Teamorder "an sich" nicht verboten

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Sa 18. Mai 2002, 15:56 - Beitrag #1

Teamorder "an sich" nicht verboten

"Spielberg - Stallregie oder Teamorder bedeutet, dass die Team-Verantwortlichen ein Rennen von der Kommando-Zentrale aus beeinflussen, im Extremfall sogar einen der beiden Fahrer anweisen, zu Gunsten des Kollegen vom Gas zu gehen.

So geschehen am Sonntag in Spielberg, als Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher den Sieg von seinem Teamkollegen Rubens Barrichello geschenkt bekam. Der Brasilianer war von Ferrari auf den letzten Metern auf Funkbefehl praktisch ausgebremst worden.

Interpretationsraum zur Stallorder

Verboten ist eine Teamorder "an sich" nicht, wie der Internationale Automobilverband (FIA) aus aktuellem Anlass erneut klarstellte. Das Regelwerk lässt allerdings Raum für Interpretationen.

Was dem "Wettbewerbs-Interesse schadet", ist untersagt und wird bestraft, heißt es in Artikel 151 c des Sportreglements (International Sporting Code).

WM-Kandidat im Team sei "völlig legitim"

In der Klarstellung schrieb die FIA, dass es "völlig legitim" sei, einen der beiden Fahrer zum WM-Kandidaten zu bestimmen und den anderen dazu, diesen zu unterstützen.

Nicht zu akzeptieren sei hingegen eine Rennbeeinflussung, die nichts mit relevanten Team-Interessen im Hinblick auf die WM zu tun habe. Verboten sind zudem Absprachen zwischen den Rennställen."



Zu dem Zeitpunkt der Stallorder war sie also nicht verboten, wer will jemandem also einen Dtrick daraus drehen. Von Schaden am Wettbewerb würde ich nicht reden, weil es um die genannte Legitimität geht.
Dann soll die FIA neue Regeln rausbringen und die Stallorder verbeiten, aber nachträglich - NEIN!


In diesem Sinne....
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Mo 20. Mai 2002, 13:28 - Beitrag #2

Ferrari-Stratege Brawn: «Verstehe die Aufregung nicht»

München (dpa) - Die Verantwortlichen bei Ferrari bleiben trotz der massiven öffentlichen Kritik an der offensichtlichen Stallregie bei ihrer Haltung.

«Wenn es im Rennen um wertvolle WM-Punkte für das Team geht, werden wir uns weiterhin strategische Entscheidungen vorbehalten», sagte Ross Brawn, Technikchef und maßgeblicher Renn-Stratege des Teams, in einem Interview der «Welt am Sonntag». Die Ferrari-Strategie in dieser Hinsicht sei bekannt und legal. «Ich verstehe deshalb die Aufregung nicht, denn grundsätzlich bekommen Michael und Rubens dasselbe Material, keiner wird benachteiligt», so der Brite.

Der brasilianische Pilot Rubens Barrichello hatte dem in der Weltmeisterschaft deutlich führenden Michael Schumacher zuletzt beim Großen Preis von Österreich in Spielberg nach Anweisung des Teams kurz vor dem Ziel den Sieg überlassen. Seitdem ist der Rennstall mit Kritik von verschiedenen Seiten konfrontiert.

Zum Umdenken hat die öffentliche Reaktion bei Ferrari offenbar nicht geführt. Nach Ansicht von Brawn war die Entscheidung von Spielberg richtig. «Es geht um Ferrari und um Erfolg für das Team. Solange bei Ferrari ein Fahrer existiert, der eine bessere Chance hat als sein Kollege, den WM-Titel zu gewinnen, wird es aus diesem Grund Vorteile für diesen Fahrer geben», erklärte Brawn

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Mo 20. Mai 2002, 23:02 - Beitrag #3

Ich kann Ross Brawn gut verstehen, denn ich verstehe die ganze Aufregung auch nicht. Entweder die Stallorder ist verboten, dann kann man STrafen aussprechen oder sie ist nicht verboten, dann ist es ja legal und man kann eben keine Strafen aussprechen.

leloo
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Di 21. Mai 2002, 13:21 - Beitrag #4

Die Stallorder ist nicht verboten, deswegen brauch man sich auch nicht aufzuregen das Barrichello Schumacher vorbei gelassen hat

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So 26. Mai 2002, 22:58 - Beitrag #5

Di Montezemolo: Keine offensichtliche Stallorder mehr

"München - Gellende Pfiffe und Buhrufe tausender Formel-1-Enthusiasten vor Ort, beißende Kritik zahlreicher Experten, vernichtende Kommentare in der Mehrzahl der Medien.

Ganz spurlos ging die Reaktion der Formel-1-Welt auf die Stallregie von Spielberg an der Scuderia Ferrari doch nicht vorüber.

Zumindest, wenn man den Aussagen von Präsident Luca di Montezemolo glauben schenken darf. Man werde "sicherlich nicht" noch einmal eine Stallorder wie in Österreich anwenden, erklärte er im Interview mit "Premiere" reumütig.

"Sorgen um eigene Fans"

Ausschlaggebend für diese Kehrtwende der Ferrari-Politik um 180 Grad seien laut di Montezemolo "Sorgen um die eigenen Fans." Ziel des mächtigen Präsidenten ist offenbar, die Millionen Fans der Scuderia - und wohl auch deren Gegner - zu beruhigen.

Auch in Monaco gab es zahlreiche Plakate, auf denen Fans gegen das umstrittenen Manöver von Spielberg - als der führende Rubens Barrichello seinen Teamkollegen Michael Schumacher kurz vor der Ziellinie vorbeilassen musste - protestierten.

Zudem dürfte auch F-1-Zampano Bernie Ecclestone aus Sorge um sein Produkt seine Finger im Spiel haben. Er habe mit di Montezemolo telefoniert, sagte Ecclestone der "Gazzetta dello Sport": "Wenn im Fußball einer die Rote Karte bekommt, gibt das Publikum dem Spieler die Schuld. Im Fall Ferrari jedoch beschuldigen die Leute die Formel 1. Das ist nicht gut."

Berger: "Kompliment an di Montezemolo"

Bei Experten und der Konkurrenz rannte der Italiener mit seiner Ankündigung offene Türen ein.

"Ich finde die Aussagen von Luca di Montezemolo einfach super. Das bestätigt meine Theorie, dass er nicht nur ein guter Rennleiter ist. Er weiß auch, was er Ferrari im Bereich Marketing schuldig ist. Vor allem in Hinblick auf die Anhörung vor dem Weltrat ist das wichtig. Wenn ein Patient Besserung gelobt, wird man das wohlwollend beurteilen", meinte etwa "Strietzel" Stuck bei "Premiere".

"Kompliment an di Montezemolo. Bis vor kurzem war Ferrari der Meinung, dass sie das genauso wiederholen werden. Wenn di Montezemolo seine Meinung geändert hat, spricht das für ihn und den Sport", lobte BMW-Motorsportdirektor Gerhard Berger.

Weiter "unoffensichtliche" Stallorder bei Ferrari

"Di Montezemolo hat offensichtlich ein Machtwort gesprochen. Noch letzte Woche wurde ja etwas anderes gesagt", erklärte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug.

Berger und Haug spielten auf Äußerungen der Ferrari-Granden, Jean Todt oder Ross Brawn, an, die ungeniert eingestanden, dass sie jederzeit wieder so offensichtlich wie in Spielberg ins Renngeschehen eingreifen würden.

Di Montezemolos stellte allerdings auch klar, dass es bei den Roten in Zukunft natürlich weiterhin eine Stallorder geben wird. Nur solle diese "nicht in dieser Form" wie in Spielberg angewandt werden.

Ob offensichtlich oder nicht, Barrichello wird auch in Zukunft nicht gewinnen dürfen..."



Na offentlich sind jetzt alle zufrieden?!


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So 28. Jul 2002, 13:50 - Beitrag #6

Freispruch in der "Teamorder-Affäre"

Michael Schumacher schlüpfte um 9.15 Uhr so diskret wie möglich ins FIA-Hauptquartier Place de la Concorde Nummer acht in Paris - und entwich zweieinhalb Stunden später durch einen Seitenausgang des Restaurants "Maxime" direkt Richtung Flugplatz: Ohne Worte, ohne Kommentar, aber vermutlich erleichtert: In der "Teamorder- Affäre" keinerlei Punkteabzug für den Österreich-GP, weder eine Gelbe noch eine Rote Karte für den Superstar, überlegene WM-Führung und Fünfter WM-Titel nicht gefährdet! Für Ferrari jedoch die höchste Geldstrafe, die in der Geschichte der Formel 1 verhängt wurde: eine Million Dollar! Es kam am Ende genau so, wie es Bruder Ralf Schumacher vermutet hatte: "Geldstrafe, fertig."

Eine Million Dollar - das ist relativ glimpflich, gemessen am 200- Millionen-Dollar-Jahresbudget des Superteams. Und davon sind auch nur 500 000 Dollar sofort zu zahlen, die zweiten für ein Jahr "zur Bewährung" ausgesetzt, "aber sofort fällig, sollte innerhalb von zwölf Monaten das Zeremoniell bei der Siegerehrung noch mal so verletzt werden wie im Mai in Österreich."

Während draußen hunderte Reporter und TV-Teams warteten, tagten die 22 Mitglieder des World Councils hinter hermetisch verschlossenen Türen (geheime Abstimmung). Ebenso diskret nachher die Reaktionen. Von Jean Todt, Schumacher und Barrichello noch keinerlei Kommentar, nur vier Worte von Ferrari-Pressechef Luca Collojani: "Wir respektieren die Entscheidung." Respektieren oder akzeptieren, ohne Berufung. Noch einmal: "Wir respektieren . . ."

Die Council-Mitglieder bestraften Ferrari nicht für die Stallorder- Kommödie von Zeltweg. "Wir finden es unmöglich, die zwei Fahrer zu bestrafen, weil sie laut Vertrag verpflichtet sind, Befehle ihres Teams auszuführen. Wir akzeptieren auch das langjährige und traditionelle Recht eines Teams, den Zieleinlauf seiner Fahrer im besten Interesse, um beide WM-Titel zu gewinnen, zu bestimmen." Deshalb habe das Council beschlossen, keinerlei Maßnahmen wegen der Stallorder beim Österreich-GP zu ergreifen, wenngleich, heißt es offiziell, "mit einigem Zögern."

Ein heißeres Thema war die Siegerehrung. Mit den bekannten Missständen: Beide Fahrer auf der obersten Stufe, die deutsche Hymne für den Brasilianer Barrichello, dann beide Fahrer auf Platz eins während der italienischen Hymne. Ferrari verteidigte sich sehr geschickt: Schumacher habe die Siegertrophäe zwar vom österreichischen Bundeskanzler Dr. Schüssel übernommen, ihn aber nicht erkannt, die Trophäe an Barrichello weitergegeben und dann den Pokal für Platz zwei von der österreichischen Vizekanzlerin Dr. Susanne Riess-Passer übernommen. Dazu das FIA-Council: "Jedes Team hat die Pflicht, sicherzustellen, dass seine Vertragsfahrer das Podiums- Zeremoniell befolgen und in keinster Weise die Regierungsmitglieder eines Landes, in dem ein Grand Prix gefahren wird, brüskieren." Deshalb wurden Barrichello, Schumacher und Ferrari schuldig gesprochen, gegen Artikel 170 des Sportgesetzes verstoßen zu haben.

Schumacher hatte aus seinem Hotel schon am Morgen ausgecheckt und eilte direkt nach der Verhandlung, via Hinterausgang, zum Flugplatz. Vergiss Paris - wie im Kino.


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