Links gegen Rechts

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
Traitor
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Mi 29. Mai 2002, 16:26 - Beitrag #1

Die Begriffe werden aber heute als Hülsen für etwas ganz anderes benutzt.
Ok, ich meinte das, was heute allgemein als "rechtsradikal" bezeichnet wird. Über Begriffe kann man wohl immer streiten.
Konkret dürften sich die *Regierungen* nicht viel nehmen. Allerdings bin ich tatsächlich der Ansicht, das konsequent-linke Weltanschauunten grundsätzlich defizitär sind, was rechte nicht unbedingt sein müssen. Doch das ist wohl ein anderes Topic.
Ich weiß, das hatten wir ja schon öfters. Ich meinte auch eher den konkreten Fall, wo ich denke, dass es kaum wirklich gute Regierungen gibt. Aber da es derzeit kaum wirklich linke Parteien in Regierungen gibt, ist der rechte Flügel derzeit deutlich mehr extremismusgefährdet, denke ich.

Thod
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Mi 29. Mai 2002, 16:32 - Beitrag #2

kann ich nicht nachvollziehen:
- was ist denn rechtsradikalismus konkret?
- wieso sind die regierungen heute rechtslastig? siehe berlin?
- wie soll eine partei links der pds oder der mlpd oder sowas aussehen?

wenn das zu sehr ot ist, bitte ich um enstschuldigung, und habe nix gefragt ;-)

gruss,
orald

Traitor
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Mi 29. Mai 2002, 16:45 - Beitrag #3

Ich denke das ist noch it, außerdem wäre ich der letzte der sich über ot in einer Diskussion mit dir beschweren darf *g*
- was ist denn rechtsradikalismus konkret?
Das, was im allgemeinen Sprachgebrauch so genannt wird, könnte man denke ich mit den Eigenschaften nationalistisch, reaktionär, ausländerfeindlich, autoritär (bzw einige davon oder auch einige andere) beschreiben. Ich denke aber, du weiß, was ich meine, oder?
- wieso sind die regierungen heute rechtslastig? siehe berlin?
Die meisten Regierungen sind weder links noch rechts, sondern sehr stark in die Mitte orientiert. Berlin ist dafür ein gutes Beispiel. Stark linkslastige Parteien fallen mir in keiner europäischen Regierung ein, rechtslastige dagegen schon (Österreich, Dänemark, evtl bald Niederlande)
- wie soll eine partei links der pds oder der mlpd oder sowas aussehen?
Die beiden sind schon sehr weit links, wobei beide nicht in der Regierung stehen (außer die PDS auf Länderebene). Wobei ich mir links der PDS schon einiges vorstellen kann, zB die MLPD, die aber politisch kaum eine Rolle spielt.

Thod
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Mi 29. Mai 2002, 16:55 - Beitrag #4

Also ich halte die PDS in berlin schon für regierend... aber das sei mal dahingestellt.

Deine Definition vorn Rechtsradikalismus zeigt IMHO aber genau das, was ich meine:
Ich denke aber, du weiß, was ich meine, oder?

eben nicht :D
nationalistisch

was ist daran konkret so schlimm? Sich durch die Grenzen einer Nation definieren ist auch nicht anders, als durch die, einer Klasse, oder?
reaktionär

Reaktion worauf? Wieso sollte es das links nicht geben? Vor allem der Osten hat da doch gute beispiele gegeben?
ausländerfeindlich

auch so ein Schlagwort: Welche Ausländer sind gemeint, und wo liegt der Grund für die unterstellte Feindlichkeit? Was sind Gegenkonzepte? Auch linke Parteien haben Feindbilder: z.B. Reiche... Ist das besser?
autoritär

Das wäre ja je nach Kontext sogar ein Lob. Autorität wird doch gern gefordert: der Buddhismus, z.B. hat sehr grossen Zuspruch, gerade wegen seiner strengen Schüler/Lehrer Verhältnisse. Auch hier kommt es wohl eher auf den Inhalt hinter der Authorität an, oder?

Gruß,
Orald

Monoceros
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Mi 29. Mai 2002, 17:07 - Beitrag #5

Auch linke Parteien haben Feindbilder: z.B. Reiche... Ist das besser?

In dem einen Fall geht es um soziale Gerechtigkeit, in dem anderen um dummen und verbohrten Hass auf das Fremde.

Das wäre ja je nach Kontext sogar ein Lob.

Autoritär ist definitiv kein Lob.

Autorität wird doch gern gefordert

Es überrascht mich, dass gerade du autoritär und Autorität nicht auseinanderhältst. Das hatten wir in unseren ellenlangen Diskussionen doch eigentlich schon oft genug, oder?

Monoceros

Traitor
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Mi 29. Mai 2002, 17:09 - Beitrag #6

Wenn du dermaßen die Begriffe durchdiskutieren willst, sollten wir wirklich ein neues Thema aufmachen... Wenn du nichts dagegen hast werde ich die letzten Beiträge dann mal abspalten.
eben nicht
Nehme ich dir zwar nicht ganz ab, aber na schön. ;)
was ist daran konkret so schlimm? Sich durch die Grenzen einer Nation definieren ist auch nicht anders, als durch die, einer Klasse, oder?
Nationalismus (in der modernen Version als Gegenstück zum Internationalismus, nicht als Gegenstück zum Feudalismus) ist für mich schlecht, weil er die anderen Völker ausschließt und letztendlich wohl auch dem eigenen Land schadet (siehe Weltpolizei-Thread). Der Kommunismus dagegen zielt doch letztendlich eben auf eine Aufhebung der Klassenunterschiede, nicht auf deren Schaffung bzw Verstärkung.
Reaktion worauf? Wieso sollte es das links nicht geben? Vor allem der Osten hat da doch gute beispiele gegeben?
Die sogenannten "realsozialistischen" Regime des Ex-Ostblocks würde ich auch nicht als wirklich línks bezeichnen, sie haben sich viele natioalistische und eben reaktionäre Elemente ("reaktionär" als Gegenstück zu "progressiv", diese Verwendung kenne ich zumindest) zueigen gemacht.
auch so ein Schlagwort: Welche Ausländer sind gemeint, und wo liegt der Grund für die unterstellte Feindlichkeit? Was sind Gegenkonzepte? Auch linke Parteien haben Feindbilder: z.B. Reiche... Ist das besser?
Im Prinzip wohl alle Ausländer, da liegt das größte Problem dieser Ideologie. Gründe sind diverse Ängste vor Überfremdung etc.
Kann jetzt gerade nicht weiterposten, Rest kommt später!

Thod
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Mi 29. Mai 2002, 17:20 - Beitrag #7

@ monoceros
In dem einen Fall geht es um soziale Gerechtigkeit, in dem anderen um dummen und verbohrten Hass auf das Fremde.

Ich denke, da machst du es dir deutlich zu einfach, und diese Art der Simplifizierung ist IMHO genau das, was Ursache für diese ganze Polemik ist. "Dummen und verbohrten Hass", ist übrigends auch polemisch... Von einer sachlichen Argumentation erwarte ich einen übergeordneten und möglichst neutralen Standpunkt:
- Hass auf Fremde
Ich hatte schon gefragt, woher die Ursache kommt. Nicht alle Fremden werden gleichermassen gehasst, und nicht alle Ausländer sind Fremde, und nich alle Fremden Ausländer. Eine Analyse dessen, was dieser Angst zu grunde liegt, wäre meiner Ansicht nach sinnvoll. Pauschal von dumm und verbohrt zu sprechen, ohne die Situation genau zu analysieren, ist genau das Niveau, was ich nicht ab kann.
Was übrigends die Reichen angeht: Ich denke diese soziale Gerechtigkeit wird seltenst aus wirklich liebendem Grundgedanken gefordert, sondern meist aus Neid, oder Verlustempfinden. Das halte ich für eine keineswegs positive Motivation, vor allem nicht, um Politik zu betreiben.

Es überrascht mich, dass gerade du autoritär und Autorität nicht auseinanderhältst. Das hatten wir in unseren ellenlangen Diskussionen doch eigentlich schon oft genug, oder?

Offensichtlich haben wir das nicht. Eine Autorität ist autoritär. Was wohl gemeint war, war totalitär, aber das gibt es rechts wie links. Überhaupt, mein Ansatz war ja, dass dieser Begriff nicht weiterhilft, weil er auf beide Klischees zutrifft. Aber wenn wir schon mal dabei sind:
Das, was wohl negativ bei Autoritär mitschwingt, ist der Verlust der individuellen Freiheit, zu gunten einer höheren Entscheidungsgewalt. In diese kann man sich freiwillig begeben (z.B. im Buddhismus) oder man kann unfreiwillig dort hin gelangen (z.B. in totalitären Staaten.) Letztlich ist aber das wesentliche, dass man im Hinblick auf eine höhere Instanz auf rechte verzichtet. Das ist bei jedem Staat so, und ich sehe auch nichts grundsätzlich negatives darin.

@Traitor,
werde dazu dann antworten, wenn du fertig bist

gruss,
Orald

Padreic
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Mi 29. Mai 2002, 18:12 - Beitrag #8

Interessantes Thema.

@Traitor
Die sogenannten "realsozialistischen" Regime des Ex-Ostblocks würde ich auch nicht als wirklich línks bezeichnen, sie haben sich viele natioalistische und eben reaktionäre Elemente ("reaktionär" als Gegenstück zu "progressiv", diese Verwendung kenne ich zumindest) zueigen gemacht.

Was verstehst du unter 'rechts' und was verstehst du unter 'links'?

Nationalismus (in der modernen Version als Gegenstück zum Internationalismus, nicht als Gegenstück zum Feudalismus) ist für mich schlecht, weil er die anderen Völker ausschließt und letztendlich wohl auch dem eigenen Land schadet (siehe Weltpolizei-Thread).

Ist konsequenter Internationalismus nicht, dass Staatsangehörigkeit keinen Unterschied macht, also Staatsangehörigkeiten prinzipiell aufgehoben werden? Zumindest momentan ist es wohl kaum praktikabel. Und war die Wiedervereinigung nicht auch etwas nationalistisches?

@Monoceros
soziale Gerechtigkeit

Interessanter Begriff. Was ist das?

@Orald
Das wäre ja je nach Kontext sogar ein Lob.

Im allgemeinen Sprachgebrauch und nach Fremdwörterduden ist 'autoritär' durchaus abwertend.

Auch linke Parteien haben Feindbilder: z.B. Reiche... Ist das besser?

Sozialismus gibt es aber durchaus nicht nur im linken, sondern auch im rechten Bereich.

Padreic

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Mi 29. Mai 2002, 18:16 - Beitrag #9

rechter sozialismus? wie soll ich mir den vorstellen?
vielleicht konservativer sozialismus, im sinne des ehemaligen ostblockes. aber ist der rechts?

mich würde das sowieso mal interessieren, was man so genau als rechts bezeichnet. die sitzordnung allein wird das ja wohl nicht ausmachen...

gruss,
orald

Padreic
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Mi 29. Mai 2002, 18:19 - Beitrag #10

@Orald
Ich denke, der Nationalsozialismus war durchaus rechts und sozialistisch, oder? Es sollten ja durchaus die Stände und Klassen beseitigt werden, damit alle in die "Volksgemeinschaft" kommen, oder habe ich jetzt da was falsch in Erinnerung?

Padreic

Thod
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Mi 29. Mai 2002, 18:24 - Beitrag #11

das ist die frage. ob stände abgelöst werden sollten, weiss ich ehrlich gesagt nicht. zumindest ist es ein sozialismus, und gerade dieser strebt ja nach weltherrschaft u.s.w. ob der sozialismus des ns systems rechts ist, ist eine gute frage: ich habe das bisher immer so gesehen, dass die nsdap sowohl rechte als auch linke elemente (die in ihrer letztkonsequenz ja auch sehr eng beieinander liegen) vertrat.
letztlich hat sich imho dort hinter einer rechten fassade, mit der man die anderen parteien urspünglich täuschen wollte doch ein stark links orientiertes system herausgebildet. aber tatsächlich: die definition von links und rechts finde ich sehr problematisch.

mich würde da mal eine wirklich greifbare definiton interessieren.

gruss, orald

Traitor
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Mi 29. Mai 2002, 19:15 - Beitrag #12

Die Weiterführung meines Postings (wurde vorhin beim Schreiben unterbrochen) enthält jetzt natürlich auch Bezüge auf die nachfolgenden Beiträge.
auch so ein Schlagwort: Welche Ausländer sind gemeint, und wo liegt der Grund für die unterstellte Feindlichkeit? Was sind Gegenkonzepte? Auch linke Parteien haben Feindbilder: z.B. Reiche... Ist das besser?
Im Prinzip wohl alle Ausländer, da liegt das größte Problem dieser Ideologie. Gründe sind diverse Ängste vor Überfremdung etc. Dabei gibt es zwar Unterschiede im Hass auf verschiedene Gruppen von Ausländern (zB stärkere Judenfeindlichkeit bei den NS), aber letztendlich sind das wohl keine grundlegenden Dinge, sondern hängen nur davor ab, vor welchen Ausländern man am meisten Angst hat bzw welche am besten denunzierbar sind.
Das wäre ja je nach Kontext sogar ein Lob. Autorität wird doch gern gefordert: der Buddhismus, z.B. hat sehr grossen Zuspruch, gerade wegen seiner strengen Schüler/Lehrer Verhältnisse. Auch hier kommt es wohl eher auf den Inhalt hinter der Authorität an, oder?
Wie Padreic sagt, das Wort an sich ist negativ belastet. Aber:
Letztlich ist aber das wesentliche, dass man im Hinblick auf eine höhere Instanz auf rechte verzichtet. Das ist bei jedem Staat so, und ich sehe auch nichts grundsätzlich negatives darin.
grundsätzlich ist es natürlich richtig, dass man Rechte an eine Gesellschaft bzw einen Staat abgeben muss. Aber hier gibt es Grenzen, wie weit dies gehen darf, damit die Individualität weitgehend genug gewahrt bleibt (und Individualität siehst du doch auch immer als eines der höchsten Güter an, oder?). Ob Unterdrückung von links oder rechts geschieht, falsch ist sie in beiden Fällen. Nur steht sie denke ich rechten Ideologien näher als linken.

Dann weiter zu den neuen Sachen:
Was übrigends die Reichen angeht: Ich denke diese soziale Gerechtigkeit wird seltenst aus wirklich liebendem Grundgedanken gefordert, sondern meist aus Neid, oder Verlustempfinden. Das halte ich für eine keineswegs positive Motivation, vor allem nicht, um Politik zu betreiben.
Eigene Interessen kann man nie ausklammern. Trotzdem ist es wohl ein besseres Ziel, Reichtum "gerecht" zu verteilen, als Ausländer zu diskriminieren...
rechter sozialismus?
Ich würde auch sagen, so etwas gibt es eher nicht, sondern Rechte Ideologien mit sozialistischen Elementen oder als Sozialismus getarnte Rechte Ideologien. Ersteres wären für mich die Nazis. Du sagst, sie wären als Rechte getarnte Sozialisten. ich denke aber, dass der rechte Part überwiegt, da das Führerprinzip sehr stark war (im Sozialismus ja eigentlich ein Feindbild). Letzteres wären für mich die Ostblockstaaten, da sie sich zwar sozialistisch nannten und auch Planwirtschaft (ja eigentlich nur eine Vorstufe im sozialistischen Plan) etc hatten, aber im Prinzip autoritäre Regime von wenigen waren, manchmal sogar Diktaturen (Stalin).
aber tatsächlich: die definition von links und rechts finde ich sehr problematisch. mich würde da mal eine wirklich greifbare definiton interessieren.
Eine klare Definition kann man nicht geben, denke ich, da, wie du selber sagst, die Übergänge fließend sind. Was ich als "links" und "rechts" ansehe, dürfte aus den Beiträgen hier hervorgehen.

@Padreic:
Was verstehst du unter 'rechts' und was verstehst du unter 'links'?
Wie gesagt, die Hauptattribute für rechts sind für mich nationalistisch, reaktionär, ausländerfeindlich, autoritär; für links progressiv, international, Gleichstellung suchend.
Ist konsequenter Internationalismus nicht, dass Staatsangehörigkeit keinen Unterschied macht, also Staatsangehörigkeiten prinzipiell aufgehoben werden? Zumindest momentan ist es wohl kaum praktikabel. Und war die Wiedervereinigung nicht auch etwas nationalistisches?
Wie bei "Weltpolizei" gesagt, eine Internationalisierung kann nur langsam voranschreiten, auch darin liegt ein Fehler der Weltrevolutionsidee. Die Wiedervereinigung war wohl nationalistisch im alten und internationalistisch im neuen Sinne.

Thod
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Mi 29. Mai 2002, 19:59 - Beitrag #13

@ Traitor,
Wenn du dermaßen die Begriffe durchdiskutieren willst, sollten wir wirklich ein neues Thema aufmachen... Wenn du nichts dagegen hast werde ich die letzten Beiträge dann mal abspalten.

mach das. aber soweit du dennoch drauf eingegangen bist, werde ich es auch tun.
Nationalismus (in der modernen Version als Gegenstück zum Internationalismus, nicht als Gegenstück zum Feudalismus) ist für mich schlecht, weil er die anderen Völker ausschließt und letztendlich wohl auch dem eigenen Land schadet

Die Kausalität ist nicht gegeben. Ausschliessen tut man allein schon durch Benennung. Sobald man für etwas einen Namen hat, grenzt man es von anderem ab. Wie soll man denn das umgehen, und vor allem, was soll das für einen Sinn haben?
Der Kommunismus dagegen zielt doch letztendlich eben auf eine Aufhebung der Klassenunterschiede, nicht auf deren Schaffung bzw Verstärkung.

Gerade da liegt ja die Gefahr. Aufhebung ist i.d.R. die Abschaffung, oder Eliminierung derjenigen, die nicht ins Raster passen. Während ein bayrisches "mia san mia" zwar eng und meiner Meinung nach primitiv ist, ist es mir immer noch lieber, als die ständige Vereinnahmung meiner Welt durch eine abstrakte "bessere" oder "grössere" oder was auch immer. Man kann keine zwei Welten zusammenführen, man schafft eine dritte. Und das wie die Geschichte zeigt oft recht blutig.
Die sogenannten "realsozialistischen" Regime des Ex-Ostblocks würde ich auch nicht als wirklich línks bezeichnen, sie haben sich viele natioalistische und eben reaktionäre Elemente ("reaktionär" als Gegenstück zu "progressiv", diese Verwendung kenne ich zumindest) zueigen gemacht.

Das kling mir halt sehr nach Scheinwelt. Immer da, wo sich eine Idee konkretisiert und Schiffsbruch erleitet, da war sie dann halt nicht konsequent angewandt. Dieses Denken halte ich für sehr problematisch.
Reines nach vorne schaun, ohne sich der Herkunft bewusst zu sein, heisst ja auch, immer wieder die gleichen Fehler zu machen. Ebenso darf man natürlich nicht nur zurückschauen, da würde man sich ja verlieren.
Im Prinzip wohl alle Ausländer, da liegt das größte Problem dieser Ideologie. Gründe sind diverse Ängste vor Überfremdung etc.

Das erklärt den Grund nicht. Worin liegt die Angst vor Überfremdung, und was soll das sein? Letztlich denke ich, haben die Menschen wohl Angst, etwas genommen zu bekommen, was ihnen wichtig ist. Sicher kann man feststellen, dass diese Angst grösser wird, je fremder die Welt ist, mit der sie zu tun haben, und je weniger sie die Folgen der Konfrontation überblicken können. Hinzu kommen natürlich auch persönliche Erfahrungen...
Es gibt imho keine Ideologie, die sagt, du sollst fremde hassen. Die Angst entsteht von alleine. Durch strukturelle Unterstütung dieser "Überfremdung" wird man sie auch nicht lösen können. Ich denke, Agression entsteht i.d.R. aus dem "nicht verstanden werden", oder dem "etwas vorgesetzt bekommen". Hierin sind die Linken sicher Meister... Sie schaffen Tatsachen, mit denen die Bevölkerung zurecht kommen muss, ohne vorher genau zu überprüfen, ob sie das kann. Frei nach dem Motto: die werden sich schon dran gewöhnen, oder es ist gut für sie. Ob das aber tatsächlich der Fall ist, sei mal dahin gestellt.
Wie Padreic sagt, das Wort an sich ist negativ belastet.

das war auch nur ein Nebenaspekt. Ich empfinde das halt anders. Aber eigentlich wollte ich ja, wie gesagt nur anführen, dass Autorität sicher kein Unterscheidungsmerkmal von rechts und links ist.
Aber hier gibt es Grenzen, wie weit dies gehen darf, damit die Individualität weitgehend genug gewahrt bleibt (und Individualität siehst du doch auch immer als eines der höchsten Güter an, oder?).

Individualität halte ich für überhaubt nichts. Wie kommst du denn darauf? Sie besagt nur, dass menschen einzeln, also individuell sind. Mensch als Individuum ist eine Perverson des Begriffes von Mensch als Person. Ich denke, das dieser Individualismus eine der schrecklichsten Katastrophen im westlichen Abendland waren und sind.
Ich habe übrigends geschichtlich nicht den Eindruck, dass linke Kräfte auf das Individuum, oder die Person rücksicht nehmen würden. Ganz im Gegenteil, sie zeichnen sich besonders durch das Anligen aus, Massen zu bestimmen, und damit die Einzelnen in die völlige Bedeutungslosigkeit zu schicken.
Eigene Interessen kann man nie ausklammern. Trotzdem ist es wohl ein besseres Ziel, Reichtum "gerecht" zu verteilen, als Ausländer zu diskriminieren...

Ziele sind halt nur in Bezug auf die Frage ihrer Konkretisierung zu beurteilen. Während Stalin die Reichen getötet hat, ist es das hauptanliegen vieler Rechter, sie Ausländer in ihre Ursprungsländer zurückzuführen. Sicher gibt es da auch andere Beispiele, aber es geht mir nicht um die Aufzählung, sondern darum, zu zeigen, dass da keine strukturellen Vorteile einer linken Weltanschauung da sind.
Ich würde auch sagen, so etwas gibt es eher nicht, sondern Rechte Ideologien mit sozialistischen Elementen oder als Sozialismus getarnte Rechte Ideologien. Ersteres wären für mich die Nazis. Du sagst, sie wären als Rechte getarnte Sozialisten. ich denke aber, dass der rechte Part überwiegt, da das Führerprinzip sehr stark war (im Sozialismus ja eigentlich ein Feindbild).

Das Führerprinzip war auch nicht das gefährliche, das hat jede Monarchie. Es war die Ideologie des Führers, welcher Massenvernichtungen an ihm nicht passenden Individuen, sowie die Weltherrschaft anstrebte. Beides eher linke grundstrukturen. Der Name sagt es ja auch: im Deutschen ist bei zusammengesätzten Substantiven immer der letzte Begriff Sinngebend, und die Vorherigen nur näher beschreibend. Also ein Sozialismus, mit nationaler Prägung. Dass die nationale Prägung so katastrophale Folgen hatte kann ich mir kaum vorstellen...
Wie gesagt, die Hauptattribute für rechts sind für mich nationalistisch, reaktionär, ausländerfeindlich, autoritär; für links progressiv, international, Gleichstellung suchend.

Dann drücke ich es mal pointiert aus:
rechts: eng, kleinbürgerlich, traditionell und vorsichtig
links: sich über andere hinwegsetzend die welt zu verändern (im Wunsch sie zu verbessern), eigene Probleme nicht bei sich selbst, sondern durch ändern von Strukturen lösen zu wollen ohne auf die jeweiligen Personen einzugehen sondern im hinblick auf ein abstraktes Ziel, welches letztlich sowieso nicht erreicht werden kann. (kurz: Arrogant ;) )

gruss,
Orald

Padreic
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Mi 29. Mai 2002, 20:08 - Beitrag #14

@Traitor
Wie gesagt, die Hauptattribute für rechts sind für mich nationalistisch, reaktionär, ausländerfeindlich, autoritär; für links progressiv, international, Gleichstellung suchend.

Deine Definition halte ich für sehr fragwürdig. Gerade Kommunisten waren bzw. sind oft nicht progressiv. Andererseits gibt es durchaus liberale Rechte, die progressive Elemente und auf die Tradition zurückgreifende Elemente vereinen und die nicht ausländerfeindlich oder autoritär sind, sondern die Nation als solche als wichtig betrachten. Weiterhin setzt du ja damit rechts und rechtsradikal gleich.
Vielleicht sollten wir einfach dieses ganze blödsinnige rechts-links-Gerede mal aufheben. Es ist nur eine ein-dimensionale Charaktersation, die natürlich zu kurz greift. Wir sollten wohl lieber andere Dimensionen einführen, wie nationalistisch-internationalistisch, liberal-sozialistisch etc.

Ich würde auch sagen, so etwas gibt es eher nicht, sondern Rechte Ideologien mit sozialistischen Elementen oder als Sozialismus getarnte Rechte Ideologien.

Das erstere ist zumindest nicht gerade selten, z. B. Le Pen ist meines Wissens auch, zumindest teilweise, Sozialist.

Die Wiedervereinigung war wohl nationalistisch im alten und internationalistisch im neuen Sinne.

Nein, sie war nicht wirklich internationalistisch. Die Wiedervereinigung wurde nicht aus allgemeiner Menschenfreundlichkeit ausgeführt, sondern weil die Bewohner der DDR vom Deutschen Volke waren. Das ist ein sehr nationalistisches Motiv. Nationalismus muss nicht Kleinstaaterei heißen.

@Orald
ob stände abgelöst werden sollten, weiss ich ehrlich gesagt nicht.

Hitler sprach jedenfalls davon. Ob er es wirklich wollte, weiß ich natürlich nicht.

Aber es ist auch allgemein die Frage, in wie weit hinter dem Nazi-Regime eine Ideologie stand und es nicht nur der Wunsch nach Macht war. Der Judenhass war wohl echt, aber ob der Rest nicht nur auf Macht ausgerichtet war? Ich weiß es nicht.

Padreic

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Mi 29. Mai 2002, 20:11 - Beitrag #15

seinen eigenen stand, wollte hilter sicher nicht aufheben ;-)

gruss,
orald

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Ich denke, da machst du es dir deutlich zu einfach, und diese Art der Simplifizierung ist IMHO genau das, was Ursache für diese ganze Polemik ist.
Ich mache es mir nicht einfacher, als du es tust. Der Unterschied ist: Ich betreibe eine bewusste Vereinfachung, du scheinst zu glauben, das ganze zu betrachten.

Ich hatte schon gefragt, woher die Ursache kommt. Nicht alle Fremden werden gleichermassen gehasst, und nicht alle Ausländer sind Fremde, und nich alle Fremden Ausländer.
Ach wirklich? In manchen Fällen mag das stimmen, aber nicht in allen. Wenn du diese Tatsache nicht anerkennst, scheinst du das rechte Millieu nicht besonders gut zu kennen, auch wenn es selbst dort bisweilen zu überraschenden Allianzen kommen, die die Verlogenheit der angeblichen Ideologietreue nur zu deutlich zeigen.

Ich denke diese soziale Gerechtigkeit wird seltenst aus wirklich liebendem Grundgedanken gefordert, sondern meist aus Neid, oder Verlustempfinden. Das halte ich für eine keineswegs positive Motivation, vor allem nicht, um Politik zu betreiben.
Auch das mag bei einigen der Fall sein, aber du scheinst hier die Idealisten auszuklammern und davon gibt es nicht wenige.

Eine Autorität ist autoritär.
Ich würde vorschlagen, dass du dich noch einmal mit dem Bedeutungsinhalt der Wörter auseinandersetzt. Dabei wirst du feststellen, dass das ein Widerspruch und deine darauffolgende Argumentation folglich ihre Basis verliert.

Zum Begriff "Soziale Gerechtigkeit": Mit dem Schlagwort ist gemeint, dass der Reichtum (was durchaus nicht nur, aber hier vor allem finanziellen Reichtum bedeutet) möglichst gerecht verteilt wird.

Ich denke, der Nationalsozialismus war durchaus rechts und sozialistisch, oder?
In seinem Ursprung vereinte er sozialistische und nationalistische Elemente. Später stand der Sozialismus hingegen hauptsächlich im Namen, extrem tendierende Richtungen lassen sich nicht vollständig vereinen, ohne selbst dabei zugrundezugehen und das ist bei der nationalsozialistischen Ideologie bis heute nicht passiert, nicht nur in Deutschland.

wollte doch ein stark links orientiertes system herausgebildet
Inkorrekt.

Gründe sind diverse Ängste vor Überfremdung etc. Dabei gibt es zwar Unterschiede im Hass auf verschiedene Gruppen von Ausländern (zB stärkere Judenfeindlichkeit bei den NS), aber letztendlich sind das wohl keine grundlegenden Dinge, sondern hängen nur davor ab, vor welchen Ausländern man am meisten Angst hat bzw welche am besten denunzierbar sind.
Die Verfolgung von Minderheiten ist ein gesellschaftliches Problem und damit kein rein politisches und das wurde auch nicht vom NS-Regime erfunden oder entscheidend geprägt, daher bin ich geneigt, dem zuzustimmen. Der Mensch hat in seinem Inneren Angst vor dem Neuen, dem Unbekannten. Je stärker diese Angst ausgeprägt ist, desto schneller schlägt sie auch in Hass um.

Nationalismus (in der modernen Version als Gegenstück zum Internationalismus, nicht als Gegenstück zum Feudalismus) ist für mich schlecht, weil er die anderen Völker ausschließt und letztendlich wohl auch dem eigenen Land schadet.
Die Kausalität ist nicht gegeben.

Doch, das ist sie, denn der Nationalismus schließt ein, dass man sich selbst darin erkennt, sich von anderen abzugrenzen und andere als Gegner zu betrachten. Du scheinst hier mit dem Patriotismus zu verwechseln, der im Grunde nur die Verbundenheit mit der eigenen Heimat ausdrückt, aber das, was außerhalb liegt, nicht grundsätzlich ausschließt. Nationalismus ist eben über diese Kausalität definiert, also ist es falsch zu behaupten, er existiere nicht.

Aufhebung ist i.d.R. die Abschaffung, oder Eliminierung derjenigen, die nicht ins Raster passen. Während ein bayrisches "mia san mia" zwar eng und meiner Meinung nach primitiv ist, ist es mir immer noch lieber, als die ständige Vereinnahmung meiner Welt durch eine abstrakte "bessere" oder "grössere" oder was auch immer. Man kann keine zwei Welten zusammenführen, man schafft eine dritte. Und das wie die Geschichte zeigt oft recht blutig.
Diese Gefahr sehe ich auch und darin liegt auch ein grundsätzliches Problem aller progressiven Richtungen, egal in welchem Bereich. Es ist ein schweres Problem, das sich auch in der Theorie nicht einfach lösen lässt und auch wohl noch nicht gelöst worden ist.

Immer da, wo sich eine Idee konkretisiert und Schiffsbruch erleitet, da war sie dann halt nicht konsequent angewandt. Dieses Denken halte ich für sehr problematisch.
Dennoch ist es auch hier nicht völlig falsch. Tatsache ist, dass der Kommunismus mit all seinen Fehlern für persönliche Zwecke missbraucht wurde. Dass er schon am Menschen scheitern würde, war klar.

Reines nach vorne schaun, ohne sich der Herkunft bewusst zu sein, heisst ja auch, immer wieder die gleichen Fehler zu machen. Ebenso darf man natürlich nicht nur zurückschauen, da würde man sich ja verlieren.
Das würde einen günstigen Mittelweg bedeuten, den du allerdings in deinen Beiträgen selbst aber offensichtlich ablehnst. Interessant.

Gerade Kommunisten waren bzw. sind oft nicht progressiv.
Ein Widerspruch in sich, denn um den Kommunismus an die Stelle des Kapitalismusses zu rücken, wäre an sich bereits ein progressiver Vorgang. Ob er eine Weiterentwicklung darstellt oder dasselbe im neuen Mantel, ist ein anderes Thema, aber gerade die vielen Idealisten, die sich selbst als "links" bezeichnen, würde ich hierbei nicht vergessen. Und Idealisten sind progressiv, das wirst auch du nicht bestreiten wollen.

Das erstere ist zumindest nicht gerade selten, z. B. Le Pen ist meines Wissens auch, zumindest teilweise, Sozialist.
Ein Frankreich gliche es im sozialistischen Lager schon einem Selbstmord, das zu behaupten... ;) Wo siehst du in Le Pen einen Sozialisten?

Aber es ist auch allgemein die Frage, in wie weit hinter dem Nazi-Regime eine Ideologie stand und es nicht nur der Wunsch nach Macht war.
Ich denke, dass hier eines zum anderen gekommen ist, aber das Streben nach Macht war nicht für die Vernichtungsbestrebungen bezüglich der Juden verantwortlich, hier sehe ich ganz klar einen ideologischen Hintergrund.

Individualität halte ich für überhaubt nichts. Wie kommst du denn darauf? Sie besagt nur, dass menschen einzeln, also individuell sind. Mensch als Individuum ist eine Perverson des Begriffes von Mensch als Person. Ich denke, das dieser Individualismus eine der schrecklichsten Katastrophen im westlichen Abendland waren und sind.
Darin gründet sich auch deine Gläubigkeit, dein Wunsch danach, geführt zu werden und sich an feste Systeme zu halten, die Kollektivität zu erreichen versuchen. Im Grunde aber steht u.a. die Angst dahinter, sich selbst als eigenständiges Wesen in einem dynamischen Gefüge zu betrachten und aufgrund dieser Individualität die Gesellschaft an sich und die eigene Position darin selbst zu definieren und zu bestimmen. Das zeigt sich auch in deiner mangelnden Kritikakzeptanz in diesem Bereich der sogar soweit geht, dass Fakten verharmlost werden. Interessant ist auch, dass der Kommunismus die Individualität des Menschen angreift, aber bei dir deiner Aussagen nach zu urteilen nicht den geringsten Wiederhall findet.
Darin gründet sich auch eine latente Regressivität, die Diskussionen bisweilen etwas erschweren...

Die Diskussion geht hier aber auch meines Erachtens nach nicht in die richtige Richtung. "Links" und "rechts" kennzeichen in dem Bedeutungszusammenhang zwei Extreme, die mehr oder weniger von den "Anhängern" der Richtungen mehr oder weniger erreicht werden und (Quasi-)Extreme können an sich nicht existieren... Außerdem haben beide Richtungen einen grundsätzliche Fehler: Sie beanspruchen bei für sich die unbegrenzte Gültigkeit, die allerdings an der Wirklichkeit vorbeigeht. Statische Systeme besitzen keine eigene Stabilität, das ist auch bei dynamischen Systemen nicht gegeben, die dazu verurteilt sind, mit ihrer Entstehung wieder vernichtet zu werden. Das Problem daran ist vor allem, wie man diese "Vernichtung" versteht. Man kann sie als den Sturz des ganzen Systems verstehen oder man kann sie als Veränderung ansehen, der das System mit der Zeit verändert, das System der Zeit anpasst und in gewissem Umfang - quasi als Gegenströmung - auch das System die Zeit. Daher ist Traditionalismus etc. keine logische Richtung, sondern eine zerstörerische: Der Status Quo kann nicht über längere Zeit aufrecht erhalten werden, gute Bedingungen können nur geschaffen werden, wenn man das Fortschreiten der Zeit, die Veränderungen in den Menschen, in den Werten, überhaupt in der menschlichen Gesellschaft berücksichtig.

Monoceros

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Mi 29. Mai 2002, 22:19 - Beitrag #17

@Monoceros
Bitte werde nicht unnötig persönlich. Wenn du Fragen über Glauben oder Personalität und Individualität allgemein und nicht nur am Beispiel eines Members erörtern willst, mache bitte einen Thread im Philosophie-Forum auf.

Zum Begriff "Soziale Gerechtigkeit": Mit dem Schlagwort ist gemeint, dass der Reichtum (was durchaus nicht nur, aber hier vor allem finanziellen Reichtum bedeutet) möglichst gerecht verteilt wird.

Soweit war es mir auch noch klar. Wonach gerecht? Nach Leistung? Einfach jedem das gleiche geben? Und wenn nach Leistung, nach welcher Leistung? Was ist das Ziel des ganzen?

Doch, das ist sie, denn der Nationalismus schließt ein, dass man sich selbst darin erkennt, sich von anderen abzugrenzen und andere als Gegner zu betrachten. Du scheinst hier mit dem Patriotismus zu verwechseln, der im Grunde nur die Verbundenheit mit der eigenen Heimat ausdrückt, aber das, was außerhalb liegt, nicht grundsätzlich ausschließt. Nationalismus ist eben über diese Kausalität definiert, also ist es falsch zu behaupten, er existiere nicht.

Es kommt drauf an, wie man das Wort definiert. Du kannst, ähnlich wie im Falle des Wortes autoritär, nicht sagen, dass die Argumentation eines Argumentationspartners falsch ist, nur weil er andere Begriffsdefinitionen benutzt.

Ein Widerspruch in sich, denn um den Kommunismus an die Stelle des Kapitalismusses zu rücken, wäre an sich bereits ein progressiver Vorgang.

Mittlerweile wohl nicht mehr unbedingt, da beides wohl veraltete Konzepte sind. Es wäre doch auch nicht progressiv, durch eine Revolution die Monarchie wieder einzuführen, oder?

Wo siehst du in Le Pen einen Sozialisten?

Wenn ich mich recht entsinne ist er nach eigenen Aussagen sozialpolitisch links.

Außerdem haben beide Richtungen einen grundsätzliche Fehler: Sie beanspruchen bei für sich die unbegrenzte Gültigkeit, die allerdings an der Wirklichkeit vorbeigeht.

Nach deiner Definition vielleicht. Aber ich sehe es durchaus so, dass ich sagen kann, dass meine Position zur Zeit beispielsweise rechts sein kann, es sich mit der Zeit aber wieder ändern kann. Aber die grundlegenden philosophischen Konzepte daran dürfen sich nicht verändern, jedenfalls nicht, wenn das Konzept zu irgendeiner Zeit gut war, denn wichtige philosophische Wahrheiten sind normalerweise zeitlos.

in den Werten

Echte Werte können sich m. E. nicht verändern.

Padreic

Monoceros
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Mi 29. Mai 2002, 22:50 - Beitrag #18

Bitte werde nicht unnötig persönlich. Wenn du Fragen über Glauben oder Personalität und Individualität allgemein und nicht nur am Beispiel eines Members erörtern willst, mache bitte einen Thread im Philosophie-Forum auf.
Meine Argmumentationsstruktur kannst du ruhig mir überlassen, Padreic. Ich habe lediglich festgestellt, was ich beobachte und wo meiner Ansicht nach einer der Gordischen Knoten dieser Diskussion liegt.

Wonach gerecht? Nach Leistung? Einfach jedem das gleiche geben? Und wenn nach Leistung, nach welcher Leistung? Was ist das Ziel des ganzen?
Eine sehr interessante Frage. Grundsätzlich geht der Begriff "Soziale Gerechtigkeit" von der Gleichheit aller aus und richtet sich daher nicht nach Leistung und darin liegt auch die Schwäche des Begriffs. Die Schwäche des Gegenmodells liegt darin, dass es ebensowenig funktioniert, aber dennoch angewandt wird. Daher stellt sich die Frage, ob die Geldwirtschaft das Problem lösen kann.

Es kommt drauf an, wie man das Wort definiert.
Wenn jeder die Worte definieren würde, wie es ihm gerade passt, könnten wir uns nicht verständigen. Der Bedeutungsinhalt von Begriffen ist durch Konventionen festgelegt, nach denen man sich richten sollte, wenn man etwas mitteilt.

Mittlerweile wohl nicht mehr unbedingt, da beides wohl veraltete Konzepte sind. Es wäre doch auch nicht progressiv, durch eine Revolution die Monarchie wieder einzuführen, oder?
Interessanter Punkt. Der Vorgang an sich wäre zwar progressiv, aber nicht das, was eingeführt wird. Tatsächlich, der Versuch, heute den Kommunismus einzuführen, wäre nicht mehr progressiv, das habe ich hier gar nicht berücksichtigt.

Wenn ich mich recht entsinne ist er nach eigenen Aussagen sozialpolitisch links.
Ja, aber nur, solange es sich dabei um Franzosen handelt und da sehe ich den Haken.

Nach deiner Definition vielleicht. Aber ich sehe es durchaus so, dass ich sagen kann, dass meine Position zur Zeit beispielsweise rechts sein kann, es sich mit der Zeit aber wieder ändern kann. Aber die grundlegenden philosophischen Konzepte daran dürfen sich nicht verändern, jedenfalls nicht, wenn das Konzept zu irgendeiner Zeit gut war, denn wichtige philosophische Wahrheiten sind normalerweise zeitlos.
Sind sie das? Ja, viele sind es. Nur stellt sich die Frage, wo sie Anwendung finden und wo nicht. Und da hätte ich das ganze gerne auch etwas konkreter: du redest von philosophischen Konzepten, die gleichbleiben. Welche denn? Und was hat das mit der Veränderung politscher Ansichten zu tun? Und, nicht zuletzt: Was hat das mit dem Zitat zu tun? Das konnte ich hier nicht ganz erkennen.

Echte Werte können sich m. E. nicht verändern.
Die Werte an sich verändern sich nicht, ihre Bedeutung in der Gesellschaft tut es ständig. Vergleiche doch beispielsweise, welche Werte in den 50ern und 60er-Jahren galten und welche heute die größte Bedeutung besitzen. Du wirst schnell feststellen, dass sich da einiges verändert hat.

Monoceros

Padreic
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Mi 29. Mai 2002, 23:04 - Beitrag #19

@Monoceros
Eine sehr interessante Frage. Grundsätzlich geht der Begriff "Soziale Gerechtigkeit" von der Gleichheit aller aus und richtet sich daher nicht nach Leistung und darin liegt auch die Schwäche des Begriffs. Die Schwäche des Gegenmodells liegt darin, dass es ebensowenig funktioniert, aber dennoch angewandt wird. Daher stellt sich die Frage, ob die Geldwirtschaft das Problem lösen kann.

Dass alle durch Umverteilung gleich viel bekommen, ist von vorneherein zum Scheitern verurteilt, während das jetzige Modell in Deutschland durchaus einigermaßen funktioniert.

Wenn jeder die Worte definieren würde, wie es ihm gerade passt, könnten wir uns nicht verständigen. Der Bedeutungsinhalt von Begriffen ist durch Konventionen festgelegt, nach denen man sich richten sollte, wenn man etwas mitteilt.

Nur es gibt eben nicht immer allgemeingültige Konventionen...

Ja, aber nur, solange es sich dabei um Franzosen handelt und da sehe ich den Haken.

Gut finde ich seine Politik auch nicht, ich wollte nur aufzeigen, dass er durchaus Sozialist ist, was ja nicht heiß, dass er international denkt.

Sind sie das? Ja, viele sind es. Nur stellt sich die Frage, wo sie Anwendung finden und wo nicht. Und da hätte ich das ganze gerne auch etwas konkreter: du redest von philosophischen Konzepten, die gleichbleiben. Welche denn? Und was hat das mit der Veränderung politscher Ansichten zu tun? Und, nicht zuletzt: Was hat das mit dem Zitat zu tun? Das konnte ich hier nicht ganz erkennen.

Politische Ansichten müssen, wenn sie wohlbegründet sind, auf philosophischen Denkgebäuden aufbauen, sonst hängen sie in der Luft. Die Anwendung dieser philosophischen Konzepte muss sich natürlich auch mit der Zeit ändern und damit auch die politischen Konzepte, wenn auch nicht im Kern. Und das bezog sich eher auf das, was du nach dem Zitat geschrieben hast. Der Kern der Konzepte muss eben statisch bleiben, wenn er jemals wahr war.

Die Werte an sich verändern sich nicht, ihre Bedeutung in der Gesellschaft tut es ständig. Vergleiche doch beispielsweise, welche Werte in den 50ern und 60er-Jahren galten und welche heute die größte Bedeutung besitzen. Du wirst schnell feststellen, dass sich da einiges verändert hat.

Zumindest ihre Bedeutung in der Gesellschaft ändert sich. Doch waren beispielsweise die Menschenrechte vor 2000 Jahren wirklich weniger bedeutend oder wurden sie nur für weniger bedeutend angesehen? Ich denke, dass letztere.

Padreic

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Mi 29. Mai 2002, 23:06 - Beitrag #20

@ monoceros,
ich habe mir eigentlich überlegt, ob ich auf sowas überhaupt antworten soll. Eigenlich habe ich das nicht nötig. Ich erinnere mich da ein wenig an unsere erste Unterhaltung, und denke, das hätten wir mittlerweisle hinter uns.
Aber eingie Leute sind und bleiben in ihren Äusserungen halt immer recht X-Treme...
Ich mache es mir nicht einfacher, als du es tust. Der Unterschied ist: Ich betreibe eine bewusste Vereinfachung, du scheinst zu glauben, das ganze zu betrachten.

Wieso sollte ich nicht wissen, wo ich etwas vereinfache? Mein Vorwurf galt der Polemik, nicht dem Inhalt. Und auf diese Verzichte ich durchaus bewusst. Wenn du sie besusst einsetzt, entschuldigt das nichts. Es zeigt nur, dass ein Gespräch kaum möglich ist.
Ach wirklich?

z.B. sowas verstehe ich unter unfairer Diskussion
In manchen Fällen mag das stimmen, aber nicht in allen. Wenn du diese Tatsache nicht anerkennst, scheinst du das rechte Millieu nicht besonders gut zu kennen, auch wenn es selbst dort bisweilen zu überraschenden Allianzen kommen, die die Verlogenheit der angeblichen Ideologietreue nur zu deutlich zeigen.

Wieso wirst du nicht konkret? Was soll die Aussage? Linke Gruppierungen sind statistisch gesehen nicht weniger oft zerstritten, als rechte. Eher im Gegenteil. Woher willst du überhaupt wissen, in welchen Szenen ich mich auskenne? Und vor allem: was tut das zur Sache?
Auch das mag bei einigen der Fall sein, aber du scheinst hier die Idealisten auszuklammern und davon gibt es nicht wenige.

Ein Idealist von seiner Grundbedeutung her, ist schon eine Ausnahmeerscheinung. Noch dazu eine, die einen gewissen Realitätsverlust auszeichnet, und einem Ideal nachhängt. Man kann aber alle ausnahmen so hinstellen, als wären sie repräsentativ, wenn man es braucht, und dann den Nachweis schuldig bleiben...
Eine Autorität ist autoritär.
Ich würde vorschlagen, dass du dich noch einmal mit dem Bedeutungsinhalt der Wörter auseinandersetzt. Dabei wirst du feststellen, dass das ein Widerspruch und deine darauffolgende Argumentation folglich ihre Basis verliert.

Und ich würde vorschlage, du würdes auch mal was Sachliches zwischendrin sagen. Ich habe das Verhältnis kurz skizziert, und wenn du das anders siehst, dann sag es. Und bitte auch wie du es siehst, sonst ist das nicht diskussionsfähig.
Zum Begriff "Soziale Gerechtigkeit": Mit dem Schlagwort ist gemeint, dass der Reichtum (was durchaus nicht nur, aber hier vor allem finanziellen Reichtum bedeutet) möglichst gerecht verteilt wird.

Und was bitteschön versteht man unter gerächt? Vom Wort her kommt es von richten. Es muss sich nach etwas richten. somit müsste man diesen Richtsmasstab auch näher beleuchten. Welchen legst du da an?
Ich denke, der Nationalsozialismus war durchaus rechts und sozialistisch, oder?
In seinem Ursprung vereinte er sozialistische und nationalistische Elemente. Später stand der Sozialismus hingegen hauptsächlich im Namen, extrem tendierende Richtungen lassen sich nicht vollständig vereinen, ohne selbst dabei zugrundezugehen und das ist bei der nationalsozialistischen Ideologie bis heute nicht passiert, nicht nur in Deutschland.

Du stellst meiner Ausführung nur eine Gegenbehauptung auf. Kannst du das auch begründen? Ich denke, das bis zuletzt der sozialistische Aspekt dominiert hat, und das er auch für das strukturelle Übel verantwortlich war. Gewaltherrscher gab es schon viele. Was dieses System so unmenschlich gemacht hat, war die Struktur und Massenbeeinflussung. Etwas typisch sozialistisches...
Inkorrekt.

woher nimmst du eigentlich die Frechheit (und wohl auch in deinem Sinne Autorität) eine Aussage so billig und ohne weiteren Kommentar abzuspeisen?
Doch, das ist sie, denn der Nationalismus schließt ein, dass man sich selbst darin erkennt, sich von anderen abzugrenzen und andere als Gegner zu betrachten. Du scheinst hier mit dem Patriotismus zu verwechseln, der im Grunde nur die Verbundenheit mit der eigenen Heimat ausdrückt, aber das, was außerhalb liegt, nicht grundsätzlich ausschließt. Nationalismus ist eben über diese Kausalität definiert, also ist es falsch zu behaupten, er existiere nicht.

Vielleicht ist er bei dir so definiert. Offensichtlich fahren aber Nationalisten durchaus auch ins Ausland in Urlaub (und lassen Geld da) oder treiben Handel...
Diese Gefahr sehe ich auch und darin liegt auch ein grundsätzliches Problem aller progressiven Richtungen, egal in welchem Bereich. Es ist ein schweres Problem, das sich auch in der Theorie nicht einfach lösen lässt und auch wohl noch nicht gelöst worden ist.

Genau. Es lässt sich nämlich nicht lösen. IMHO ein überzeugender Grund gegen diese Weltanschauungen.
Dennoch ist es auch hier nicht völlig falsch. Tatsache ist, dass der Kommunismus mit all seinen Fehlern für persönliche Zwecke missbraucht wurde. Dass er schon am Menschen scheitern würde, war klar.

Was taugt ein System, bei dem es klar ist, dass es am Menschen scheitern muss?
Das würde einen günstigen Mittelweg bedeuten, den du allerdings in deinen Beiträgen selbst aber offensichtlich ablehnst. Interessant.

Nein, den lehne ich nicht ab. Wo bitte findest du das? Ich bin immer auf der Suche nach dem Richtigen. Egal welches Attribut es hat.
Darin gründet sich auch deine Gläubigkeit, dein Wunsch danach, geführt zu werden und sich an feste Systeme zu halten, die Kollektivität zu erreichen versuchen. Im Grunde aber steht u.a. die Angst dahinter, sich selbst als eigenständiges Wesen in einem dynamischen Gefüge zu betrachten und aufgrund dieser Individualität die Gesellschaft an sich und die eigene Position darin selbst zu definieren und zu bestimmen. Das zeigt sich auch in deiner mangelnden Kritikakzeptanz in diesem Bereich der sogar soweit geht, dass Fakten verharmlost werden. Interessant ist auch, dass der Kommunismus die Individualität des Menschen angreift, aber bei dir deiner Aussagen nach zu urteilen nicht den geringsten Wiederhall findet.
Darin gründet sich auch eine latente Regressivität, die Diskussionen bisweilen etwas erschweren...

Danke für die psychoanalyse. Aber wenn ich mir deine Äusserungen so ansehe, und die Agressivität, die aus ihnen spricht, ist sie wohl nicht vie wert. Du bist wohl eher einer der führt, als einer der sich fürhen lässt? Aber lassen wir das. Wenn dir die Plumpheit dieser "Anmache" nicht selber peinlich ist, dann kann dir eh keiner mehr helfen.
Die Diskussion geht hier aber auch meines Erachtens nach nicht in die richtige Richtung. "Links" und "rechts" kennzeichen in dem Bedeutungszusammenhang zwei Extreme, die mehr oder weniger von den "Anhängern" der Richtungen mehr oder weniger erreicht werden und (Quasi-)Extreme können an sich nicht existieren...

Sie sind halt die Pole, die man erhält, wenn man gewisse Positionen karikiert, oder überspitzt darstellt. Und als solche haben sie sicher ihre Berechtigung, auch wenn sie in diesem Falle schon antiquiert sind
Außerdem haben beide Richtungen einen grundsätzliche Fehler: Sie beanspruchen bei für sich die unbegrenzte Gültigkeit, die allerdings an der Wirklichkeit vorbeigeht.

Das und das Folgende versteht sich bei Skizzierungen ja von selbst...

gruss,
Orald

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