Antwerpen - Nach seiner überraschenden Suspendierung bei Vizemeister Schalke 04 ist Stürmer Emile Mpenza in seine belgische Heimat geflogen. Dort ließ er sich medizinisch genau untersuchen.
"Ich muss wahrscheinlich an den Adduktoren operiert werden, dann müsste ich sechs bis sieben Wochen pausieren", erklärte der 23-Jährige der Zeitung Gazet van Antwerpen.
"Bis auf Weiteres freigestellt"
Und Mpenza wehrt sich gegen die ihm zur Last gelegten Vorwürfe. In einem am Dienstag veröffentlichten Interview der belgischen Tageszeitung erklärte der Stürmer: "Mir wird ein Teil meines Gehalts eingefroren wegen etwas, was ich nicht getan habe. Dass es so weit gekommen ist, finde ich sehr schade und schlimm", wurde der belgische Nationalspieler zitiert.
Mpenza war von Schalke-Manager Rudi Assauer einen Tag vor dem Champions-League-Spiel am Dienstagabend bei Real Mallorca nach Hause geschickt und bis auf Weiteres freigestellt" worden. Begründung: Mpenza unternehme angeblich keine Anstrengungen, nach einer Lymphdrüsenentzündung in der Leiste wieder fit zu werden.
Mögliche Kommunikationsprobleme
Der Stürmer, der noch am Dienstag in Antwerpen den belgischen Spezialisten Dr. De Clerck konsultieren wollte, wies die Vorwürfe zurück: "Ich spiele keine Komödie. Ich spiele seit zwei Jahren mit Schmerzen für Schalke."
Der 23-Jährige schloss Kommunikationsprobleme mit der medizinischen Abteilung der Gelsenkirchener nicht aus, behauptete aber in der Zeitung "Het Volk": Die Ärzte wissen, dass ich verletzt bin. Aber sie dürfen Assauer nicht die Wahrheit sagen."
Ebbe Sand pflichtet Assauer bei
Ein angebliches Angebot vom italienischen Rekordmeister Juventus Turin dementierte der Belgier und erklärte der "Gazet van Antwerpen": "Meine Zeit bei Schalke ist keineswegs abgelaufen. Ich gehe dorthin zurück, auch wenn es für die B-Mannschaft ist." Von einer Rückkehr seines kongenialer Sturmpartners geht auch der Däne Ebbe Sand aus:
"Ich denke, Emile wird irgendwann zurückkehren. Er muss es wie ein Mann nehmen." Der Torjäger, der zusammen mit Mpenza in der vergangenen Bundesligasaison insgesamt 35 Treffer erzielt hatte, kann die Entscheidung des Klubs indes verstehen: "Das war natürlich hart, aber es war in Ordnung. Der Verein musste einfach etwas machen - wenn nicht jetzt, wann dann?"
Angebot dementiert
Spekuliert wurde über einen möglichen Tausch Mpenzas mit dem holländischen Natuionalspieler in Diesten der "Alten Dame", Edgar Davids. Auf Schalke sorgte der Jungstar schon nach wenigen Monaten für Wirbel.
Als er nach dem Weggang seines "großen Bruders" Marc Wilmots nach der EM laut über einen Wechsel zu den Glasgow Rangers oder Girondins Bordeaux nachdachte, tobte Assauer: "Emile bleibt hier. Er muss jetzt endlich selbst Verantwortung übernehmen, sonst bleibt er ewig ein großer Junge und wird kein Mann."
Hart aber fair
Bei den Spielern des FC Schalke 04 ist der verbale Rundumschlag von Rudi Assauer auf Verständnis gestoßen. "Der Manager ist letztlich verantwortlich für den Verein. Er hat das Recht, uns zu kritisieren und solche Maßnahmen zu treffen", so Tomasz Waldoch.
Der Kapitän ließ im Gespräch mit der dpa durchblicken, dass er die Meinung von Assauer und Trainer Huub Stevens in Bezug auf das Verhalten von Mpenza grundsätzlich teilt. "Wir sollten uns alle Gedanken machen über unsere Leistung und unsere Einstellung. Jeder muss sich fragen, ob er alles für Schalke gibt", sagte Waldoch wenige Stunden nach der harten "Ansprache" Assauers.
Teamkollegen wollen aus Mpenza zugehen
"Andere würden alles dafür tun, um für ein solch wichtiges Spiel fit zu werden. Sie würden sich behandeln lassen, die entsprechenden Medikamente nehmen oder sich spritzen lassen. Aber Emile hat häufig irgendwelche Muskelprobleme. Sowas kenne ich gar nicht", meinte Waldoch.
Der Pole betonte, dass er die "Ernsthaftigkeit der Verletzung" bei Mpenza nicht beurteilen könne. Gleichwohl wolle er so schnell wie möglich mit Hilfe von Mpenzas Landsleuten Marc Wilmots und Nico van Kerckhoven das Gespräch mit dem jungen Stürmer suchen: "Ich möchte wissen, was er sagt. Emile ist ein Klasse-Stürmer. Es wäre schade, wenn sich die Sache nicht gerade biegen ließe."
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