Sicario / Sicario 2

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Ipsissimus
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So 22. Jul 2018, 21:16 - Beitrag #1

Sicario / Sicario 2

gerade aus Anlass des Starts von Sicario 2 nochmal Sicario im Stream geschaut und dann vorhin Sicario 2 im Kino

irre

der zweite Teil ist mit einer klitzekleinen Ausnahme genau so gut wie der erste Teil, und der war schon atemberaubend. Die zwei Enden des ersten Teils gehören zum aberwitzigsten, was ich je gesehen habe, und Teil 2 hat etwas absolut vergleichbares zu bieten. Der einzige, klitzekleine Wermutstropfen war die allerletzte Szene, die ist zu sehr als Cliffhanger aufgebaut und verschenkt damit ein ganz klein wenig ihr Potential. Andererseits freue ich mich auf den 3. Teil

Alle Agentenfilmfans mögen trotzdem gewarnt sein. Das hier hat absolut nichts mit James Bond oder dergleichen zu tun, beide Teile sind Realitätsporno. Keine Filme, die im eigentlichen Sinne "gemocht" werden könnten, dafür sind sie auf mehreren Ebenen zu brutal, und die Brutalität der Handlung ist fast noch am harmlosesten.

Traitor
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So 11. Nov 2018, 00:07 - Beitrag #2

Zitat von Wikipedia:
  • Sicario (1995), venezolanischer Spielfilm von Joseph Novoa
  • Sicario (2015), US-amerikanischer Spielfilm von Denis Villeneuve
  • Sicario 2, US-amerikanischer Spielfilm von Stephano Sollima

In Sachen Tei 1 redest du vermutlich vom 2015er, nicht vom 1995er...?

Sind alle beide/drei völlig an mir vorbeigegangen, aber Villeneuve, Blunt, del Toro und Brolin haben alle meinen höchsten Respekt, daher danke für die Empfehlung!

Ipsissimus
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So 11. Nov 2018, 00:37 - Beitrag #3

Zitat von Traitor:In Sachen Tei 1 redest du vermutlich vom 2015er, nicht vom 1995er...?


ja ... den 95er kannte ich gar nicht, werde ich mal rein schauen, danke für den Hinweis

Ipsissimus
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Mo 12. Nov 2018, 00:08 - Beitrag #4

der 1995er ist ein Dokumentarfilm

Traitor
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So 10. Jan 2021, 20:44 - Beitrag #5

Vor ein paar Monaten habe ich endlich mal den Villeneuve-Film gesehen, und gestern dann auch den Nachfolger von Sollima. Danke auf jeden Fall für die Empfehlung, ich komme aber zu recht unterschiedlichen Beurteilungen der beiden Teile.

Sicario:
Sehr, sehr hart und wirklich mitreißend. Die Sorte Film, bei der man sich wünschen würde, dass das Gezeigte doch bitte nicht realistisch wäre.
Man könnte kritisieren, dass die Konstruktion mit Emily Blunts für Publikumsimmersion sorgen sollender Hauptfigur eigentlich reichlich billig ist. Aber letztlich funktioniert das trotzdem ganz genau so wie es sich die Macher gedacht haben müssen, denn das Gezeigte ist so hart und konsequent durchgezogen, dass man ohne sie zu sehr abschalten und das Ganze als reine Action-Orgie an sich vorbeziehen lassen würde. So aber wird der Gegensatz zwischen der "normalen" Alltagswelt und dieser absurden Dunkelwelt im quasi-offenen Krieg mit ihrer Hilfe klar herausgearbeitet, und dann noch mit der "schönen" Pointe am Ende garniert, wie diese Art der "Behördenarbeit" sich legitimiert.

Sicario: Day of the Soldado
Eigentlich sind alle Zutaten wieder da und effektiv ist as Ganze auch immer noch. Aber die Handlung wirkte auf mich deutlich zielloser und der reine Schockeffekt der allgemeinen Barbarei hat sich in direkter Wiederholung zu schnell abgenutzt. Vor allem aber hat man Del Toro und Brolin nicht genug Material gegeben, um ihre im ersten Teil noch gekonnt chiffrenhaften Figuren in Blunts Abwesenheit hinreichend auszubauen, um den Film allein zu tragen. Das junge Mädchen war gut, aber natürlich noch passiver als Blunt und eher MacGuffin als Figur. Ein bisschen Väterlichkeitsgefühle für Del Toro und ein bisschen "die Chefin nervt" für Brolin waren da zu wenig. Und gleichzeitig schon wieder fast zu viel, um als "die brauchen keine Charaktereigenschaften, sie sind eben nur Krieger des Systems" durchzugehen, als welche sie im ersten Teil stärker rüberkamen.
Insgesamt ist dieser Film an mir dann eben doch weitgehend als "ah ja, dann ist das halt so" vorbeigegangen, genau das, was der Erste noch so kunstvoll vermieden hatte.
Aber vielleicht ja auch kein inhärentes Qualitätsproblem, sondern nur simple Abstumpfung, und für sich alleine würde er fast genauso wirken...? Tja, nicht experimentell verifizierbar.

Ipsissimus
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Di 12. Jan 2021, 17:58 - Beitrag #6

Zitat von Traitor:... und dann noch mit der "schönen" Pointe am Ende garniert, wie diese Art der "Behördenarbeit" sich legitimiert.


Ich kann mich bis heute nicht entscheiden, welches der beiden Enden ich schrecklicher fand, das Treffen mit dem Kartellboss und dessen Familie, oder der "behördliche Papierkram" mit der Balkonszene

Aber vielleicht ja auch kein inhärentes Qualitätsproblem, sondern nur simple Abstumpfung, und für sich alleine würde er fast genauso wirken...?


Bei dieser Art von Film muss ein Regisseur und/oder Drehbuchautor vermutlich darauf achten, das Konzept nicht totzureiten. Realitätsporno ist oft so unerträglich, dass man abschaltet. Vielleicht war dein Bedarf mit Teil 1 schon gedeckt^^

Traitor
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Mi 13. Jan 2021, 23:10 - Beitrag #7

Zitat von Ipsissimus:Vielleicht war dein Bedarf mit Teil 1 schon gedeckt^^
Vielleicht nicht genug Abstand zwischen den Sichtungen.

Interessant und befremdlich finde ich diese beiden Kritiken, die Teil 2 vorwerfen, Klischees und rechte Propaganda zu bedienen:

Ganz am Anfang hatte ich tatsächlich selber auch diesen Eindruck, die Supermarktbombenszene macht ja wirklich kurzzeitig den Eindruck, es würden die übelsten "Gefahr von jenseits der Grenze"-Unterstellungen bedient und es könnte ein Rechtfertigungsfilm für US-Maschenschaften draus werden. Aber es wird doch eigentlich schnell klar, dass das eine absichtlich gelegte falsche Fährte war, und wird ganz explizit dekonstruiert: "they were American citizens", oder so ähnlich. Die ganze Kampagne basiert auf falschen Vermutungen, aber das interessiert weder die Politiker noch die Krieger groß. Das war für mich neben der Brutalität und offenen Illegalität des Geschehens vor Ort der andere Hauptanklagepunkt des Films.

Und Klischees, ja gut. Stimmt schon, hier sind alle Mexikaner korrupt und die Gangkarriere des jungen texanischen Latinos ein Naturgesetz. Aber kommt ein einziger weißer Amerikaner besser weg? Eine gewisse Berechtigung behält der Kritikpunkt jedoch, besonders in der Metaperspektive seines Erscheinungstermins und allgemeinen Medienklimas. Und leider ist wohl auch nicht von der Hand zu weisen, dass hinreichend tumbe Zuschauer den Film tatsächlich als Positivpropaganda missverstehen können. Ich würde sagen, wie bei vielen Rassismus- und Gerechtigkeits-Debatten derzeit, man könnte sich darauf einigen, dass es kontextfrei betrachtet kein inhärentes Problem ist, aber kontextfreie Betrachtung eben ein schwer zu realisierendes und rechtfertigendes Privileg ist und die Macher zumindest zu einem gewissen Grad "tone-deaf" waren. Ob es eine filmische Alternative gegeben hätte, die kein völlig sinnloses "jetzt zeigen wir aber fürs Protokoll noch eine aufrecht-gute Migrantenfamilie und ein paar ganzheitlich strahlende Mexikaner" wäre, ist dann aber wiederum die Frage...

Ipsissimus
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Fr 15. Jan 2021, 19:48 - Beitrag #8

Zitat von Traitor:Und Klischees, ja gut. Stimmt schon, hier sind alle Mexikaner korrupt und die Gangkarriere des jungen texanischen Latinos ein Naturgesetz.


Na ja, es geht um mexikanische Drogenkartelle, da ist das Auftreten krimineller Mexikaner jetzt nicht soooo dermaßen verwunderlich^^ und ein Film, der "Sicario" heißt, wird sich hinsichtlich Hypermoral vermutlich eher selten an deutschen Sozialarbeiterstandards für empathisches Miteinander orientieren^^

Eine gewisse Berechtigung behält der Kritikpunkt jedoch, besonders in der Metaperspektive seines Erscheinungstermins und allgemeinen Medienklimas. Und leider ist wohl auch nicht von der Hand zu weisen, dass hinreichend tumbe Zuschauer den Film tatsächlich als Positivpropaganda missverstehen können.


Mache die Dinge idiotensicher und nur Idioten werden noch damit zu tun haben wollen. "Ein Film ist ein Film ist ein Film". Wer Hypermoral auf Filme anwenden will, hat weder verstanden, was ein Film ist, noch wofür Moral gedacht ist. Und wir sprechen dabei gerade nicht von Snuff-Filmen.

aber kontextfreie Betrachtung eben ein schwer zu realisierendes und rechtfertigendes Privileg ist und die Macher zumindest zu einem gewissen Grad "tone-deaf" waren.


Es ist das gute Recht der Macher, die Forderungen von Dummheit zu ignorieren. Das seltsame ist nur, dass viele Kritiker ganz verständig über die Freiheit von Kunst sprechen können, solange die Kunst die Meinungen der Kritiker vertritt. Aber diese Kritiker können sich trösten; für sie produzieren Marvel, Netflix und Co nur noch gendergerechte und rassismusfreie Heldenepen mit jungen Frauen als Zentren der Geschichte^^ ich sage nur Motherland^^


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