Zweiter Tournee-Triumph für Sven Hannawald
Oberstdorf - Sven Hannawald ist der neue Schnee-König von Oberstdorf. Mit dem vierten deutschen Sieg in Folge beim Auftaktspringen der 50. Vierschanzen-Tournee feierte der Hinterzartener ein sensationelles Comeback in der Weltspitze und machte den Absturz des dreimaligen Oberstdorf-Gewinners Martin Schmitt vergessen.
Skiflug-Weltmeister Hannawald triumphierte am Sonntag zum zweiten Mal beim "Grand Slam" der Skispringer nach 1998 in Bischofshofen und kassierte für seinen zweiten Saisonerfolg insgesamt 90.000 Mark.
"Ein großer Tag für mich"
"Das ist ein großer Tag für mich. Ich kann noch gar nicht begreifen, was hier abgegangen ist", sagte der überglückliche Sieger. Mit 260,2 Punkten für zwei Sprünge von 122 Metern setzte sich der 27-Jährige vor dem Österreicher Martin Höllwarth (252,2) durch, der mit 129 Meter den weitesten Sprung des Tages stand und nur vier Meter unter dem Schanzenrekord von Schmitt blieb.
Der vierfache Weltmeister aus Furtwangen landete 40,9 Zähler hinter dem Sieger abgeschlagen auf Rang 19 und büßte damit schon fast alle Chancen auf seinen ersten Gesamterfolg ein.
"Schön, dass der Sven die Siegesserie fortgesetzt hat", zeigte sich Schmitt als fairer Verlierer, haderte aber zugleich mit seiner Leistung: "Ich war mit der Anfahrt nicht zufrieden. Bei der Präparierung der Ski für den zweiten Durchgang habe ich alles riskiert, wurde aber leider nicht belohnt."
Malysz nur Fünfter
Der vorjährige Tournee-Sieger und nach sechs Weltcupsiegen als Top-Favorit angereiste Adam Malysz aus Polen wurde mit 245,1 Punkten Fünfter hinter dem Schweizer Simon Ammann (248,7) und Matti Hautamäki aus Finnland (248,1).
22.000 Zuschauer im ausverkauften Skistadion an der Schattenbergschanze sowie die Trainer Reinhard Heß und Wolfgang Steiert fielen sich in die Arme, als Hannawald auch im Finale erfolgreich den ständig wechselnden Windbedingungen trotzte.
"Ich bin stolz auf seine Leistung. Er hat seinen inneren Schweinehund überwunden und unbedingten Siegeswillen dokumentiert. Er wollte diesen Erfolg mit brachialer Gewalt", meinte Bundestrainer Heß.
Aus dem Leistungsloch an die Spitze
Hannawald, der im Vorjahr in einem tiefen Leistungsloch gesteckt und sich über Monate hinweg wieder an die Spitze heran gearbeitet hatte, war schier aus dem Häuschen. "Ich bin mit meiner Leistung riesig zufrieden, obwohl noch mehr Potenzial in mir steckt. Es war nicht leicht, sich bei diesem Trubel auf die Technik zu konzentrieren. Die perfekten Sprünge kommen noch", meinte der 27-Jährige.
Anders als Hannawald kam Schmitt mit den schwierigen Verhältnissen nicht zurecht. Der 23-Jährige landete im ersten Durchgang nur bei 115 Metern und konnte diese Hypothek im Finale nicht mehr wettmachen. "Das Fluggefühl war okay. Der Sprung war ganz brauchbar für die Bedingungen", äußerte sich Schmitt.
Trotz längerem Anlauf - die Jury war um zwei Luken nach oben gegangen - verlor der Auftaktsieger der Jahre 1998, 1999 und 2000 im Finale noch einmal vier Meter. "Er macht noch kleinere Fehler. Wir müssen den Wettkampf abhaken und nach vorne schauen", sagte ein ratloser Co-Trainer Wolfgang Steiert.
Positive Überraschung durch Späth
Hannawald machte seinem Teamgefährten Mut: "Ich bin optimistisch, dass er in diesem Winter noch seine Erfolge mit uns feiern wird. Allerdings lassen sich die Probleme nicht mit Gewalt lösen."
Für eine positive Überraschung sorgte Georg Späth (Oberstdorf). Der Lokalmatador kam mit 232,7 Punkten für Sprünge von 115,5 und 116 Meter auf Rang neun und feierte damit sein bestes Karriereergebnis.
Insgesamt sieben der qualifizierten 13 Athleten des Deutschen Skiverbandes (DSV) hatten das Finale der besten 30 Springer erreicht.