Held der NationLebende Legende

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Hannover Die halbe Bundesliga ist hinter ihm her und in Hannover zittert man bereits vor dem Tag, an dem er seinen Weggang verkündet: Jan Simak, Torjäger des Aufstiegskandidaten Hannover 96, steht vor allem bei zwei deutschen Spitzenklubs hoch im Kurs.
Bayer Leverkusen und Hertha BSC Berlin suchen Nachfolger für Michael Ballack und Sebastian Deisler und beide Vereine haben sich für dieses schwere Erbe den 23 Jahre alten Tschechen als Spitzenkandidat ausgesucht. "Ich traue mir zu, Nachfolger von Ballack und Deisler zu werden", gibt sich Simak optmistisch.
Sie sind angeblich sogar bereit, so viel Geld auf den Tisch zu legen, dass man damit womöglich die eigenen Topleute hätte halten können. Was Bayer und Hertha in Kauf nehmen würden: Der fußballerisch exzellente Simak gilt als Lebemann, um den es hin und wieder auch mal Ärger geben kann.
Sport1: Herr Simak, es ist nahezu egal, was Sie auf folgende Frage antworten, in Hannover werden Sie viele Fans traurig machen: Gehen Sie nach Leverkusen oder zu Hertha BSC Berlin?
Jan Simak: Ich weiß es wirklich noch nicht, hoffe aber, dass möglichst bald Klarheit herrscht. Feststeht nur, dass ich auf alle Fälle in der Bundesliga spielen will und dort spielen werde. Das kann ich an dieser Stelle klipp und klar sagen. Aber das ist ja auch mit Hannover 96 möglich. Egal, welche Entscheidung in den nächsten Wochen fällt ich will Hannover in die Bundesliga schießen.
Sport1: Würden Sie sich vorher zu einem Wechsel entschließen, bestünde aber die Gefahr, dass Sie gar nicht mehr richtig bei der Sache sind in der zweiten Liga und dass die Mannschaft aus dem Rhythmus gerät ...
Simak: Nein, diese Gefahr besteht nicht. Weder was mich angeht, noch für die Mannschaft. Dafür macht Trainer Ralf Rangnick zu gute Arbeit. Sein Offensivfußball ist erfolgreich und kommt mir entgegen. Ich will ja auch weiterhin zeigen, was ich kann.
Sport1: Was können Sie fußballerisch denn so besonders gut?
Simak: Meine Stärken liegen in der Eins-gegen-Eins-Situation und im anschließenden Torschuss. Das traue ich mir auch auf höchstem Niveau zu, sprich in der Bundesliga und zwar nicht irgendwo dort, sondern bei einem Spitzenklub.
Sport1: Sie werden als Nachfolger von Michael Ballack oder Sebastian Deisler gehandelt. Entspricht das Ihrer Spielweise überhaupt?
Simak: Am liebsten bin ich Stürmer, aber natürlich kann ich auch hinter den Spitzen spielen. Ich werde ja als Mittelfeldspieler geführt. Und beim Bezug zu Ballack oder Deisler ist sicher vor allem die Torgefährlichkeit gemeint, die von den beiden ausgeht und die man mir ja auch nicht gerade absprechen kann.
Sport1: Trauen Sie sich zu, einen der beiden zu ersetzen?
Simak: Ja, ich traue mir zu, Nachfolger von Ballack oder Deisler zu werden. Man müsste mir nur eine faire Chance und etwas Eingewöhnungszeit in der Bundesliga geben.
Sport1: Im Raum stehen mindestens 12 Millionen Mark Ablöse. Halten Sie es für denkbar, dass Ihr derzeitiger Arbeitgeber so viel Geld ausschlagen würde, nur um Sie zu halten?
Simak: Die Frage müssen Sie Präsident Martin Kind stellen. Möglich ist aber schon, dass er daran denkt, dass Hannover 96 mit dem Transfererlös, den man durch mich erzielt, andere wichtige Leistungsträger unserer Mannschaft halten kann. Doch ich muss mir wie gesagt nicht anderer Leute Kopf zerbrechen. Ich selbst bin nur immer wieder völlig beeindruckt von derart
abstrakten Summen, gleichzeitig aber auch stolz, dass Spitzenvereine bereit sind, so viel für mich auszugeben.
Sport1: In der Tat geht es um viel Geld, vor allem, wenn man bedenkt, dass Sie als besonders schwieriger Typ gelten ...
Simak: Ich will und kann überhaupt nicht leugnen, dass ich in der Vergangenheit viel Mist gebaut habe. Aber das waren Fehler, die ich heute nicht mehr machen würde. Ich komme aus einem kleinen tschechischen Dorf direkt in die Großstadt, dazu noch in einem fremden Land mit fremder Sprache. Wenn man als junger tschechischer Fußballer ein Angebot von einem
deutschen Profiklub egal welchem bekommt, muss man zugreifen. Doch dann lief vieles schief ...
Sport1: Die Gefahr des schnellen Geldes ...
Simak: Ja, ich habe für meine Verhältnisse gleich sehr viel verdient und bin in falsche Kreise geraten, habe mich auf die falschen Leute eingelassen und das Nachtleben ausgiebig genossen.
Sport1: Die Liste Ihrer Eskapaden ist sehr lang und abwechslungsreich. Sie haben zum Beispiel Schulden gemacht, die der Verein übernommen hat. Im Gegenzug haben Sie Ihre Ausstiegsklausel abgetreten dadurch entgeht Ihnen heute bei einem Wechsel viel Handgeld ...
Simak: Tja, aber damit ist jetzt Schluss. Ich werde nun Verantwortung für mein Leben übernehmen. Das geschieht aus eigener Motivation und dank der Hilfe von Leuten, die es wirklich gut mit mir meinen. Zum Beispiel Trainer Ralf Rangnick. Der übertrug mir die Aufgabe, die C-Jugend von Hannover 96 zu trainieren und half mir somit zu lernen, mit Verantwortung umzugehen. Und ich bin auch häuslicher geworden, das Partyleben ist vorbei. Die Bundesliga soll einen anderen Jan Simak erleben.
Sport1: Und die Sprachprobleme ...
Simak: ... werde ich auch abstellen. Ich schwänze den Deutschunterricht nicht mehr, weil ich verstanden habe, dass Verständigung auf dem Spielfeld sehr wichtig ist. Und abseits des Platzes erst recht!
Sport1: Vorausgesetzt, Sie setzen Ihre Vorsätze um, dürfte Ihrer Bundesliga-Karriere nichts mehr im Wege stehen. Wie aber sieht es in punkto tschechische Nationalmannschaft aus?
Simak: Ich war immerhin im Aufgebot für die Relegationsspiele gegen Belgien. Aber meine Kollegen in der Nationalelf spielen bei Leverkusen, Lazio oder Liverpool und ich eben in Hannover, weshalb ich vergleichsweise wenig Reputation mitbringe. Hannover 96 hat einen guten Namen, spielt aber noch in der zweiten Liga. Darum will ich mir ja auch unbedingt in der Bundesliga einen Namen machen, wie viele meiner Landsmänner es schon geschafft haben.
Sport1: Allen voran Tomas Rosicky, mit dem Sie in der tschechischen Juniorenauswahl früher zusammengespielt haben. Können Sie dessen Status erreichen?
Simak: Ich bin sehr ehrgeizig und habe große Ziele. Aber zu Rosicky muss ich einfach sagen: Der ist unser bester im tschechischen Mittelfeld. Und einer der Besten überhaupt. Tomas könnte glatt mein Vorbild sein.
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