Studiengebühren auch in Deutschland?

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
Gilmor
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So 9. Jun 2002, 17:34 - Beitrag #41

Puh, da hat aber einer einen knallroten Kopf... He, Krauti, ruhig Blut. Nicht aufregen, ändert eh nichts an den Meinungen anderer ;)
Jetzt will ich aber auch Mal weider meinen Senf dazu geben. Das Problem bei unseren Politikern ist halt, dass sie fernab vom "Fußvolk" leben. Sie versuchen Leute zur Kasse zu beten, die ohnehin nicht wissen, wie lange sie den Spagat über dem Fegefeuer des finanziellen Ruins noch aushalten können. Diesen Leuten in ihrer Situation noch ein paar Felsbrocken mit finanziellen Belastungen mehr auf die Schulter zu werfen ist IMO vom sozialen Gesichtspunkt her unverantwortlich (wofür steht noch das S bei SPD?????). Selbst wenn diese Gelder den Unis direkt zu Gute kommen würden, wäre es nicht i. O., weil man die Brechstange in Sachen Finanzproblem der Bildungspolitik an der falschen Seite der Tür ansetzt. Deshalb muss man dieses ganze Problem ganz anders angehen.

Was will der Staat? Der Staat möchte qualitative Arbeitskräfte haben. Gut! Soll er haben. Aber ist da die Masse da der richtige Weg, mit der vielen Leuten Steine in den Weg geworen werden? Nein! Ich bin da eher für den guten alten Spruch; Klasse statt Masse. Wenn man die Zahl der Studierenden senken kann (und zwar nicht aufgrund der finanziellen Fähigkeit, sondern aufgrund der geistigen Fähigkeit), dann hat man wieder überschaubare Hörsääle, Mittel für Fachliteratur, für geschultes Lehrpersonal. Und man hat das Geld, um den fähigen Studenten ein Studienleben zu garantieren, in dem sie sich 100 % auf das Studium konzentrieren können. Dann bekommt der Staat seine Fachkräfte.

Stop, noch nicht schreien.
Denn was hat der Staat davon, wenn die guten Studenten, die leider kein Geld haben, sich neben der Uni noch schufften müssen, damit sie sich die Uni leisten können? Nichts!
Was hat der Staat davon, wenn Leute jahrelang studieren, aber aufgrund ihrer Leistungen für die entsprechenden Berufe kaum geeignet sind, und sie somit Berufe ausüben, die sie auch ohne Studium ausüben könnten? Nichts! Und bei diesem Fall muss man ja auch fragen, was der Betroffene davon hat, wenn er jahrelang lernt, aber aufgrund seines Arbeitswillen oder seiner Leistungsfähigkeit einen Beruf ausübt, der seinem Abschluss eigentlich nicht gerecht wird. Nichts. Das führt nur zu Unzufriedenheit.

Deswegen mein Vorschlag für eine besser Studienzeit:
1.) Heraufsetzung der Anforderungen für die Einschreibung an Unis
2.) die durch die geringere Zahl der Studenten eingesparten Gelder in die Unis und die Studierenden stecken.

Dabei spart der Staat Geld, die Studierenden sparen Zeit und Nerven, und die Wirtschaft bekommt studierte Fachkräfte. Und die STudiengebühr wäre damit dann hinfällig.

Krautwiggerl
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So 9. Jun 2002, 21:39 - Beitrag #42

Deswegen mein Vorschlag für eine besser Studienzeit:
1.) Heraufsetzung der Anforderungen für die Einschreibung an Unis
2.) die durch die geringere Zahl der Studenten eingesparten Gelder in die Unis und die Studierenden stecken.


Ja, dafür bin ich auch. Man sollte vorher Eignungstests machen, mit denen man besser feststellen kann, ob einer wirklich daran interesse hat und die nötige Ausdauer, oder ob er nur muss, weil er mal später Vatis Anwaltskanzlei übernehmen soll.
Aber so wie's jetzt geplant ist verringert man die Studentenzahl nur, indem man die Armen aussperrt. Unsozialer geht's wohl nicht.

Persisteus
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Di 18. Jun 2002, 00:20 - Beitrag #43

Jeder mit dem entsprechenden Abschluss sollte studieren können... Eignungstests und der restliche Humbug sind unzureichend. Ausserdem entwickeln sich mache erst nach und nach zu Dauerstudenten.

Feuerkopf
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Di 18. Jun 2002, 09:48 - Beitrag #44

Ich mache einen anderen Vorschlag:

Die Unis bzw. die Studiengänge verpflichten sich zu mehr Transparenz.
Es kann doch nicht angehen, dass die Studienberatungen so wenig hilfreich sind.
Dazu gehört natürlich eine Neustrukturierung der Studiengänge, eine ordentliche Entrümpelung und ein gescheiter Informationsfluss schon in die Schulklassen, die zum Abitur führen.

Frag mal, wieviele Leute mit falschen Vorstellungen und Voraussetzungen ein Studium anfangen und dann entweder das Fach wechseln müssen oder enttäuscht abbrechen.

Es muss aber auch wieder möglich sein, mal in ein anderen Fachgebiet "hineinschnuppern" zu können, damit man kein Fachidiot wird.
Reine Büffelei und reinster Leistungsdruck schafft eine Spezies von Wissenschaftlern, die ich als Karrierebolzer oder Scheuklappentypen bezeichnen würde. Guckt doch, was der NC mit dem Fach Medizin angerichtet hat! Es ist doch besser, jemand mit einem Abischnitt von 3 und dem sehnlichen Willen, ein guter Arzt zu werden, schafft es, als ein Schleimer, der den Einserschnitt erkämpft hat auf Kosten anderer (Das war jetzt polemisch, ich weiß.) und der bloß Arzt werden will wg. der vielen Kohle, die man (früher) verdienen kann (konnte).

Eine verstärkte Berufsorientierung der Studiengänge würde auch nicht schaden. Ein bisschen kaufmännisches Wissen schadet auch keinem Geisteswissenschaftler oder Naturwissenschaftler, woll? ;)
Viel mehr Praktika wären vonnöten.

Die Studentenzahlen einzuschränken führt nur zu noch weniger Akademikern...

Feuerkopf
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Do 4. Jul 2002, 09:08 - Beitrag #45

Wozu doch Streiks gut sind...

In NRW werden Studiengebühren eingeführt, aber nur für Langzeitstudenten und Senioren (ab 60 Jahren).
Es wird bei Überschreitung der Regelstudienzeit um vier Semester angesetzt, allerdings gibt es für alle möglichen Ausnahmen Zusatzsemester angerechnet.
Und: Das Geld soll in den Bildungsetat fließen!!!

Auch Zweitstudiengänge werden kostenpflichtig, doch das erste Studium soll nach wie vor frei bleiben.
Ich weiß noch nicht recht, was ich davon halten soll...

Krautwiggerl
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Do 4. Jul 2002, 14:19 - Beitrag #46

Nun, in Bayern wird man schlicht exmatrikuliert, wenn man 4 Semester über Regelstudienzeit liegt und keinen "triftigen" Grund vorlegen kann, warum man bis jetzt noch nicht die Abschlussprüfung abgelegt hat. Dagegen habt ihr's noch gut!!
Dass das Geld in die Bildung zurückfliessen soll ist im Wortlaut gut, das glaube ich diesen Oberlügnern aber auch erst, wenn ich es selbst sehe!

Feuerkopf
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Sa 6. Jul 2002, 10:39 - Beitrag #47

Original geschrieben von Krautwiggerl
Nun, in Bayern wird man schlicht exmatrikuliert, wenn man 4 Semester über Regelstudienzeit liegt und keinen "triftigen" Grund vorlegen kann, warum man bis jetzt noch nicht die Abschlussprüfung abgelegt hat. ...


Jetzt weiß ich wenigstens, wieso die Bayern zu wenig Akademiker "produzieren" und stattdessen in den anderen Bundesländern (die ja so geistig unterbemittelte Bewohner haben) wildern müssen....

Krautwiggerl
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Sa 6. Jul 2002, 12:51 - Beitrag #48

Ja, der Stoiber soll mal bloss still sein wegen PISA. (Mal abgesehen, dass ich den Mann immer mehr als eine Gefahr sehe, nach den neuerlichen Äusserungen über Atomwaffen, das nur am Rande). Im bayerischen Bildungssystem passt genausowenig wie im Rest von Deutschland, vielleicht sogar noch weniger, denn Qualität der Bildung bedeutet, dass möglichst viele in den Genuss kommen und man nicht wilde Selektion als Gütesiegel ansieht (Finnland bringt über die Hälfte zum Abitur, wie machen die das bloss, wenn sie nicht Ausserirdische sind, Herr Stoiber?)

Traitor
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Sa 6. Jul 2002, 14:14 - Beitrag #49

Die ANzahl der Abiturienten kann auch kein Maß für Bildugn sein. In Schweden erreichen angeblich über zwei Dritel der Schüler die Hochschulreife, sowas ist einfach unmöglich, wenn die Anforderungen auf einem realistischen Niveau liegen, egal wie gut das Bildungssystem ist.

Krautwiggerl
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Sa 6. Jul 2002, 14:36 - Beitrag #50

2/3 finde ich auch etwas hoch, dass du 40% auf Hochschulniveau bringen kannst, glaube ich sehr wohl.
Ich stelle dir jetzt zwei drei Alternativen zur Auswahl und du beantwortest mir bitte die Frage, bei welcher Methode der Lernerfolg am besten und dauerhaftesten ist und gleichzeitig noch, welche Methode am schlechtesten ist und welche in Deutschland vorherrscht ;)
1) Bücher (mehr oder weniger) auswendig lernen
2) den Schülern Denkaufgaben zu stellen, basierend auf dem Gelesenen
3) die Schüler dazu bringen, dass sie sich das Gelernte gegenseitig erklären und gemeinsam ihr Wissen kombinieren

Traitor
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Sa 6. Jul 2002, 16:00 - Beitrag #51

Ich vermute mal, du willst darauf hinaus, dass bei uns ersteres vorherrscht. Ich würde uns aber eher auf 2. einordnen. Am besten ist eine Mischugn aus allem drei. Nur "freies Arbeiten" bringt nämlich auch nicht viel. Aber das führt zu weit vom Universitäts- zum Schulthema hin.
40% sind vielleicht machbar, aber ich denke der Wert ist noch zu hoch. Es könnne ja auch nicht 40% der Arbeitnehmer Akademiker sein, und somit wird es eine sehr hohe Durchfallquote geben müssen.

Krautwiggerl
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Sa 6. Jul 2002, 18:18 - Beitrag #52

Ja, eine Mischung aus allen drei Dingen wäre gut, wobei der Schwerpunkt auf Nummer 3 liegt. Bücher lesen kann man den Schülern auch als Hausaufgabe auf's Auge drücken, im Unterricht sollte das nicht nochmal so durchgekaut werden, sondern angewandt! Mir schwebt jetzt da sowas spontanes wie das Lösen von Aufgaben in Gruppen vor, wo die Schüler sich durch gegenseitiges Erklären ihre Lücken füllen und ihnen das durch das Erklären selbst in Fleisch und Blut übergeht (das tut es wirklich!!!). Was muss ich denn z.B. in Geschichte alle Fakten nochmal an die Tafel kritzeln, wenn es alles genauso im Buch steht? Sollte man die Zeit nicht dazu verwenden, das im Buch gelesene kritisch zu betrachten, geschichtliche Verbindungen herzustellen usw. (siehe mögl. Methode oben)?
Bei uns herrscht nicht Nummer 2 vor, sondern eine Mischung aus 1) und 2), während 3) bis jetzt völlig vernachlässigt wird!
40% sind machbar! Auch 40% Akademiker sind tragbar. Wenn nicht so extrem am Bildungssektor gespart würde und man endlich mehr internationale Abschlüsse wie den Bachelor einführen würde, dann ginge das locker!
(Ich erkenne hier übrigens eine alte, typ. deutsche Denkweise: wenn nicht die Mehrheit durchfällt, dann muss die Ausbildung schlecht sein... fatal)

Traitor
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Sa 6. Jul 2002, 19:32 - Beitrag #53

Zur Schulsache können wir besser hier weiterdiskutieren.
Auch 40% Akademiker sind tragbar.
Dann würde doch ein Großteil der studierten Leute für sie unterqualifizierte Berufe ausüben, was die Zufriedenheit nicht gerade steigert.
Ich erkenne hier übrigens eine alte, typ. deutsche Denkweise: wenn nicht die Mehrheit durchfällt, dann muss die Ausbildung schlecht sein... fatal
Ich würde eher sagen: durchfallen sollten möglichst wenige. Aber es sollten möglichst früh nur die zugelassen werden, die auch eine Chance haben. ZB die Verwandlung der Gymnasien zur Allgemeinschule war ein großer Fehler.

Feuerkopf
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Sa 6. Jul 2002, 20:20 - Beitrag #54

An den Unis werden immer noch Buchinhalte gebimst. Du musst auswending lernen.
Finde ich ätzend.

Mir würde auch gefallen, Bücher referierend kennen zu lernen. Etwas mehr kritische Distanz wäre auch wünschenswert.
Problembezogenes Denken, das wäre es...

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