New Orleans - "Black Sunday" heißt der Film, der das Horrorszenario eines Anschlages auf den Super Bowl in all seinen Details zeigt. In diesem 70er Jahre-Reißer entführen Terroristen einen Zeppelin und wollen ihn während des Super Bowl ins voll besetzte Stadion stürzen lassen.
Muss es gesagt werden: Nach den Ereignissen des 11. September hat der Film eine besondere Brisanz gewonnen. Schließlich spielt der Action-Reißer in New Orleans. Dort wo an diesem Sonntag Super Bowl XXXVI ausgetragen wird.
Doch die Amerikaner, die bei diesem Endspiel der NFL-Saison in einer noch nie so unverstellten Demonstration ihren Patriotismus ausleben werden, tun alles, um die Fiktion "Black Sunday" nicht Realität werden zu lassen.
"New Orleans wird der sicherste Ort in ganz Amerika sein"
Marc Morial, der Bürgermeister von New Orleans, bemüht sich anläßlich einer extra angesetzten Pressekonferenz, sämtliche Bedenken zu zerstreuen: "Unsere Botschaft lautet: New Orleans wird am Sonntag der sicherste Ort in ganz Amerika sein. Wir in New Orleans haben mehr Erfahrung mit großen Menschenmengen als jede andere Stadt in Amerika."
New Orleans richtet bereits zum neunten Mal einen Super Bowl aus und feiert mit dem Mardi Gras, dem kreolischen Karneval, eine touristische Attraktion, die Besucher aus dem ganzen Land in die Stadt am Mississippi-Delta zieht.
Luftwaffe, Küstenwache und Secret Service im Einsatz
Routine wird der Sonntag dennoch nicht sein. Sechs Millionen Dollar wurden in die Sicherheitsvorkehrungen gesteckt. Militärjets werden den Luftraum über dem Superdome patroullieren, die Küstenwache den Mississippi nahe der Arena Quadratmeter für Quadratmeter überwachen. "Undercover-Agenten", verkleidet als Rams- und Patriots-Fans, streifen seit Wochenbeginn durch die Stadt.
Gleichzeitig sind sich alle bewußt, dass gerade dieser Super Bowl in den geistekranken Plänen mutmaßlicher Attentäter ein besonders lohnendes Ziel darstellt.
Die große Menschenmenge, die symbolische Kraft der Veranstaltung (eine im Geröll des World Trade Center gefundene Flagge wird, während Mariah Carey die Hymne singt, in die Halle getragen werden), die weltweite Fernsehübertragung - all diese Faktoren könnten einen weiteren Anschlag auf das Herz Amerikas provozieren.
Tagliabue macht sich Sorgen
NFL-Commissioner Paul Tagliabue, der höchste Repräsentant der Liga, verspricht in seiner ihm typischen Diktion des Ostküsten-Rechtsanwaltes: "Ich bin nunmal jemand, der sich oft mehr Sorgen macht, als nötig. Verglichen mit vergangenen Super Bowls, werden wir die Sicherheit nicht in Raten, sondern in Masseinheiten von Magnitudengröße steigern."
Die Sicherheitsvorkehrungen rund um den Super Bowl liegen denn auch in den Händen des "Secret Service", der sich sonst um den Schutz des Präsidenten kümmert. Damit wird Super Bowl XXXVI erstmals mit den gleichen Sicherheitsvorkehrungen wie eine Vereidigungszeremonie des amerikanischen Präsidenten durchgeführt.
Verdopplung der Sicherheitskräfte
Mike James, der Vertreter des Secret Service gab sich vor der Presse zugeknöpft. Genauere Angaben? Fehlanzeige. James bestätigte jedoch, dass der Besuch des Spiels durch den Präsidenten momentan nicht geplant sei. Allerdings soll Ex-Präsident Bush, also der Vater des Amtsinhabers, zum NFL Finale anreisen. Bürgermeister Morial blieb es vorbehalten, die Zahl der Sicherheitskräfte rund ums Finale auf "etwa doppelt so hoch wie in der Vergangenheit" zu schätzen.
Milt Ahlerich, NFL Vice President of Security, rief alle Fans auf, so wenig wie möglich zum Spiel mitzubringen. Taschen, Sitzkissen und vor allem Handys sollen zuhause bleiben, um das Prozedere an den Einlasstoren nicht unnötig in die Länge zu ziehen. Jeder Fan muss nämlich durch mindestens drei Kontrollen, bis er zu seinem Sitzplatz darf.
Löcher in der Festung
Dass trotzdem noch nicht alles funktioniert, erfuhr ich am eigenen Leib beim Media Day.
Zusammen mit einigen Kollegen kam ich durch einen Nebeneingang in den Superdome. Die Sicherheitskräfte am Eingang untersuchten zwar mit einem Metalldetektor, ob ich Waffen am Körper trage.
Doch mein Rucksack, der groß genug ist, um gleich mehrere Waffen einzuschleusen, wurde keines Blickes gewürdigt.
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