezeichnungen rein männlich gedacht, somit auch redundant. "Herr Hauptmann" zum Beispiel war die meiste Zeit redundant.
Ja, ursprünglich, aber das Patriarchat ist doch vorbei. Allerdings gab es bereits die Formen
Hauptmännin oder
Generalin lange bevor, Frauen bei Militär Offiziere etc. werden konnte. Gemeint war damals im 19. Jahrhundert jedoch nicht eine Frau, die beim Militär diese Stellung innehat, sondern schlicht die Ehefrau des Generals oder Hauptmanns. Ähnlich ist es mit der "
schönen Müllerin". Schubert meinte nicht eine Frau, die als Müller tätig ist, sondern schlicht die Tochter des Müllers.
Besonders interessant ist das Wort Hauptfrau, da es hochgradig ambig ist. Ursprünglich verstand man unter Hauptfrau in Abgrenzung zur Nebenfrau in der Polygamie und in diesem Zusammenhang wird das Wort Hauptfrau auch heute noch genutzt oder verstanden. Gleichzeitig könnte Hauptfrau die weibliche Form eines Dienstgrades bei der Bundeswehr. Der Bedeutungszusammenhang zur stigmatisierten Polygamie bleibt jedoch immer bestehen, sodass Bundeswehrsoldatinnen die Bezeichnung Hauptfrau ablehnen und sich daher als Frau Hauptmann anreden lassen.
(Aus dem gleichen Grund können auch Frauen den
Bachelor in Gender-Studies machen, ohne Männer zu werden. Das Wort "
Bachelrette" bedeutet auf deutsch so viel wie Fräulein und ist auch noch durch deutschsprachiges Trash-TV sexuell konnotiert.)
Zitat von e-noon:Ich finde, das Argument mit der Grammatik geht ein bisschen am Thema vorbei, da es ja vor allem um weibliche/männliche Berufsbezeichnungen geht, mit denen das bisher eher NICHT mitgedachte Geschlecht sichtbar gemacht werden soll, um das Stigma von dem jeweiligen Beruf zu nehmen (Krankenschwester für Männer und Feuerwehrmann für Frauen, beispielsweise).
Grammatik ist immer ein Argument, ebenso die Verständlichkeit und Aussprechbarkeit von Sprache. So bestehen immer Zielkonflikte, sobald die im Sinne der Geschlechtergerechtigkeit oder - sensibilität formulierten Phrasen unaussprechlich oder ungrammatisch werden.
Der Irrwitz ist jedoch, dass eben nicht immer nur, um die Sichtbarmachung des Geschlechts geht. Beim Wort Krankenschwester war das Geschlecht stark sichtbar. Das männliche Gegenstück zu Krankenschwester hießt schon imemr Krankenpfleger. Die Umbenennung hat jedenfalls nichts an der Entwicklung der Krankenpflege zum Frauenberuf geändert. Wenn jetzt nur noch von Pflegekräften, Krankenpfleger*innnen und Altenpfleger*innen gesprochen und geschrieben wird, wird die Realität des Frauenberufs verschleiert und ausgeblendet. Der geringe Männeranteil in den Pflegeberufen ist seit Jahren praktisch unverändert.
Ebenso verschleiernd und ausblendend wäre es, wenn die Verteidigungsministerin vor General*innen reden würde, so lange alle
General*innen Männer sind. Fun Fact: Beide bisher in Erscheinung getretenen weiblichen Generäle der Bundeswehr waren im Sanitätsdienst.
Zitat von e-noon:"Man" wird ja ganz anders verwendet als "they". Für "man" gibt es im Englischen "you" oder formeller "one". Ich meinte das "they" in als direktes Bezugswort statt "he or she":
"To make your partner happy, make sure they feel appreciated" statt "Um seine/n Partner/in glücklich zu machen, sollte man ihm/ihr zeigen, dass er/sie geschätzt wird" (schlimmer geht es ja kaum).
Um seinen Partner glücklich zu machen, sollte man ihm zeigen, dass man ihn wertschätzt.
Der Haken liegt auf der semantischen Ebene. Partnerschaft impliziert eben nicht nur eine heterosexuelle Mann-Frau-Beziehung, sondern eben so ziemlich alles, auch abseits der Sexualität als Geschäftspartnerschaft oder Sportpartnerschaft usw.
Wertschätzung ist in allen Partnerschaften gefordert, egal ob Mann-Mann, Mann-Frau, Frau-Frau, Mensch-Hund usw.
"
Partner" taucht daher im Beispiel-Satz ohne jeden Kontext auf. Das es um das Verhältnis der Geschlechter gehen könnte, wird nicht deutlich, egal ob man wie das generische Maskulin verwendet oder wie in e-noons Beuspiel ganz "schlimm"
gendert.
Die deutsche Grammatik erfordert eine Genus-Numerus-Kongruenz zwischen Personalpronomen und ihrem Bezugswort.
Zum Beispiel:
Der Mensch wird frei geboren und dennoch liegt er in Ketten.Mensch ist maskulin und dennoch sind Frauen Menschen. Und natürlichen können mit maskulinen Bezeichnungen auch Frauen gemeint seien.
Zum Beispiel:
Über 50 % der Abiturienten sind Frauen.Mit einer spezifisch weiblichen Bezeichnung ergibt der Satz keinen Sinn. Beispiel: *
Über 50 % der Abiturientinnen sind Frauen.So ergibt der Satz jedoch keinen Sinn mehr oder einen ganz anderen. Sind 50 % der Abiturientinnen noch keine Frauen, sondern noch Mädchen?
Verdammt, jetzt habe ich Frauen nicht phallogozentrisch als das andere Geschlecht in Abgrenzung vom Manne gedacht, sondern als das andere Lebensalter in Abgrenzung vom Mädchen.