Wenn ich auf die Leistungen grosser Deutscher stolz wäre, müsste ich mich gleichzeitig beschämt in einer Ecke verkriechen für das was Deutschland in der Vergangenheit schon verbrochen hat. Aber ich persönlich hatte genauso wenig mit Goethes "Faust" zu tun, wie auch mit Hitlers Greueltaten.
Dem kann ich nur zustimmen. Entweder man sagt, man hat mit der Vergangenheit gar nichts zu tun, oder man bekennt sich zu ihren positiven
und negativen Aspekten. Das beziehe ich jetzt auf niemanden persönlich, sondern auf einen Großteil "der Öffentlichkeit". sehr viele Menschen sagen nämlich, mit den Nazis hätten sie nichts zu tun, sind aber stolz auf Goethe, Beethoven, Einstein etc.
Das ist keine nötige Folge aus Patriotismus, ich denke eher das ist eine Konsequenz aus ihrer Geschichtslosigkeit.
Ich denke aber, daß das falsch ist: Die USA haben kaum etwas, worauf sie stolz sein können, und dieses Defizit ist schuld an ihrem Auftreten
Amerika ist ganz und gar nicht geschichtslos. Klar, Europa mit seinen 3000 Jahren hat eine längere Geschichte, aber auch Amerika kann auf eine 400 Jahre lange, bewegte Geschichte zurückblicken. Und stolz sein können sie auch auf einiges: die erste moderne Demokratie der Welt, viel technologische Durchbrüche im 19. Jahrhundert, die ersten Menschen auf dem Mond...
Sie haben zwar auch viele negative Aspekte (langandauernde Rassendiskriminierung, Kriegsverbrechen, Hegemoniedenken), aber die hat jede Nation. Amerika ist im Grunde auch nicht anders als andere Staaten.
Ursache für den 2. Weltkrieg war auch weniger der Patriotismus. Im 1. Weltkrieg war dies jedoch der wesentliche Grund (hab ich glaube ich oben schon beschrieben).
Das kann ich aus meinem beschränkten geschichtlichen Wissen heraus nicht erkennen. Kannst du das bitte noch mal genauer erkäutern?
Das der übertriebene Patriotismus fast aller beteiligten Länder (Deutsches Reich, ÖSterreich-Ungarn, Frankreich, England, Russland, Türkei usw) einer der Hauptgründe des WW1 war, steht glaube ich außer Frage, oder?
Allerdings denke ich, dass auch der WW2 maßgeblich vom Patriotimus bzw Nationalsimus ausgelöst wurde. Denn die Nazis waren ja ganz eindeutig Nationalisten.
Die Nation ist dagen eine völlig abstrakte, oder besser künstliche Form von Gemeinschaft. Sie basiert auf dem Streben nach Herrschaft und Macht über andere. Staatsgrenzen haben sich durch Kriege, Kolonialismus und Wirtschaftsinteressen entwickelt und nicht aus irgendeinem wieauchimmer gearteten Zusammengehörigkeitsgefühl.
Bei dieser Sache muss man auch unbedingt beachten, wie sich der Begriff "National" im Laufe der Zeit entwickelt hat.
Im 19. Jahrhundert stand "nationalistisch" für weltoffen, progressiv, modern. Denn hier stand der Nationalismus als Gegenbewegung zur feudalen Zersplitterung der Völker in Kleinstaaten. In ganz Europa gab es nationale Béwegungen, deren Ziel es war, dass jedes Volk in seiner Gesamtheit in einem einzelnen, eigenen Staat leben können sollte.
Im 20. Jahrhundert dagegen ist "national" dagegen der Gegenbegriff zu "International". Dadurch wurden Nationalisten zu Konservativen, Rückständigen, Ausländerfeindlichen, waren das genaue Gegenteil von weltoffen.
Dadurch zeigen sich sehr schön die beiden Seiten der Begriffe "Patriotismus" und "Nationalstolz": einerseits Selbstbewusstsein und ZUsammmengehörigkeit, andererseits Abgrenzung gegenüber anderen, die nicht zu dieser Gemeinschaft gehören.