Hallo dian,
danke für das Lob, mit den Lemmingen. Übrigends: hier gibt es öfter mal nette Informationen zu den Lemmingen:
http://www.nichtlustig.de
Zu deinem Posting:
Natürlich unterstelle ich dir nicht, daß du deine Feinde vernichten willst. Du hast aber durchaus viele Äußerungen so vorgebracht, daß du dich verbal über die anderen stellst, und das ist meines Erachtens der erste Schritt zur Bevormundung, und politisch zur Diktatur. Auch wenn man es nicht will: einige Dinge gleiten einem doch schnell aus der Hand, wenn man nicht aufpasst.
(Nur mal nebenbei: Wenn es Milliarden von Unschuldigen gibt, dann kann die Zahl der Schuldigen ja Prozentual gar nicht mehr so groß sein
)
Ich denke die Gründe dafür, daß die Menschen nicht alle diesen aufgeklärten ethischen Ansprüchen genügen, ist ein primär biologischer.
Es gibt in bezug auf soziales Handeln meineserachtens keine Vererbungsmöglichkeit. Der Mensch passt sich somit auch optimal an die unterschiedlichen Strukturen, die er nach der Geburt vorfindet, an. Hierbei ist es für die Gesellschaft wichtig, daß es unterschiedliche Menschen, mit unterschiedlichen Fähigkeiten gibt. Die Intellektualität ist da prozentual wohl nicht überall priorisiert. Zumindest denke ich, daß der Großteil der Bevölkerung zu keiner Zeit und in keinem Land je (nach deiner Definition) keine Lemminge gewesen wären.
Der Mensch, wenn er geboren wird, betrachtet sich als Mittelpunkt der Welt. Alles ist um ihn herum gruppiert, wenn er Schreit, kümmert man sich um ihn, etc. Hieraus entsteht die Ansicht, man wäre etwas besonderes, und auch die Handlungen, sind direktes Resultat dieser Weltsicht. Wenn man nun heranwächst, wird man damit Konfroniert, daß es Grenzen gibt: Laufstallende, Mütter die nicht kommen, wenn man schreit, u.v.m. Das sind Ereignisse, an denen ein Mensch reift. Er sucht Wege, er revidiert sein Weltbild und lernt. Hierbei ist es wichtig, zu erkennen, daß es zwei Wege gibt: den der persönlichen Reifung, der einerseits der schwierigere ist, aber zu einer gewissen Freiheit führt, und der der Anpassung, welcher eher einfach ist, aber auch in Abhängigkeiten führen kann. Zu letzt gibt es auch noch die Möglichkeit, daß man gewisse Erfahrungen gar nicht macht, und somit auch nicht reift, d.h. auf einer gewissen Stufe stehen bleibt.
Diese Dinge kann man für andere nicht ändern. Einige machen es sich leicht, andere schwer. Meiner Erfahrung nach, fällt die Wahl, die man trifft aber immer wieder auch auf einen zurück; direkt oder indirekt.
Wie du siehst, ich stimme mit dir nicht bei der Einteilung cool-Arschloch und Nachdenklich-Aussenseiter überein. Es gibt ganz nette einfache Menschen und es gibt ziemlich üble Nachdenkliche. Überhaupt, ich denke, daß die Möglichkeiten und das Geflecht menschlicher Zusammenhänge (leider) sehr viel differenzierter ist.
Ich habe weiter oben zu dir geschrieben, daß du mir sehr leid tust, und das ist nach wie vor so: deine Motive finde ich edel, aber du müsstest an deinen Emotionen, und an deinem Verhalten(nicht zuletzt auch an der Reaktion anderer) erkennen, daß es bei dir eine Diskrepanz zu geben scheint, zwischen dem, wofür du eintrittst, und dem wie die Welt auf dich reagiert. Ich behaupte hier einfach einmal, daß das nicht *nur* an der (zweifelslos) schlechten Welt liegt.
Mein Ansatzpunkt ist der, der Reife des Menschen. Ziel ist es für mich, ein liebender Mensch zu sein. Dies sollte dann nicht nur in Bezug auf andere Menschen, sondern schon auf die ganze Welt bezogen sein. Dies ist äußerst schwierig, und verlangt ein Leben voller Einsatz.
Der Weg dahin ist für mich der, der Wahrheit. Ich hab geschrieben, wie es meiner Ansicht nach zu Unreife, und damit auch zu dem bekannten Fehlverhalten der Menschen kommt. Ein Resultat der Position, zu denken man stände im Mittelpunkt, ist der egoismus. Eine Spielart davon ist die Arroganz, die Überheblichkeit, und die hab ich bei dir durchaus entdecken können. Einerseits bist du gegen den Egoismus, aber andererseits, bist du auch Opfer dieser Einstellung. Darum mein Mitleid. Meines Erachtens befindest du dich in einer tödlichen Falle. Man kann vom Fehlverhalten eines Menschen nicht auf seinen Wert schließen, und man kann sich auch nicht ethisch über einen stellen, ohne unter ihn zu rutschen. Die Arroganz, die Überheblichkeit, ist der Tod der Person. (sie macht einen zur Wahren Liebe, welche das Leben derselben ist, unfähig.)
Du sagst indirekt, daß das bei dir so gar nicht sei: du empfändest Mitleid mit deinen "Lemmingen". Das Problem beim Mittleid ist aber, daß es da zwei verschiedenen Arten gibt. Das eine ist eine Spielart der Arroganz. Sie kommt nur im Gewand des Mitleides daher: So nach dem Motto: "der tut mir nur noch leid!", oder auch "Gott sei Dank, daß ich nicht so bin!". Das ist eine sehr gefährliche Sache. Echtes Mitleid, tut weh. Es führt zur Liebe der Person, und man leidet wirklich mit. Nie würde man eine Person, mit der man echt leidet, vor anderen niedermachen.
Noch ein kurzer Aspekt zum Aussenseiter: Dies ist immer eine Frage der Perspektive, und der Gruppe. Es gibt Gruppen, zu denen ich nicht gehören möchte, da bin ich dann auch (gerne) Aussenseiter. Aber in Bezug auf Gruppen und Menschen, an denen mir etwas liegt, freue ich mich doch sehr, daß ich integriert bin
Ich hoffe ich habe dich durch diese, meine Ausführungen nicht verärgert, oder gelangweilt. Nimm sie als Zeichen dafür, daß ich mich (gerne) mit dir auseinandersetze.
Liebe grüße,
Orald