Proteste gegen Bush: Friedensbewegung oder Antiamerikanismus

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
Monoceros
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Mi 22. Mai 2002, 23:45 - Beitrag #1

Proteste gegen Bush: Friedensbewegung oder Antiamerikanismus

Der Besuch von US-Präsident Bush hat in Deutschland eine ganze Reihe großer Protestaktionen ausgelöst, die bislang ohne größere Zwischenfälle verliefen. Er selbst bezeichnet die Streiks als lobenswerter Ausdruck der Meinungs- und Kritikfreiheit, aber in Deutschland selbst scheint es anders auszusehen: Antiamerikanismus ist das Schlagwort, das die Runde macht. Doch ist das wirklich die Triebkraft für solche Protestmärsche? Nicht nur in diesem Forum wurde bereits mehrfach Abstand davon genommen, solche Proteste - nicht nur die aus aktuellem Anlass - richteten sich gegen Amerika im Allgemeinen. Die Kritik richtet sich gegen die amerikanische Politik, für die Bush die Verantwortung trägt, gegen den internationale Anti-Terror-Krieg, den Unilateralismus, der sich in der amerikanischen Politik zeigt. Berlin wurde während des Bush-Besuchs wie eine Festung abriegeln. Es wäre schön, wenn die Demonstranten auch weiterhin zeigen, dass diese Sicherheitsmaßnahmen nicht nötig sind und die Bewegung, die sich zumindest derzeit in Deutschland gebildet hat, sich nicht nur auf Plakaten und in blumigen Reden gegen den Krieg richtet.

Monoceros

Fry
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Do 23. Mai 2002, 02:33 - Beitrag #2

Dieses Schlagwort "Antiamerikanismus" scheint doch nur von Leuten eingeworfen zu sein die die ganze Sache nur einseitig sehen.

Der größte Teil der Leute die Demonstrieren sind doch nicht antiamerikanisch eingestellt sondern eher stark kritisch gegenüber den USA ... und Kritik ist auch angebracht und sollte auch erlaubt sein. Es darf doch nicht, nur weil die USA einen wirklich schrecklichen Terroranschlag erlebt hat, verboten sein gegen die Umwelt-, Globalisierungspolitk u.s.w zu demonstrieren.

Antiamerikanismus herrscht in Deutschland doch nicht so viel vor wie uns irgendwelche Boulevardmedien vormachen wollen. Wir können den USA auch für vieles danken aber ein großer Teil Amerikanischer Politik ist zu kritisieren und das ist doch völlig legitim in einer Demokratie.

Auf jeden Fall kann ich mich nur Monoceros Meinung anschließen!

Traitor
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Do 23. Mai 2002, 08:59 - Beitrag #3

Ich schließe mich ebenfalls an. Äußerungen gegen die USA bzw gegen ihre Politik werden in Deutschland oft sehr übersensibel aufgenommen, im Prinzip ein ähnliches Phänomen wie mit dem überall gesehenen Antisemitismus, nur weniger stark ausgeprägt. Ich halte starke Kritik an Amerika sogar für notwendig, damit Europa es endlich mal schaffen kann, sich gegenüber diesem zu behaupten.

Aldair
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Do 23. Mai 2002, 09:58 - Beitrag #4

Moin!

Wenn ich mir die Bilder gestern so angesehen habe, hatte ich ich das Gefühl, dass da auch eine Menge Leute bei waren, die weder für das eine noch für das andere demonstrierten. Die waren doch zum Teil einfach nur auf Randale aus, und dadurch haben die die friedlich Demonstrierenden in ein schlechtes Licht gerückt. "Randale für den Frieden!" - Sehr Intelligent...

Bis denne.

Erdwolf
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Do 23. Mai 2002, 10:03 - Beitrag #5

Ich denke auch, daß viele von denen nur einen Grund suchen, Randale zu machen, bzw. ein Feindbild brauchen.
Sicher sind auch viele dabei, die ihre vernünftige Meinung vertreten, steineschmeißende Pazifisten sind jedoch nicht besonders glaubwürdig.

yashila
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Do 23. Mai 2002, 13:29 - Beitrag #6

Die Argumentation "das viele Randale machen wollten" passt mir absolut nicht, da es sich de facto bei solchen Radikalen um Einzelne handelt, nur wird in den Medien das völlig einseitige Bild von prügelnden Demonstranten forciert und geprägt. Irgendwie müssen die ihre Meinungsmache (Solidarität Deutschlands mit Bushs Aussenpolitik) verkauft kriegen, und das geht am einfachsten mit einer Negation der guten Aspekte der Demonstrationen. Bereits Wochen im Vorfeld wurde darüber geunkt, in welchem bescheidenen Licht sich Deutschland mit seinen randalierenden Demonstranten präsentieren wird, es ist kaum eine Rede davon, das hunderttausende friedlich und ZU RECHT demonstrierten.

Wie bereits gesagt wurde, es muss diese Form von friedlichem Protest in einer Demokratie geben, und ich finde es ehrlich gesagt toll, das soviele Menschen sich organisiert und erhoben haben. Das beweist, das Deutschland nicht nur ein Land der uneingeschränkten Huldigung gegenüber einem Staat verfallen ist, der derzeiten, DAMALS dieses Land vor schlimmeren bewahrt (ich sage bewußt nicht, befreit) hat, doch ist diese Restschuld längst abgetragen und seitdem ist mehr als ein Rinnsal den Rhein runtergeflossen.

Selbst wenn wir wirtschaftlich abhängig sind, müssen wir einem Staat etwas entgegensetzen, der sich völlig zu Unrecht als Weltpolizei aufspielt und dessen Motive der Konfliktlösung mehr als fadenscheinig ist, denn, die USA als Hort der Menschenrechte ist eine lachhafte Illusion, die sich keiner einsuggerieren lassen braucht.

leloo
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So 26. Mai 2002, 08:56 - Beitrag #7

Die kleinen Proteste haben woll eher Bush zum lachen gebracht als das es ihn beunruhigt hat. In den USA laufen da schon wesentlich größere Demonstrationen gegen Bush und seine Politik.

Dan soll doch jemand anderes Weltpolizei spielen, aber die anderen haben ja anscheinend was besseres zu tun. Im Nahen-Osten hat man gesehen was ohne die Einmischung der USA passiert ist.

yashila
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So 26. Mai 2002, 10:19 - Beitrag #8

Was meinst du denn mit ohne die Einmischung der USA? Den Seperatismus, den die USA betreiben, in dem sie wirtschaftlich aussagenlose Länder in eine Buhmannecke abschieben und somit ihr eigenes Monster heranzüchten, dafür aber Länder protegieren, die krasseste Menschenrechtsverletzungen begehen? Wenn es eben diese Einmischung der USA nicht geben würde, würde einiges anders laufen.
Und zu den Demonstrationen, 1. kann ich daran nichts lachhaftes erkennen, fast hunderttausend, die allein schon in Berlin auf die Straße gehen, sind ebenso wenig lachhaft, wie die Demos in anderen deutschen Städten, die zeitgleich, wenn auch nicht im Fernsehen, ausgetragen wurden. Allein hier in Bonn war eine Riesendemo auf dem Marktplatz.
Und 2. geht es nicht darum, Druck auf Bush auszuüben, sondern auf unsere Politiker, die uneingeschränkte Solidarität zollen. Und solange die Stimme des Volkes von unserer Regierung missachtet wird, umso mehr wird es Demonstrationen geben. Die Worte des amerikanischen Präsidenten in seiner Rede waren nicht nur fadenscheinig, sie zeigte auch die wahren Absichten, die dahinter stecken.

Traitor
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So 26. Mai 2002, 12:59 - Beitrag #9

@leloo: Die USA haben sich lange Zeit im nahen Osten "eingemischt" und haben IMHO vor allem dazu beigetragen, international die Israelis als reine Opfer und die Palästinenser als die bösen darzustellen und zu verhindern, dass die UNO Druck ausübt.

Edit: Ich meinte leloo, nicht Noriko ;)

Noriko
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So 26. Mai 2002, 13:04 - Beitrag #10

@traitor, cih weis zwar nicht auf welchen post du dich beziehst :D , aber ich kann dir nur zusrimmen das die usa da mist gabaut ahben.

Fry
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So 26. Mai 2002, 14:22 - Beitrag #11

Dan soll doch jemand anderes Weltpolizei spielen, aber die anderen haben ja anscheinend was besseres zu tun


Leider vollkomen richtig. Wir, nicht als Deutsche, sondern als Europäer sollten mal endlich was auf die Reihe bekommen. Aber bei dem sch*** system kommt ausser Diskusionen nix raus.

Vielleicht in 10 - 20 Jahren wenn Europa ne selbstständige Armee hat und die Entscheidungsmöglichkeiten der EU gestärkt wurden können wir was ausrichten bis dahin gibt die USA den Ton an:(

Monoceros
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So 26. Mai 2002, 16:02 - Beitrag #12

Man sollte sich diesen "Rollentausch" allerdings nicht als allzu leicht vorstellen, denn das werden sich die USA nicht auf Dauer gefallen lassen, wodurch natürlich auch wieder neues Konfliktpotential entsteht, Betrachtungen, die an dieser Stelle allerdings zu weit vom Thema wegführen.

Monoceros

Fry
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So 26. Mai 2002, 19:05 - Beitrag #13

Vielleicht ist die die Ausrichtung auf gleichstarke Gegner besser formuliert. Sieht man doch schon heute: die Amis fragen doch nur aus höflichkeit den "kleinen Bruder", ihre Verbündeten...durchziehen können sie alles alleine.

Seraphim
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So 26. Mai 2002, 19:35 - Beitrag #14

Politische Proteste (egal gegen was oder wenn) sind für mich Absolut Inordnung solange sie Gewaltfrei sind.
Offene Kritik kann nur helfen ich habe mal hier im Forum ne Signatur gelesen "Die Menschen lassen sich lieber durch Lob zugrunde richten als durch Kritik zu verbessern." (oder so ähnlich genauen Wortlaut kenne ich jetzt nimmer) wenn niemand offen die Meinung sagt wird sich nie etwas ändern. "Antiamerikanismus" ist ein nettes Wort um die angebrachte Kritik Wertlos erschein zu lassen es gibt mit Sicherheit Leute die diese Einstellung vertreten (so wie mich) aber solange es Sachlich Begründete Anlass zum Protest gibt ist so eine Betitelung absoluter Unsinn. Traitor sieht das für mich ziemlich richtig dass ist das selbe wie mit dem "Antisemitismus" nur nicht so stark ausgeprägt. Wo bleibt da die politische Meinungsfreiheit? Das ganze wird durch die Medien noch verstärkt weil die natürlich um des Lesers Gunst übertreiben.

@Weltpolizei: Mal eine Frage wozu braucht die Welt überhaupt so etwas? Europa sollte nicht die USA ersetzen oder ein Gegenwicht darstellen, sondern ihnen endlich klar machen dass sie mit ihren 4 Buchstaben im eigenen Land zu bleiben haben!

@Randale: Ich habe eigentlich nur von Friedlichen Protesten gehört. Kann also nicht sagen das da Hooligans (oder was auch immer) zum Schlägern hingefahren sind. In dem Bezug bin ich für die Abschaffung des 1 Mai weil es nichts mehr mit Politik zu tun hat sondern wirklich nur Randale ist (zumindest in Berlin).

Traitor
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So 26. Mai 2002, 19:54 - Beitrag #15

Die Weltpolizei-Sache können wir hier weiterdiskutieren, führt hier wirklich etwas weit weg.


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